09. Mai, 2025

Wirtschaft

Ray Dalio schlägt Alarm – Trump zerreißt das Weltwirtschaftssystem

Der Hedgefonds-Veteran warnt eindringlich vor einem historischen Machtverlust der USA. Seine Analyse: Die globale Wirtschaftsordnung steht kurz vor dem Kollaps – ausgelöst durch Zölle, Schulden und Selbstüberschätzung.

Ray Dalio schlägt Alarm – Trump zerreißt das Weltwirtschaftssystem
Der Gründer von Bridgewater sieht die USA durch Trumps Zollpolitik in eine selbstverschuldete Isolation schlittern – ein Warnsignal angesichts der historisch hohen US-Staatsverschuldung von über 34 Billionen Dollar.

Der Ton wird rauer – und die Folgen gravierender

Ray Dalio, Gründer von Bridgewater Associates und einer der einflussreichsten Investoren der Welt, hat sich schon oft kritisch zu geopolitischen Entwicklungen geäußert.

Doch was er nun veröffentlicht hat, klingt nicht mehr nach Warnung – sondern nach Abgesang. In einem viel beachteten Beitrag auf der Plattform X wirft Dalio der US-Regierung unter Donald Trump eine Handelspolitik vor, die das globale Gleichgewicht gefährlich ins Wanken bringt.

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Die jüngsten Strafzölle auf chinesische Waren – 145 Prozent auf bestimmte Produkte – seien nicht nur wirtschaftlich destruktiv, sondern geopolitisch brandgefährlich.

Von der Führungs- zur Störmacht?

Dalios Analyse ist klar: Die USA verlieren an Einfluss – und tragen selbst entscheidend dazu bei. Während Amerika einst als Zentrum der globalen Wirtschaft galt, entwickle es sich zunehmend zum Risikofaktor.

Nicht nur China, sondern auch zahlreiche Schwellenländer und selbst befreundete Industriestaaten suchten inzwischen gezielt nach Alternativen zum US-geführten Handels- und Finanzsystem.

„Wir stehen am Rand eines Systembruchs“, schreibt Dalio.

Und meint damit nicht nur die Entflechtung der Lieferketten, sondern die Erosion der wirtschaftlichen Glaubwürdigkeit der Vereinigten Staaten. Eine „radikal reduzierte gegenseitige Abhängigkeit von den USA“ sei längst Realität.

Ein Land überdehnt seine Position

Dalio geht weiter: Die Vereinigten Staaten lebten über ihre Verhältnisse – ökonomisch wie politisch. Ihre Rolle als führender Konsument industrieller Güter und Emittent von Staatsanleihen sei langfristig nicht haltbar.

Die Vertrauensbasis, auf der das Dollar- und Schuldenmodell beruhe, bröckele. Investoren weltweit reagierten bereits. Der jüngste Ausverkauf amerikanischer Staatsanleihen? Kein Zufall, sondern ein Symptom.

„Wir bewegen uns über den idealen Zeitpunkt hinaus, um diese Veränderungen noch zu gestalten“, warnt Dalio.

Die Umstellung auf eine multipolare Wirtschaftsordnung sei längst im Gang. Wer heute noch glaube, dass sich die Welt ohne Amerika nicht drehe, unterschätze die Dynamik dieser tektonischen Verschiebung.

Dalio sieht das Vertrauen in den US-Dollar erodieren – zuletzt wickelten China und Brasilien große Teile ihres Handels direkt in Landeswährungen ab, auch Indien und Saudi-Arabien diversifizieren.

Systemrisse überall – und keiner schaut hin

Trump wolle mit harten Zöllen kurzfristige Effekte erzielen, sagt Dalio sinngemäß – doch er beschädige damit die Architektur, die den USA jahrzehntelang ihren Vorsprung gesichert hat.

Die Rückabwicklung von globalen Abhängigkeiten führe nicht zur Stärkung nationaler Souveränität, sondern zur Schwächung globaler Stabilität. Und während viele Investoren weiter auf Quartalszahlen und Tagesrenditen starren, verändere sich im Hintergrund die Ordnung selbst.

Die Kritik richtet sich nicht allein an Washington, sondern auch an die Märkte: Zu viele Manager und Analysten würden den langfristigen Strukturwandel ausblenden – aus Bequemlichkeit, aus politischer Nähe oder weil sie an das bisherige Modell gewöhnt seien.

Der Dollar verliert seine Unschuld

Ein besonders kritischer Punkt in Dalios Analyse: die Währung. Der US-Dollar sei zwar noch weltweit dominant, doch die Anzeichen für eine Erosion mehrten sich. Chinesische, indische und arabische Zentralbanken diversifizierten.

Handelsabkommen zwischen Schwellenländern würden vermehrt in alternativen Währungen abgewickelt.

„Wenn das Vertrauen in die Nachhaltigkeit des Dollar-Modells verloren geht, steht nicht nur das Geldsystem infrage – sondern auch die politische Stabilität der USA“, so Dalio.

Eine neue Ordnung ohne die USA?

Was Dalio skizziert, ist mehr als eine düstere Prognose. Es ist eine Einladung zur Kurskorrektur – oder zumindest zur Vorbereitung auf ein Szenario, das noch vor wenigen Jahren undenkbar schien: eine Weltwirtschaft ohne klare Führungsmacht.

Nicht China oder Europa würden dominieren – sondern ein Flickenteppich aus bilateralen Bündnissen, regionalen Zahlungssystemen und neuen Machtzentren.

Für Investoren bedeutet das: Wer weiterhin allein auf das amerikanische Modell setzt, riskiert, den Anschluss zu verlieren. Diversifikation ist nicht mehr nur eine Portfoliofrage – sondern eine geopolitische Notwendigkeit.

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