Europa steht wieder einmal vor einer alten Bekanntschaft: Russland hat die USA überholt und sich erneut als einer der Hauptgaslieferanten Europas positioniert. Diese Entwicklung zeigt, wie schwierig es für Europa ist, sich von russischem Gas zu lösen, auch wenn die politischen Spannungen groß sind.
Energie-Schach mit geopolitischen Figuren
Es ist ein echtes Hin und Her: Obwohl die USA versucht haben, Europa mit dem sogenannten "Freedom Gas" zu versorgen und so von Russland unabhängiger zu machen, zeigen die neuesten Zahlen etwas anderes.
„Dass die EU sehenden Auges zulässt, dass Russland wieder Großexporteur von Gas nach Europa wird, ist ein Skandal“, erklärte Norbert Röttgen (Außenpolitiker der CDU).
Laut der Denkfabrik Bruegel hat Russland im letzten Quartal etwa 12,73 Milliarden Kubikmeter Gas nach Europa geliefert – ein bisschen mehr als die 12,27 Milliarden Kubikmeter aus den USA.

Europas Energieklemme
Diese Zahlen kommen zu einer Zeit, in der der Konflikt in der Ukraine andauert und Europa eigentlich weg möchte von russischen Energieimporten. Dass Russland seine Gaslieferungen sogar ohne die Nord Stream Pipeline steigern konnte, zeigt, wie vertrackt und kompliziert die Energiepolitik in Europa ist.
Was Politiker dazu sagen
Die politischen Reaktionen sind durchaus kritisch. Der deutsche CDU-Politiker Norbert Röttgen zum Beispiel fordert ein komplettes Importverbot für russisches Gas und kritisiert die aktuelle Politik. Die EU hat zwar kürzlich Maßnahmen gegen russische LNG-Projekte ergriffen, aber ob diese wirklich greifen, bleibt abzuwarten.
Transitland Ukraine in der Zwickmühle
Auch die Rolle der Ukraine ist unsicher. Die Verträge für den Gastransit laufen Ende 2024 aus, und es ist nicht klar, ob sie verlängert werden. Aserbaidschan hat angeboten zu vermitteln, aber die langfristigen Aussichten sind ungewiss.
Die EU muss sich also überlegen, wie sie ihre Energieversorgung sicherstellt, ohne ihre politischen Prinzipien zu verraten.
Das Energieparadox der EU
Dieses Szenario zeigt das große Dilemma, in dem Europa steckt: Einerseits möchte man unabhängig von einem Land sein, das einen Krieg führt, andererseits muss aber auch die Wirtschaft am Laufen gehalten werden.
Wie die EU diese Gratwanderung meistert, bleibt eine offene Frage. Es geht darum, einen Weg zu finden, der sowohl ethisch vertretbar als auch praktisch umsetzbar ist.