Die wirtschaftliche Lage in Russland befindet sich gegenwärtig in einer Abwärtsspirale, die selbst die optimistischen Prognosen der Regierung in Moskau weit überholt hat. Dies führte dazu, dass führende Wirtschaftsexperten prognostizieren, dass die bisherigen Wachstumsziele zeitnah herabgestuft werden müssen. Diese Einsicht teilte der russische Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow bei einem renommierten Wirtschaftsforum in Wladiwostok mit. Ursprünglich hatte die Regierung im April dieses Jahres ein Wachstum von 2,5 Prozent in Aussicht gestellt.
Der ehemalige Wirtschaftsminister und aktuelle Vorstandsvorsitzende der Sberbank, German Gref, äußerte sich zur wirtschaftlichen Situation im zweiten Quartal mit der Bezeichnung 'technische Rezession'. Zudem verzeichneten die Monate Juli und August einen deutlich stagnierenden Trend mit beinahe null Prozent Wachstum. Gref hob hervor, dass es entscheidend sei, die Leitzinsen erheblich zu reduzieren, um die wirtschaftliche Aktivität zu beleben. Die russische Zentralbank hatte die Kreditzinsen angesichts hoher Inflationsraten einst auf ein Rekordhoch von 21 Prozent gesetzt. Zwar erfolgte eine Senkung auf 18 Prozent, jedoch bestehen weiterhin Forderungen, insbesondere seitens der Unternehmer, nach weiteren Erleichterungen. Gref forderte in Wladiwostok eine Senkung auf zwölf Prozent.
In der Zwischenzeit hat die russische Kriegswirtschaft einige Schwächen nationaler Unternehmen verschleiert. Trotz der anhaltenden wirtschaftlich herausfordernden Situation durch den Ukraine-Konflikt und der damit verbundenen Sanktionen, die nunmehr seit dreieinhalb Jahren in Kraft sind, war Russland bislang in der Lage, beeindruckende Wachstumsraten von vier Prozent zu erzielen. Jedoch offenbaren die zivilen Sektoren – insbesondere jene, die nicht im gleichen Maße von staatlichen Subventionen profitieren – signifikante Schwächen, die nun immer deutlicher zutage treten.