Ein Weckruf, den keiner hören will
Während Vorstandsetagen deutscher Banken noch über die Zukunft der Filialen diskutieren, schreibt Revolut längst die neue Realität.
100.000 deutsche Neukunden pro Monat, über zwei Millionen Nutzer hierzulande, ein Umsatzplus von 76 Prozent im letzten Jahr – und das in einer Branche, die sich gern als verlässlich, aber träge inszeniert.
Revolut bricht nicht nur mit traditionellen Bankstrukturen, sondern mit einem ganzen Denken: Weniger Papiere, weniger Gebühren, weniger Anträge – mehr Geschwindigkeit, mehr Angebot, mehr Nutzerzentrierung.
Die Bank der Zukunft kommt nicht aus Frankfurt oder München – sie kommt aus London, per App.
Die alten Ausreden greifen nicht mehr
Lange hatten sich deutsche Banken an bequemen Abwehrmanövern festgehalten: Neobanken könnten keine Compliance, sie seien nie profitabel und ohnehin Spielzeuge für Tech-Enthusiasten. Diese Argumente wirken heute wie Relikte.
Revolut erzielt seit mehreren Jahren schwarze Zahlen, hat regulatorisch nachgelegt und bietet inzwischen sogar deutsche IBANs an. Mit einem „Ökosystem aus Finanzprodukten“, das Girokonto, Trading, Krypto, Versicherungen und Investitionen umfasst, wird Kundenbindung neu definiert – während manche Regionalbank ihre App weiterhin wie eine 2010er-Website wirken lässt.
Cross-Selling, das wirklich funktioniert
Besonders bemerkenswert ist, wie konsequent Revolut auf Zusatzgeschäfte setzt. Allein das Investment- und Anlagegeschäft wuchs um 289 Prozent – auf knapp 600 Millionen Euro.
Während klassische Banken ihren Kunden Wertpapierdepots oft als notwendiges Übel verkaufen, macht Revolut daraus eine Erlebniswelt: intuitive Bedienung, niedrige Hürden, attraktive Zusatzdienste.
Die Logik: Wer einmal sein Konto, seine Aktien und seine Versicherungen an einem Ort verwaltet, wechselt nicht mehr so schnell. Ein Prinzip, das traditionelle Häuser zwar kennen – aber selten konsequent umsetzen.
Lesen Sie auch:

Stillstand als größtes Risiko
Der Erfolg von Revolut ist kein Hype. Es ist ein strukturelles Problem der etablierten Banken. Zu lange wurde die Digitalisierung als Kür betrachtet, nicht als Pflicht. Zu oft vertraute man darauf, dass der Wechselaufwand die Kunden schon bei der Stange halten würde.
Doch mit jedem Monat, in dem Revolut 100.000 neue Nutzer gewinnt, schrumpft das Fundament der alten Geschäftsmodelle. Und die Branche steht vor einer bitteren Erkenntnis: Wer digitale Transformation verschläft, verliert nicht zuerst seine Technik – sondern seine Kunden.
Die wahre Bedrohung: Gleichgültigkeit
In den Führungsetagen der deutschen Banken wäre jetzt der Zeitpunkt für radikales Umdenken. Statt weitere Ressourcen in Fusionen und Restrukturierungen zu binden, braucht es echte Innovationsoffensiven: moderne Apps, datengetriebene Dienstleistungen, nahtlose Customer Journeys – nicht in fünf Jahren, sondern jetzt.
Denn die Loyalität der Kunden ist endlich. Und die Fintechs sind bereit, sie abzufangen.