16. Juni, 2025

Finanzen

Privatanleger schlagen die Profis: Die 13 Überraschungssieger der Goldman-Liste

Der Goldman Sachs Retail Favorites Index zeigt: Kleinanleger liegen erstaunlich oft richtig. Die InvestmentWeek hat die aktuellen Top-Favoriten durchleuchtet – zwischen KI, Bitcoin und Industriegiganten.

Privatanleger schlagen die Profis: Die 13 Überraschungssieger der Goldman-Liste
Mit dem „Retail Favorites Index“ liefert Goldman Sachs einen überraschenden Indikator: Die Depotstrategien privater Anleger schlagen den S&P 500 seit 2020 regelmäßig – trotz aller Skepsis der Profis.

Es gehört fast schon zur Folklore der Finanzwelt: Privatanleger seien zu emotional, zu kurzsichtig und letztlich leichte Beute für institutionelle Investoren. Doch die nüchternen Zahlen sprechen inzwischen eine andere Sprache.

Der von Goldman Sachs berechnete GS Retail Favorites Index – ein Korb aus 50 der bei US-Kleinanlegern beliebtesten Aktien – hat den S&P 500 seit 2020 um satte 20 Prozentpunkte geschlagen. Selbst im Jahr 2025 liegt der Index wieder rund vier Prozent vor dem breiten Markt.

Goldman-Index als Seismograph des Kleinanlegers

Die InvestmentWeek hat den Goldman-Korb analysiert und sich angesehen, wo Kleinanleger derzeit auf besonders hohe Kursgewinne hoffen – und welche Titel gleichzeitig von Analysten gestützt werden.

Denn nicht jede Aktie, die beim "dummen Geld" hoch im Kurs steht, taugt automatisch für die Watchlist professioneller Investoren. Das Ergebnis: Eine Liste von 13 Titeln, die beachtliches Kurspotenzial bieten und von institutioneller Seite ebenfalls Rückendeckung erhalten.

MicroStrategy: Bitcoin auf Steroiden

An der Spitze der Liste steht MicroStrategy, mittlerweile nur noch unter dem Markennamen Strategy aktiv. Firmengründer Michael Saylor verfolgt weiter unbeirrt seine Wette auf Bitcoin: Schulden aufnehmen, Aktien ausgeben, Krypto kaufen.

Quelle: Eulerpool

Diese aggressive Strategie zahlt sich bislang aus. Analysten sehen aktuell 38 Prozent Luft nach oben, auch wenn der Wert längst deutlich oberhalb des reinen Bitcoin-Portfoliowerts gehandelt wird. Eine Wette mit Hebel, die funktioniert – solange der Bitcoin steigt.

Salesforce und die KI-Risiken

Auf Rang zwei folgt Salesforce. Der Cloud-Spezialist steht wegen wachsender KI-Bedenken unter verstärkter Beobachtung. Große institutionelle Anleger fürchten, dass generative KI-Tools das Geschäftsmodell angreifen könnten.

Doch 81 Prozent der Analysten bleiben optimistisch und taxieren das Aufwärtspotenzial auf rund 31 Prozent. Die Privatanleger folgen dieser Einschätzung bisher – und könnten erneut recht behalten.

Marvell, AppLovin und Adobe: Wachstum im Schatten der Stars

Marvell Technology bietet mit 30 Prozent Kurspotenzial Chancen im zweiten Glied der Halbleiterbranche. AppLovin, Spezialist für App-Monetarisierung, punktet mit zweistelligen Wachstumsraten und steigenden Bruttomargen.

Adobe wiederum ist eine der wenigen großen Tech-Aktien, die trotz KI-Hype noch immer mit einer Bewertung gehandelt wird, die Analysten als attraktiv einstufen – auch wenn der KI-Durchbruch beim Softwaregiganten bislang auf sich warten lässt.

Eli Lilly und UnitedHealth: Gesundheit mit Makeln

Im Gesundheitssektor bleiben Eli Lilly und UnitedHealth Group prominent vertreten. Während UnitedHealth nach mehreren Prognosekorrekturen Federn lassen musste, liegt das Analysten-Kursziel dennoch gut 21 Prozent über dem aktuellen Kurs.

Quelle: Eulerpool

Eli Lilly profitiert trotz politischem Gegenwind – etwa durch die Preisdeckelungspläne der US-Regierung – weiter vom Boom seiner Adipositas- und Diabetespräparate.

KI-Profiteure: Dell, Nvidia und Broadcom

Auch die dominierende Erzählung des Jahres 2025 bleibt unverändert: Künstliche Intelligenz. Dell Technologies profitiert vom Hunger nach KI-Servern. Nvidia bleibt das unumstrittene Flaggschiff der Halbleiterbranche.

OpenAI-Gründer Sam Altman schürt mit seinen Aussagen zur „Superintelligenz“ neue Fantasien und verschafft auch Broadcom zusätzlichen Rückenwind. Analysten sehen bei Broadcom noch rund 14 Prozent Spielraum nach oben.

Exxon, Home Depot und Wal-Mart: Stabilität in unsicheren Zeiten

Abseits der Tech-Dominanz halten sich drei klassische Industriewerte erstaunlich robust in den Depots der Privatanleger: ExxonMobil als Energieriese, Home Depot als Profiteur stabiler US-Baukonjunktur und Wal-Mart als Defensivwert im Einzelhandel.

Analysten rechnen jeweils mit 13 Prozent Kurspotenzial – keine Euphorie, aber solide Renditeaussichten in einem volatilen Marktumfeld.

Kleinanleger längst keine Amateure mehr

Der Goldman-Index dokumentiert: Wer pauschal auf die vermeintliche Irrationalität der Privatinvestoren verweist, liegt oft daneben.

Im Gegenteil: Viele Titel der aktuellen Favoritenliste sind solide bewertet, gut positioniert und werden sowohl von institutionellen wie privaten Anlegern mit langfristigem Horizont gehalten. Die Diskrepanz zwischen "dumb money" und "smart money" scheint sich zusehends aufzulösen – zumindest, solange die Märkte ihren KI- und Krypto-Optimismus nicht verlieren.

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