15. Dezember, 2025

Wirtschaft

Rückläufige Gewinne und strukturelle Veränderungen belasten die deutsche Automobilindustrie

Die deutsche Automobilindustrie sieht sich gegenwärtig mit einem der schwerwiegendsten Gewinneinbrüche seit der globalen Finanzkrise konfrontiert. Zwischen Juli und September konnten die führenden Hersteller Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz zwar Absatz und Umsatz stabil halten, doch der operative Gewinn verzeichnete einen dramatischen Rückgang von 76 Prozent. Eine aktuelle Analyse der Prüfungs- und Beratungsfirma EY zeigt, dass der Gewinn der Branche auf lediglich etwa 1,7 Milliarden Euro gesunken ist, was den niedrigsten Stand seit dem dritten Quartal 2009 darstellt.

Im internationalen Vergleich schnitt die deutsche Automobilindustrie in Bezug auf Umsatz- und Gewinnwachstum im dritten Quartal besonders schwach ab. Die weltweit 19 größten Automobilhersteller erzielten zwar einen leichten Umsatzanstieg auf rund 531 Milliarden Euro, jedoch schrumpfte der Gewinn vor Zinsen und Steuern um 37 Prozent auf 18,9 Milliarden Euro. Dies stellt das niedrigste Niveau seit 2018 dar und verdeutlicht die globalen Herausforderungen der Branche.

EY-Autoexperte Constantin Gall beschreibt die gegenwärtige Krise als Resultat mehrerer Faktoren: Die Schwäche des Premiumsegments, die belastende US-Zollpolitik, ungünstige Wechselkursentwicklungen sowie die erheblichen Investitionen in die Elektromobilität, welche bisher keine signifikanten Renditen hervorbringen konnten. Zusätzlich belasten hohe Kosten für die Umstrukturierung der Unternehmen die Branche. Diese Faktoren in Kombination führen zu einer besonders herausfordernden Zeit für die deutschen Automobilhersteller.

In China, dem weltweit größten Automobilmarkt, zeigt sich dieser Wandel besonders deutlich. Hier verzeichneten deutsche Hersteller im dritten Quartal einen Rückgang des Absatzes um neun Prozent. Der Anteil der China-Geschäfte am weltweiten Absatz schrumpfte von 39 Prozent im Jahr 2020 auf nur noch 29 Prozent. Gall unterstreicht, dass lokale Marken zunehmend bevorzugt werden, während westliche Unternehmen mit Schwierigkeiten konfrontiert sind, diesen Trend zu durchbrechen.

Ein positives Signal kommt hingegen aus Japan: Hier führt Suzuki die Branche mit einer operativen Marge von 9,2 Prozent an, während BMW mit einer Marge von 7,0 Prozent folgt. Dennoch sehen sich die meisten Unternehmen mit rückläufigen Gewinnen relativ zum Umsatz konfrontiert, da die durchschnittliche Marge auf ein zehnjähriges Tief von lediglich 3,9 Prozent gefallen ist.

Der starke Druck auf die deutsche Automobilindustrie hat zudem umfassende Arbeitsplatzabbauprogrammen zur Folge. Unternehmen wie Bosch, ZF Friedrichshafen, Mercedes-Benz und Volkswagen haben bereits entsprechende Maßnahmen angekündigt. Laut dem Statistischen Bundesamt sind insbesondere Zulieferer stark betroffen. Gall äußerte jedoch die Hoffnung, dass diese drastischen Schritte letztlich zu Effizienzgewinnen führen können, trotz der anfallenden hohen initialen Kosten.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Diskussion betrifft die Zukunft der Elektromobilität. Während die Nachfrage nach Verbrennungsmotoren, insbesondere Hybriden, weiterhin stark bleibt, stellen diese Entwicklungen die prognostizierten raschen Zuwächse bei Elektrofahrzeugen in den Schatten, zumindest in westlichen Märkten. Dies wirft Fragen über die strategische Ausrichtung der Branche auf und verlangt von den Herstellern eine Anpassung an sich ändernde Marktbedingungen.