Der Schein von Stärke
Wladimir Putin inszeniert sich als Herrscher zwischen Goldsäulen und rotem Teppich, zuletzt hofiert von Donald Trump in Alaska. Doch hinter der Fassade bröckelt die russische Ökonomie: Dreieinhalb Jahre nach Kriegsbeginn gegen die Ukraine steht ein Land mit der Wirtschaftsleistung Italiens unter enormem Druck. Die Fassade der Stärke ist teuer erkauft.
Banken unter Zwang
Bloomberg-Recherchen zeigen: Russische Banken werden gezwungen, den Krieg über billige Kredite mitzufinanzieren. Rüstungsbetriebe leben von künstlich gestützten Darlehen, viele von ihnen sind längst überschuldet. Gleichzeitig fressen die hohen Leitzinsen – aktuell 18 Prozent – die Finanzhäuser auf. Ein Bankenkollaps ist nicht ausgeschlossen, warnen Beobachter.
Der Staatsfonds schmilzt dahin
Um das Defizit zu stopfen, greift der Kreml in die Rücklagen. Drei Viertel des Nationalen Wohlstandsfonds sind bereits aufgebraucht. Laut Prognosen der finnischen Zentralbank könnten die frei verfügbaren Mittel bis Ende des Jahres erschöpft sein. Damit droht Putins wichtigste finanzielle Lebensader zu versiegen.

Exporterlöse brechen weg
Öl und Gas liefern weiterhin rund 30 Prozent des Staatshaushalts. Doch die Einnahmen schrumpfen: Energiepreise sind gefallen, westliche Märkte dauerhaft verloren. Ersatzgeschäfte mit China und Indien laufen nur über Rabatte. Gleichzeitig meldet die Landwirtschaft die schlechteste Getreideernte seit 17 Jahren.
Demografie als Bumerang
Die Weltbank schätzt, dass die Zahl der Arbeitsfähigen seit Kriegsbeginn um zwei Millionen gefallen ist. Hunderttausende Männer kämpfen an der Front, viele Junge verlassen das Land. Netto wanderten 2024 rund 178.000 Menschen aus – hochqualifizierte Fachkräfte darunter. Für eine alternde Gesellschaft ist das ein ökonomisches Todesurteil.
Mit Vollgas in die Sackgasse
Noch stützt die Kriegswirtschaft die offiziellen Wachstumszahlen. Doch der zivile Sektor schrumpft, Investitionen versiegen, die Inflation bleibt hoch. Experten von Bruegel und der finnischen Notenbank warnen: Russland rast auf eine Finanzkrise zu – mit Gelddrucken als letztem Notnagel. Ein Szenario, das Hyperinflation und Kontrollverlust bedeuten könnte.
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