Die Bundesnetzagentur sorgt mit einem neuen Entgelt-Entwurf für frischen Wind im deutschen Breitbandausbau. Die Regulierungsbehörde hat sich nun festgelegt, wie hoch die Mietpreise für sogenannte Leerrohre sein sollen, die für das Verlegen von Glasfaserkabeln genutzt werden und der Deutschen Telekom gehören. Diese Vorabentscheidung ist ein statementreiches Zeichen im laufenden Disput über den Zugang zu essenziellen Infrastrukturkomponenten und wartet nun auf eine Stellungnahme der EU-Kommission.
Die vor allem zwischen Verteilerkästen und Haushalten verlegten Leerrohre stellen eine zentrale Ressource für den anspruchsvollen Glasfaserausbau dar. Die Telekom wurde bereits im letzten Jahr angewiesen, ihren Konkurrenten Zugang zu diesen Rohren zu gewähren. Die klare Intention: Ein beschleunigter Netzausbau durch Mitnutzung bestehender Infrastrukturen und die Vermeidung redundanter Tiefbauarbeiten.
Diese Strategie führte zu anhaltender Kritik seitens konkurrierender Anbieter, allen voran Vodafone, bei denen von "Mondpreisen" hinsichtlich der von der Telekom geforderten Entgelte die Rede war. Die Telekom befand sich in der Kritik, überzogene Mietpreise für ihre Leerrohre gefordert zu haben. Diese Kritik scheint nun gehört: Die Bundesnetzagentur peilt in ihrem Entwurf Mietpreise an, die teils deutlich unter den Forderungen des Bonner Riesen liegen.
Die anvisierten monatlichen Preise sollen, je nach Rohrkategorie, um 30 bis 89 Prozent niedriger ausfallen als von der Telekom veranschlagt. Dennoch sind die jetzt diskutierten Entgelte höher als die bereits für andere Netzabschnitte etablierten regulierten Preise. Die behördliche Preisermittlung berücksichtigt zudem potenzielle Kundenverluste der Telekom, die eintreten könnten, wenn Wettbewerber ihre Kabel durch die Leerrohre ziehen.
Klaus Müller, der Chef der Bundesnetzagentur, hebt hervor, dass der Entwurf darauf abzielt, die Interessen beider Seiten angemessen zu berücksichtigen und gleichzeitig den Ausbau der Glasfaserinfrastruktur nachhaltig zu fördern.
Währenddessen zeigt sich die Telekom wenig begeistert und betont das Risiko einer Untergrabung des Investitionsanreizes im Bereich des kostspieligen Tiefbaus durch zu niedrige Entgelte. Andererseits sieht Vodafone einen strategischen Vorteil in der behördlichen Entscheidung und die Chance, den deutschen Markt für einen schnelleren Glasfaserausbau zu öffnen.
In der Zwischenzeit verschärft sich der Wettbewerb im Glasfasermarkt stetig. Die Telekom hat mit ihrem ambitionierten "Fiber to the Home"-Projekt eine Führungsposition inne, während Vodafone als Nachzügler auf günstigere Konditionen setzt, um seinen Rückstand wettzumachen.