05. Dezember, 2025

Unternehmen

Porsche sucht den nächsten Befreiungsschlag

Der Sportwagenbauer bereitet ein zweites Zukunftspaket vor – mit harten Einschnitten, ausgelagerten Bereichen und einer neuen Eskalationsstufe im Streit mit dem Betriebsrat.

Porsche sucht den nächsten Befreiungsschlag
Der Betriebsrat verlangt klare Zusagen, während das Management auf weitreichende Kostensenkungen drängt.

Die Tonlage im Porsche-Konzern verschärft sich. Noch nicht einmal ein Jahr nach dem ersten großen Sparprogramm arbeitet das Management an einer weiteren Kostensenkungsrunde – deutlich größer, tiefgreifender und vor allem stärker auf die Belegschaft ausgerichtet. In Stuttgart und Weissach wächst die Sorge, dass der Umbau des Autobauers schneller und radikaler wird, als bisher öffentlich kommuniziert.

Das Management erhöht den Druck auf alle zentralen Standorte

Was Porsche bisher nur andeutete, liegt nun als klare Erwartungsliste auf dem Tisch. Laut internen Unterlagen, über die die „Stuttgarter Nachrichten“ und die „Stuttgarter Zeitung“ berichten, prüft der Konzern die Streichung von Einmalzahlungen und Jubiläumsleistungen, Einschränkungen bei der Altersvorsorge und sogar die Auslagerung ganzer Betriebsteile. Für Zuffenhausen und Weissach wäre das ein tiefer Eingriff in die bisherige Struktur – und ein Bruch mit Traditionen, die jahrzehntelang den innerbetrieblichen Frieden gesichert haben.

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Der Konzern verweist auf die globale Abkühlung im Automarkt und die milliardenschweren Belastungen des laufenden Strategiewechsels. Knapp 3,1 Milliarden Euro kostet der Umbau, der unter anderem den Wiedereinstieg in eine stärker verbrennerorientierte Modellpolitik umfasst. Ein Sprecher formuliert es drastisch: Nur mit „erheblichen Kostenoptimierungen“ sei die Wettbewerbsfähigkeit zu halten.

Porsche greift in die Kernbereiche der Personalkosten ein

Die Liste der geplanten Maßnahmen deutet auf einen Paradigmenwechsel. Eine „Reduzierung der Azubi-Zahlen“, eingeschränkte Übernahmegarantien und ein „Personalabbau im Angestelltenbereich“ markieren eine neue Stufe in der Personalpolitik. Bisher galt: Jobsicherheit hat Vorrang. Doch die Beschäftigungssicherung für rund 23.000 Mitarbeitende läuft Mitte 2030 aus – und ab dann wären betriebsbedingte Kündigungen wieder möglich.

Ebenfalls zur Debatte stehen eine restriktivere Homeoffice-Regelung, veränderte Arbeitszeiten und eine umfassendere externe Vergabe von Dienstleistungen. Das klingt nach Detailarbeit, bedeutet in Summe aber eine strukturelle Verschiebung: Weniger fixe Kosten, mehr Flexibilität, mehr Fremdvergabe – ein Muster, das sich bei nahezu allen deutschen Herstellern beobachten lässt, aber bei Porsche besonders sensibel ist.

Der Betriebsrat mobilisiert für eine neue Jobgarantie

Der Gesamtbetriebsrat hält öffentlich dagegen. Vorsitzender Ibrahim Aslan verlangt eine Beschäftigungssicherung mindestens bis 2035 und ein eindeutiges Bekenntnis zu allen deutschen Standorten. In der kommenden Woche tagt die Belegschaft in Zuffenhausen und Weissach – Versammlungen, die zum Seismographen für die Stimmung im Unternehmen werden könnten.

Bisher vermeiden beide Seiten konkrete Aussagen zum geplanten Einsparvolumen. Doch schon das erste Sparpaket, beschlossen im Februar, sah 1900 Stellenstreichungen bis 2029 vor – sozialverträglich, aber nicht ohne Wirkung im Alltag der Belegschaft. Dass nun bereits eine zweite Runde vorbereitet wird, zeigt, in welcher Geschwindigkeit Porsche seine Kostenbasis trimmen will.

Die Krise des Landes trifft den Kern der Marke

Die Auseinandersetzung fällt in eine Phase, in der Baden-Württemberg insgesamt unter der Transformation der Autoindustrie leidet. Zulieferer kappen Kapazitäten, Forschungseinrichtungen melden stagnierende Mittel, das industrielle Selbstbewusstsein des Landes ist ins Rutschen geraten. Porsche ist hier nicht irgendein Hersteller, sondern ein Symbol – und seine Sparprogramme haben weit über den eigenen Werkszaun hinaus Signalwirkung.

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Der Druck verstärkt sich durch den Strategiewechsel im Konzern: Die Abkehr vom vollständigen Fokus auf Elektromobilität und die Rückkehr zu stärker verbrennerorientierten Konzepten erfordert Investitionen, die in der Gewinn- und Verlustrechnung 2024 und 2025 tiefe Spuren hinterlassen. Der Konzern erwartet für dieses Jahr einen deutlich niedrigeren Gewinn; die operative Basis soll unter allen Umständen stabilisiert werden.

Der Konflikt entscheidet über den Kurs des Unternehmens

Noch sprechen Management und Arbeitnehmervertreter von einer „Informationsphase“. Doch je näher die formellen Verhandlungen rücken, desto deutlicher werden die gegensätzlichen Interessen. Für das Management stehen Flexibilität und Kostendisziplin im Vordergrund, für den Betriebsrat die Standortsicherung und langfristige Beschäftigungsgarantien. Der Ausgang wird bestimmen, wie Porsche in der kommenden Dekade operiert – zentralisiert und verschlankt, oder mit einem tief verankerten Personalmodell, das Stabilität über Geschwindigkeit stellt.

Die nächsten Monate werden zeigen, wie weit beide Seiten zu Zugeständnissen bereit sind. Sicher ist nur: Der zweite Sparkurs wird härter als der erste. Und er trifft einen Konzern, der zwischen Markenstolz, Transformationsdruck und konjunktureller Abkühlung einen Weg finden muss, der im Premiumsegment ungewöhnlich kompromisslos ausfallen könnte.

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