22. Dezember, 2025

Unternehmen

Puma, Satelliten, Rekord-Backlog: Warum Rheinmetall jetzt alles auf Verteidigung setzt

Zwei neue Großverträge über fast sechs Milliarden Euro sichern Rheinmetall jahrelange Auslastung. Der Konzern richtet sich konsequent auf das Verteidigungsgeschäft aus – und treibt damit Umsatz, Auftragsbestand und Aktienkurs.

Puma, Satelliten, Rekord-Backlog: Warum Rheinmetall jetzt alles auf Verteidigung setzt
Nach Milliardenverträgen und Prognoseanhebung fragen sich Anleger: Ist der jüngste Kursanstieg erst der Anfang oder droht eine Verschnaufpause?

Zwei Großaufträge in nur 48 Stunden

Rheinmetall hat innerhalb von zwei Tagen neue Aufträge im Volumen von rund 5,9 Milliarden Euro gemeldet. Die Verträge kommen in einer Phase, in der sich der Konzern strategisch vollständig auf das Verteidigungsgeschäft fokussiert. Für Anleger sind die Meldungen von besonderer Bedeutung, da sie die langfristige Auslastung sichern und den ohnehin hohen Auftragsbestand weiter erhöhen.

Den größten Anteil macht ein Erweiterungsauftrag für den Schützenpanzer Puma aus. Das Beschaffungsamt der Bundeswehr beauftragte das Joint Venture PSM, an dem Rheinmetall und KNDS Deutschland beteiligt sind, mit der Lieferung von 200 zusätzlichen Fahrzeugen. Die Vertragsänderung wurde am 19. Dezember 2025 in Koblenz unterzeichnet.

Das Gesamtvolumen des Auftrags liegt bei 4,2 Milliarden Euro brutto. Auf Rheinmetall Landsysteme entfallen davon rund 2,1 Milliarden Euro. Vertragsbeginn ist Januar 2026, die ersten Auslieferungen sind ab Mitte 2028 vorgesehen.

Puma bleibt Kernsystem der Bundeswehr

Zum Lieferumfang gehören neben den 200 Schützenpanzern auch Schutzmodule sowie Lagercontainer. Zusätzlich ist für Mitte 2026 eine Vertragsergänzung geplant, die den sogenannten Bauzustand S2 umfasst. Dieser sieht eine modernisierte Ausstattung und zusätzliche Fähigkeiten zur Drohnenabwehr vor, unter anderem auf Basis des sogenannten Jackal-Turms.

Damit bleibt der Puma das zentrale Gefechtsfahrzeug der deutschen Panzergrenadiere und wird technologisch weiter aufgerüstet. Für Rheinmetall bedeutet der Auftrag eine langfristige Absicherung der Produktionslinien im Bereich Landsysteme.

Einstieg in die militärische Weltraumaufklärung

Bereits einen Tag zuvor hatte Rheinmetall den zweiten Milliardenauftrag bekannt gegeben. Das Joint Venture Rheinmetall ICEYE Space Solutions erhielt einen Auftrag über 1,7 Milliarden Euro brutto für weltraumgestützte militärische Aufklärung.

Das Gemeinschaftsunternehmen mit dem finnischen Satellitenspezialisten ICEYE soll der Bundeswehr exklusiven Zugriff auf eine SAR-Satellitenkonstellation ermöglichen. Die Satelliten liefern hochauflösende Radardaten, unabhängig von Wetterbedingungen und Tageszeit.

Das Projekt mit dem Namen „SPOCK 1“ läuft zunächst bis Ende 2030, mit Optionen auf Verlängerung. Die ersten Satelliten sollen ab dem dritten Quartal 2026 produziert werden, der Standort ist Neuss. Die gewonnenen Aufklärungsdaten dienen unter anderem der Bundeswehr-Brigade in Litauen sowie der Sicherung der Nato-Ostflanke.

Strategische Bedeutung über klassische Rüstung hinaus

Mit dem Einstieg in die Weltraumaufklärung erweitert Rheinmetall sein Portfolio deutlich über klassische Land- und Luftsysteme hinaus. Vorstandschef Armin Papperger betonte, moderne Streitkräfte seien zunehmend auf weltraumgestützte Aufklärung, Kommunikation und Missionssteuerung angewiesen.

Für Rheinmetall eröffnet sich damit ein technologisch anspruchsvolles, aber strategisch relevantes Geschäftsfeld, das langfristig weiteres Wachstum verspricht – insbesondere vor dem Hintergrund steigender Verteidigungsausgaben in Europa.

Kapazitätsausbau mit neuem Werk in Ungarn

Parallel zu den Großaufträgen baut Rheinmetall seine industrielle Basis aus. Am 12. Dezember 2025 wurde im ungarischen Szeged ein neues Hybridwerk eröffnet. Dort sollen erstmals zivile und militärische Produkte unter einem Dach gefertigt werden.

Das Investitionsvolumen beträgt rund 69 Millionen Euro. Auf einer Fläche von 84.000 Quadratmetern entstehen mehr als 15.000 Quadratmeter Nutzfläche. Bis 2030 sollen dort über 300 hochqualifizierte Arbeitsplätze entstehen. Das Werk soll die europäische Präsenz stärken und zusätzliche Kapazitäten für das Verteidigungsgeschäft schaffen.

Vollständiger Fokus auf Verteidigung

Die neuen Aufträge fallen zeitlich mit einer klaren strategischen Weichenstellung zusammen. Rheinmetall hat angekündigt, die zivile Sparte Power Systems zu verkaufen. Künftig will sich der Konzern vollständig auf das Verteidigungsgeschäft konzentrieren. Der Abschluss der Transaktion wird für das erste Quartal 2026 erwartet.

Im Zuge dessen wurde eine nicht zahlungswirksame Wertminderung von 350 Millionen Euro verbucht. Operativ bleibt der Trend jedoch klar positiv. Für 2025 erwartet Rheinmetall nun ein Umsatzwachstum von 30 bis 35 Prozent sowie eine operative Marge zwischen 18,5 und 19,0 Prozent.

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Rekord-Auftragsbestand sorgt für Visibilität

Der Auftragsbestand des Konzerns lag zuletzt bei 64 Milliarden Euro – ein Plus von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die neuen Verträge für den Puma und die Satellitenaufklärung dürften diesen Rekordwert weiter erhöhen und sorgen für jahrelange Planungssicherheit bei Umsatz und Marge.

Aktie stark gestiegen, aber volatil

An der Börse spiegelt sich der Umbau in einer starken Performance wider. Seit Jahresbeginn hat die Rheinmetall-Aktie rund 158 Prozent zugelegt. Auf Sicht von zwölf Monaten beträgt das Plus etwa 153 Prozent.

Gleichzeitig zeigt sich eine erhöhte Volatilität. Der Kurs liegt rund 22 Prozent unter dem 52-Wochen-Hoch und notiert unter dem 50- und 200-Tage-Durchschnitt. Die annualisierte 30-Tage-Volatilität von knapp 49 Prozent deutet auf eine laufende Konsolidierungsphase nach dem starken Anstieg hin.

Nächste Bewährungsproben stehen an

Operativ ist die Richtung klar: Rheinmetall baut den Verteidigungsschwerpunkt konsequent aus, erschließt neue Technologiefelder und sichert sich mit Großaufträgen langfristige Auslastung. Kurzfristig richtet sich der Blick auf den Kapitalmarkttag Anfang Januar 2026 sowie die Quartalszahlen für das vierte Quartal, die Anfang März erwartet werden. Dann wird sich zeigen, wie schnell sich die neuen Projekte in Umsatz und Ergebnis niederschlagen.

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