03. Juni, 2025

Finanzen

Privatmärkte unter Druck – Fundraising bricht ein, doch Hoffnung bleibt

Zuflüsse in Private-Equity-Fonds sinken um fast 30 Prozent – Secondaries und Private Debt trotzen dem Trend. Wie geopolitische Unsicherheit, Marktzyklen und strategische Verschiebungen die Branche umkrempeln.

Privatmärkte unter Druck – Fundraising bricht ein, doch Hoffnung bleibt
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Die Euphorie ist verflogen. Nach Jahren des Booms sehen sich Private-Markets-Fonds im Jahr 2025 mit rauerem Gegenwind konfrontiert. Das globale Fundraising brach im ersten Quartal um 17 Prozent ein, wie aktuelle Zahlen von Pitchbook zeigen.

Besonders heftig traf es die einstigen Zugpferde der Branche: Private Equity verlor fast 30 Prozent an Kapitalzufluss, Venture Capital rutschte sogar auf das niedrigste Niveau seit einem Jahrzehnt.

Private Equity: Die Zugkraft schwindet

Der Kapitalzufluss bei Private-Equity-Fonds fiel im ersten Quartal auf 115,5 Milliarden US-Dollar. Das sind 29,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Fonds schrumpfte auf 131.

Zwar konnte Blackstone mit dem Capital Partners IX rund 21 Milliarden US-Dollar einsammeln, doch selbst dieser Branchenriese blieb hinter seinen eigenen Rekorden zurück. Nordamerika dominierte das Geschehen mit über zwei Dritteln des Kapitals, doch der Markt zeigt klare Ermüdungserscheinungen.

Ein weiteres Warnsignal: Die Zahl der Ausschüttungen an Limited Partners (LPs) bleibt niedrig, was deren Bereitschaft zur Reinvestition drückt. Fonds werden schneller geschlossen – im Schnitt nach 13 Monaten statt 17 – doch dieser Trend könnte sich bei anhaltender Volatilität schnell umkehren.

Venture Capital: Kein Boden in Sicht

Mit nur 18,7 Milliarden US-Dollar schrumpfte das VC-Fundraising um 31 Prozent. Die Durststrecke dauert an: Ausschüttungen sind rar, während fast die Hälfte des verfügbaren Kapitals bereits mehrere Jahre alt ist.

In der Kreditkrise 2022 noch Nebenrolle, heute Hoffnungsträger: Private Debt verzeichnet 2024/25 Rekordzuflüsse – trotz wachsender Ausfallrisiken in risikoreichen Tranchen.

Ohne neue Megafonds verliert der Sektor weiter an Zugkraft. Nur sieben Fonds überschritten die 500-Millionen-Marke – 2021 waren es noch 160. Investoren setzen zunehmend auf etablierte Manager. Frisches Geld für neue Ideen bleibt knapp.

Immobilien: Zwischen Flaute und Fragmentierung

Auch Real Estate bleibt unter Druck. 19 Milliarden US-Dollar wurden eingesammelt, ein Minus von über 40 Prozent. Besonders Value-add-Strategien und opportunistische Fonds fanden noch Anklang – Rechenzentren und Mehrfamilienhäuser waren gefragt.

Doch die durchschnittliche Zeit bis zum Fondsabschluss ist mit 23,7 Monaten auf einem Allzeithoch. Politische Unsicherheiten, Baukosten und der sogenannte Denominatoreffekt setzen dem Sektor zu.

Real Assets: Infrastruktur als Hoffnungsträger

Mit 52,4 Milliarden US-Dollar zeigt sich der Real-Assets-Sektor widerstandsfähig. Fast 95 Prozent des Kapitals flossen in Infrastruktur, etwa für Energiewende oder digitale Netze.

Europa profitierte von klareren regulatorischen Rahmenbedingungen. Doch auch hier steigen die Closing-Zeiten weiter. Das anfangs dynamische Quartal dürfte sich nicht einfach wiederholen lassen.

Private Debt: Stabilität als Verkaufsargument

Private Debt ist die Ausnahme im negativen Gesamtbild: 68,7 Milliarden US-Dollar bedeuten ein Plus von 18,2 Prozent. Der Trend geht klar in Richtung großer, erfahrener Manager.

Besonders Direct Lending und Distressed Debt waren gefragt. Investoren suchen Sicherheit in unsicheren Zeiten – und Private Debt bietet Zinserträge, wo andere Strategien stagnieren.

Secondaries: Die stillen Gewinner

Secondaries setzen ihren Lauf fort: 52,1 Milliarden US-Dollar bedeuteten ein Plus von über 50 Prozent. Fast jeder sechste US-Dollar im Private-Market-Fundraising floss in diesen Sektor.

GP-geführte Transaktionen gewinnen an Bedeutung, und Europa dominiert das Feld. Die schnelle Liquidität macht Secondaries zum Favoriten in einem angespannten Umfeld.

Co-Investments und Dachfonds

Mit 8,2 Milliarden US-Dollar bleibt das Volumen von Co-Investment-Fonds überschaubar, doch sie entwickeln sich von Einzelfällen zu regulären Fonds mit klarer Struktur. Auch Dachfonds stabilisieren sich, trotz eines leichten Rückgangs.

2029 im Blick

Trotz der aktuellen Delle bleibt die Perspektive mittel- bis langfristig positiv. Pitchbook prognostiziert ein Anstieg des global verwalteten Vermögens in Private Markets auf 24,1 Billionen US-Dollar bis 2029. Das wäre ein Wachstum von über 25 Prozent in vier Jahren. Besonders Private Debt, Real Assets und Secondaries sollen von strukturellen Trends profitieren.

Ein entscheidender Wachstumshebel dürfte die Erschließung von Privatvermögen werden. Mit geschätzten 450 Billionen US-Dollar stellt dieses Segment einen schlafenden Riesen dar. Evergreen-Fonds, die kontinuierliches Fundraising mit flexibler Liquidität kombinieren, liegen dabei besonders im Trend.

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