Am deutschen Aktienmarkt zeigt sich in dieser Woche eine spürbare Zurückhaltung, ausgelöst durch die Verunsicherung infolge eines schwachen US-Arbeitsmarktberichts. Die Hoffnungen auf eine mögliche Leitzinssenkung der US-Notenbank Mitte September haben zwar zugenommen, jedoch belasten anhaltende Konjunktursorgen die Anlegerstimmung. Zwar hat sich der DAX von einem vorherigen Einbruch erholt, doch bleiben die weiteren Marktentwicklungen von Unsicherheiten geprägt.
Marktexperten zeigen sich uneinig in ihrer Einschätzung zur möglichen Zinssenkung durch die US-Notenbank am 17. September. Während einige Analysten diese Maßnahme als überfällig betrachten, sehen andere darin die Möglichkeit, den Finanzmärkten erneut Stabilität zu verleihen. Führende Analysten und Strategen, darunter Jürgen Molnar und Jochen Stanzl, bewerten den deutschen Leitindex trotz der bestehenden geopolitischen Risiken und den gestiegenen Anleiherenditen als weiterhin stark. Sie warnen jedoch, dass eine plötzliche Änderung der Anlegerstimmung mit erheblichen Kosten verbunden sein könnte.
Der schwache Arbeitsmarktbericht in den USA hat die Erwartung einer bevorstehenden Zinssenkung weiter verstärkt. Die zeitnah anstehenden Verbraucherpreisdaten könnten jedoch die Inflationserwartungen erheblich beeinflussen und damit auch die Aussicht auf eine Zinssenkung. Robert Greil von der Privatbank Merck Finck warnt vor einem möglichen Anstieg der US-Inflation auf 3 Prozent oder mehr, was die bestehende Erwartungshaltung stark erschüttern könnte.
Die bevorstehende Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) am 11. September tritt hinter den Entwicklungen in den USA eher in den Hintergrund. Dennoch könnte die EZB im kommenden Herbst einen weiteren Zinsschritt erwägen, insbesondere um hochverschuldete Eurozonen-Staaten, wie das mittlerweile in den Fokus gerückte Frankreich, zu entlasten. Der französische Ministerpräsident Francois Bayrou steht am Montag vor einer Vertrauensabstimmung, deren Ergebnis die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen maßgeblich beeinflussen könnte.
Gleichzeitig bleibt die deutsche Industrie durch die jüngst verhängten US-Zölle unter Druck, obgleich ein positiver Trend in den Großbestellungen positiv auf die Lage wirkt, trotz schwacher Auftragseingänge im Juli. Die deutsche Wirtschaft zeigt sich bisher resilient gegenüber den Handelshemmnissen, wenngleich mit Spannung weitere Daten zur Industrieproduktion erwartet werden.
Unternehmen stehen diese Woche im Fokus, insbesondere die Rückversicherer Munich Re und Hannover Rück, sowie die Automobilbranche, die durch die Internationale Automesse IAA Mobility frische Impulse erhalten könnte. Zusätzlich könnten die bevorstehenden Quartalsergebnisse internationaler Konzerne wie Oracle, Inditex und Adobe bedeutende Auswirkungen auf die deutschen Aktienmärkte haben und ihnen neue Impulse verleihen.