08. Mai, 2025

Börse

Rheinmetall auf Allzeithoch – UBS erwartet noch deutlich mehr

Die Aktie des Düsseldorfer Rüstungskonzerns klettert erstmals über 1.600 Euro. UBS sieht die Rally erst am Anfang – und traut Rheinmetall langfristig ein Kursziel von 1.840 Euro zu. Der Grund: Die Märkte unterschätzen, was auf dem NATO-Gipfel beschlossen werden könnte.

Rheinmetall auf Allzeithoch – UBS erwartet noch deutlich mehr
Die Schweizer Großbank sieht in Rheinmetall erhebliches Potenzial. Jeder zusätzliche Umsatzsprung bis 2030 könnte den fairen Wert um weitere 200 Euro steigen lassen, so Analyst Sven Weier.

Rüstungsriese auf Rekordjagd

Das 1.600-Euro-Level war für Rheinmetall bisher eine Art Schallmauer – jetzt ist sie durchbrochen. Am Montagvormittag notierte das Papier auf Xetra zeitweise bei 1.629 Euro – so hoch wie nie zuvor. Seit Jahresbeginn hat sich die Aktie damit um über 40 Prozent verteuert.

Quelle: Eulerpool

Für Analysten wie Sven Weier von UBS ist das allerdings noch nicht das Ende der Fahnenstange. Er hebt das Kursziel auf 1.840 Euro an – und betont: Selbst dieses Niveau bilde nur die „untere Bandbreite“ des möglichen Aufwärtspotenzials ab.

Die Märkte, so Weier, hätten den Ernst der geopolitischen Lage noch nicht vollständig eingepreist.

UBS: Markt unterschätzt Rüstungsdynamik

In seiner neuen Bewertung schreibt Weier, dass für jeden zusätzlichen Umsatzanstieg von 5 Milliarden Euro bis 2030 der faire Wert der Rheinmetall-Aktie um weitere 200 Euro steigen dürfte.

Quelle: Eulerpool

Entscheidend seien dabei zwei Faktoren: die anstehenden Quartalszahlen am 8. Mai – und das NATO-Treffen kurz darauf.

Besonders der Gipfel könnte zum Katalysator werden: Denn während ein Verteidigungsziel von 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in vielen Ländern bereits als ambitioniert gilt, verweist Weier auf neue Töne aus Washington. Die US-Regierung denke offen über 5 Prozent nach – ein Szenario, das die europäischen Verteidigungshaushalte auf ein völlig neues Niveau heben könnte.

Historische Sonderkonjunktur

Rheinmetall profitiert von einem historischen Paradigmenwechsel. Der Ukraine-Krieg hat den Kurs der europäischen Sicherheitspolitik dauerhaft verändert. Staaten rüsten nicht nur auf, sie tun es mit langfristiger Perspektive.

Und Rheinmetall liefert: Artillerie, Munition, Panzer, Lkw, Sensorik, Drohnentechnik – das Produktportfolio deckt nahezu jede militärische Bedarfskategorie ab.

Quelle: Eulerpool

Doch der Boom ist nicht ohne Risiko. Politisch ist die massive Aufrüstung umstritten, gesellschaftlich nicht unumstritten. Kritiker warnen vor einer schleichenden Militarisierung der Industriepolitik.

Anleger hingegen schauen derzeit weniger auf ethische Debatten – und mehr auf Margen, Auftragsbestände und Kapitalrenditen.

Mehr als nur ein Kriegsgeschäft

Was Rheinmetall zusätzlich Rückenwind verleiht: Das Unternehmen positioniert sich zunehmend als Technologiekonzern – nicht nur im klassischen Waffengeschäft, sondern auch in Bereichen wie Sensorik, autonomes Fahren oder Luftabwehrsysteme mit KI-Komponenten.

Damit schiebt sich Rheinmetall auch in zivile Innovationsfelder vor, etwa beim Schutz kritischer Infrastruktur oder in der Cyberabwehr.

Analysten sehen darin nicht nur eine Imageaufwertung, sondern auch einen Diversifizierungseffekt. Die Konzernstrategie – nicht mehr allein als Waffenlieferant, sondern als sicherheitstechnologischer Komplettanbieter wahrgenommen zu werden – scheint aufzugehen.

Die Bewertung bleibt ambitioniert

Mit einem erwarteten KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) im niedrigen 20er-Bereich liegt Rheinmetall im internationalen Vergleich derzeit nicht übertrieben hoch. Im Gegenteil: Viele US-Rüstungsriesen wie Lockheed Martin oder Northrop Grumman werden deutlich höher bewertet – trotz stagnierender Margen.

Rheinmetall hingegen wächst. Und zwar profitabel. Das EBIT stieg im vergangenen Jahr um über 30 Prozent, die Marge lag bei rund 13 Prozent – Tendenz steigend. Für 2026 peilt der Konzern einen Umsatz von 13 bis 14 Milliarden Euro an, rund doppelt so viel wie vor fünf Jahren.

Wenn die NATO liefert, liefert auch Rheinmetall

Die Ausgangslage für den Düsseldorfer Konzern ist historisch günstig. Die Nachfrage ist da, die politische Rückendeckung ebenfalls.

Sollte der NATO-Gipfel die Erwartungen von UBS übertreffen – und statt 3 vielleicht 4 oder gar 5 Prozent BIP als Ziel für Rüstungsausgaben festschreiben – dürfte das aktuelle Kursziel von 1.840 Euro nur eine Zwischenetappe sein.

Aber auch ohne politische Showeffekte ist klar: Rheinmetall spielt in einer Liga, in der Wachstum derzeit nicht aus dem Silicon Valley kommt – sondern aus dem Verteidigungsetat.

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