In einem überraschenden Wendepunkt der französischen Politik ist Premierminister Sébastien Lecornu nach nur 30 Tagen im Amt zurückgetreten. Dieser unerwartete Rücktritt erfolgt vor dem Hintergrund einer tiefgreifenden innenpolitischen Krise, die durch Differenzen über die Ressortverteilung in der neu gebildeten Regierung ausgelöst wurde. Präsident Emmanuel Macron, der das Rücktrittsgesuch Lecornus angenommen hat, steht nun vor der komplexen Aufgabe, eine geeignete Führungspersönlichkeit für die Premiership zu finden, da die politische Stabilität der Nation auf dem Spiel steht.
Die Krise erreichte ihren Höhepunkt, als Premierminister Lecornu die Kabinettszusammenstellung vorstellte, was unmittelbar zu Unstimmigkeiten innerhalb der konservativen Koalitionspartner führte. Die Partei der Républicains, die in einer Koalition mit Macrons zentristischem Lager regiert, drohte, sich von der Regierung zurückzuziehen. Diese Drohung basiert auf der Tatsache, dass ihre Forderungen nach einem größeren Einfluss in der Regierungskonstellation übergangen wurden. Insbesondere die Ernennung von Bruno Le Maire zum Verteidigungsminister stieß auf heftige Kritik. Als langjähriger Wirtschafts- und Finanzminister und Vertreter des zentristischen Flügels Macrons, wurde er von den konservativen Fraktionen als ungeeignet für das verteidigungspolitische Amt betrachtet.
Parallel dazu befindet sich Frankreich nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich in einer herausfordernden Lage. Ein umstrittener Sparhaushalt hat bereits zu Spannungen innerhalb der Bevölkerung geführt, die letztendlich zum Sturz der vorherigen Regierung unter der Leitung von François Bayrou beitrugen. Die finanzielle Lage Frankreichs ist alarmierend, denn mit einer nationalen Schuldenlast von 3,3 Billionen Euro steht das Land an der Spitze der EU hinsichtlich der Verschuldung. Vor dem Hintergrund dieser wirtschaftlichen und politischen Krisen könnte Präsident Macron möglicherweise gezwungen sein, einen neuen Premierminister zu ernennen oder gegebenenfalls sogar das Parlament aufzulösen und Neuwahlen zu initiieren.