12. Dezember, 2025

Global

Powells Abschied und Hassetts Aufstieg prägen die Zukunft der Geldpolitik

Die dritte Zinssenkung in Folge verdeckt nicht, wie tief der Dissens im Offenmarktausschuss inzwischen reicht. Die Frage ist nicht mehr, wohin die Geldpolitik steuert – sondern wer sie künftig kontrolliert.

Powells Abschied und Hassetts Aufstieg prägen die Zukunft der Geldpolitik
Die dritte Zinssenkung der Fed verdeckt nicht den wachsenden Dissens im FOMC – ein Risiko für die künftige Geldpolitik.

Die Zinssenkung wirkt routiniert, das Signal dahinter nicht

Die Federal Reserve hat den Leitzins erneut um 25 Basispunkte gesenkt und die Spanne auf 3,5 bis 3,75 Prozent verschoben. Auf den ersten Blick ist das die erwartbare Fortsetzung eines vorsichtigen Lockerungskurses. Doch die Entscheidung trägt ein ungewöhnliches Merkmal: drei Gegenstimmen, die in entgegengesetzte Richtungen ausschlagen. Zwei Mitglieder wollten keine Senkung, eines eine deutlich stärkere. Für ein Gremium, das Konsens als Arbeitsprinzip versteht, ist das ein Warnzeichen.

Die Märkte reagierten dennoch erleichtert. Aktien legten zu, die Renditen der Staatsanleihen gaben nach. Die Fed kommunizierte weniger restriktiv als erwartet; zugleich hebt sie ihre Wachstumsprognosen an und senkt die Inflationserwartungen. Rein ökonomisch lässt sich die Entscheidung einordnen. Politisch und institutionell dagegen markiert sie einen Bruch.

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Der Arbeitsmarkt zwingt die Fed zu einem Balanceakt

Powell begründete die erneute Senkung damit, dass der Arbeitsmarkt schwächer sei, als es die bisherigen Statistiken nahelegten. Wegen Verzerrungen könnte der reale Beschäftigungsverlust seit April bei rund 20.000 Stellen pro Monat liegen. Die „Tauben“ im FOMC sehen darin die Notwendigkeit, die Konjunktur zu stabilisieren, bevor die Schwäche in die Breite läuft. Doch die Kehrseite bleibt sichtbar: Mit drei Prozent Inflation und einer Kernrate von 2,8 Prozent liegt das Ziel von zwei Prozent weiterhin klar außerhalb der Reichweite.

Für die Fed entsteht ein Dilemma, das sich nicht mit kleinen Zinsanpassungen auflösen lässt. Ohne frische Daten – der Regierungs-Shutdown blockierte die Statistik – operiert die Fed mit einem eingeschränkten Blick auf die Wirtschaft. Die dünne Informationsbasis erschwert die geldpolitische Analyse gerade in einer Phase, in der Trends fragil und Wendepunkte schwer erkennbar sind.

Der Dissens im FOMC wird zum institutionellen Risiko

Die Abstimmung zeigt eine Institution, die ihre innere Geschlossenheit verliert. Gegenstimmen sind nicht ungewöhnlich; Gegenstimmen in gegensätzliche Richtungen hingegen sehr. Das Auftreten eines „Doppeldissens“ signalisiert, dass das Zentrum des Gremiums bröckelt. Für die Glaubwürdigkeit einer Notenbank ist das heikel: Je weniger klar die interne Linie, desto größer die Unsicherheit über die künftige Politik.

Im historischen Vergleich ist die Situation selten. Ein Fünferblock abweichender Stimmen gab es nur fünfmal, ein echtes Patt nie. Der Dezember-Beschluss rückt gefährlich nah an diese Zone heran. Hinter den Zahlen steht ein offenes Problem: Die Fed sucht nach Orientierung, während ihr Vorsitzender nur noch wenige Monate im Amt ist.

Powells Rolle wird zur strategischen Variable

Jerome Powells Mandat läuft im Mai 2026 aus. Dass er schon jetzt als „Lame Duck“ gilt, ist irreführend. Im Hintergrund deuten sich Machtspiele an, die auf seine Nachfolge zielen. Beobachter spekulieren, Powell könne die Meinungsunterschiede im Gremium bewusst dulden, um seinem Nachfolger weniger Gestaltungsspielraum zu lassen. Dass er selbst nach Ablauf der Amtszeit im Gouverneursrat bleiben könnte – bis Januar 2028 wäre das möglich – verschärft die politische Dimension.

Ein Verbleib im Rat wäre ein Bruch mit der modernen Tradition. Zuletzt tat dies Marriner S. Eccles vor mehr als 70 Jahren. Sollte Powell diesem Beispiel folgen, entstünde ein doppeltes Zentrum geldpolitischer Autorität – ein Szenario, das das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Notenbank belasten würde.

Trump setzt den Ton für die nächste Ära

Vor diesem Hintergrund gewinnt die Frage nach Powell-Nachfolger an Gewicht. Donald Trump nannte Kevin Hassett als Favoriten. Hassett gilt als Befürworter einer expansiven Geldpolitik, loyal gegenüber dem Präsidenten und offen für schnelle Zinssenkungen. In Fachkreisen wird er bereits als „Schattenvorsitzender“ gehandelt, dessen Äußerungen die Märkte aufmerksam verfolgen.

Die Deutsche Bank erwartet 2026 zwei weitere Senkungen um jeweils 25 Basispunkte. Das wäre eine Anpassung, aber noch weit entfernt von dem Ein-Prozent-Zins, den Trump öffentlich fordert. Sollte Hassett die Fed führen, dürfte das Ringen zwischen politischem Druck und institutioneller Integrität neu aufflammen.

Die Fed läuft in ein Jahr der offenen Konflikte

Die USA gehen in eine Phase, in der Wirtschaftsdaten fragiler, politische Interessen direkter und institutionelle Belastungsproben häufiger werden. Der FOMC steht mitten in dieser Gemengelage – und die Dezember-Entscheidung zeigt, wie dünn die gemeinsame Linie geworden ist. Eine Notenbank mit offenem Dissens ist anfälliger für externe Einflüsse, sei es durch Märkte oder Politik.

Die Pointe liegt nicht in der Zinssenkung selbst. Sie liegt in der Art, wie sie zustande kam: Ein geldpolitischer Schritt, der das Fundament der Fed offenlegt – und die Frage nach ihrer künftigen Autorität dringlicher macht als jede Prognose zur nächsten Sitzung.

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