Vom Problemkind zum Vorzeigeprojekt
Noch vor zehn Jahren war der Eurofighter ein Sorgenkind. Die Montagehallen in Manching leerten sich, von „Programmende“ war die Rede. Ein teures Prestigeprojekt ohne Zukunft, so die Kritik. Heute ist davon keine Rede mehr. Die Auftragsbücher sind voll, die Produktion läuft auf Hochtouren.
Was passiert ist, hat mit Politik zu tun – und mit einem neuen Bewusstsein für Verteidigungsfähigkeit. Spätestens seit Russlands Angriff auf die Ukraine zählt jedes Flugzeug, das Europas Luftraum sichern kann. Und plötzlich steht der Eurofighter wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit.

3,75 Milliarden Euro für 20 neue Jets
Die Bundeswehr hat gerade 20 neue Maschinen bestellt – die modernste Variante, Tranche 5 genannt. Preis: 3,75 Milliarden Euro. Zwischen 2031 und 2034 sollen sie ausgeliefert werden. Ihre Aufgabe: elektronische Aufklärung und Kampfführung. Sie ersetzen die alten Tornados, die längst am Ende ihrer Lebensdauer sind.
Das Herzstück der neuen Generation ist ein hochmodernes Radar mit elektronischer Strahlschwenkung (AESA). Es erlaubt schnellere Zielerfassung und bessere Aufklärung – und soll künftig auch Künstliche Intelligenz einsetzen. Entwickelt wird das System gemeinsam mit dem schwedischen Rüstungsspezialisten Saab und dem Münchner KI-Unternehmen Helsing.
„Der Eurofighter erlebt ein unglaubliches Momentum“, sagt Andreas Hammer, Programmchef bei Airbus. Und man glaubt ihm.
2.500 Entwickler für Europas Luftwaffe
In Manching, wo die deutschen Eurofighter gebaut werden, arbeiten inzwischen wieder 2.500 Ingenieure an Weiterentwicklungen. Die nächste Generation soll nicht nur fliegen, sondern auch Drohnen steuern können. Neue Waffen, neue Software, neue Sensorik – der Jet wird Stück für Stück digitalisiert.
Airbus denkt sogar darüber nach, die jährliche Produktion zu verdoppeln. Bisher entstehen in Deutschland zehn Maschinen pro Jahr, künftig könnten es zwanzig werden.
Nachfrage aus aller Welt
Nicht nur Deutschland, auch Italien und Spanien haben neue Eurofighter bestellt. Gespräche laufen mit Katar, Saudi-Arabien und der Türkei. Insgesamt summieren sich die Bestellungen inzwischen auf mehr als 740 Maschinen – ein beeindruckender Wert für ein Programm, das einst kurz vor dem Aus stand.
Für Airbus ist der Jet damit das erfolgreichste Rüstungsprojekt Europas. Für die Politik ist er ein Symbol europäischer Eigenständigkeit – ein Flugzeug, das zeigt, dass man nicht immer auf amerikanische Technologie angewiesen ist.
Mehr als nur ein Kampfflugzeug
Natürlich: Der Eurofighter ist kein Tarnkappenjet. Im direkten Vergleich mit der US-F-35 wirkt er weniger futuristisch. Doch seine Stärken liegen woanders – in Wendigkeit, Vielseitigkeit und europäischer Fertigung.
Das Branchenmagazin National Security Journal bezeichnet ihn mittlerweile als „ernsthafte europäische Alternative“ zur F-35. Nicht, weil er technisch überlegen wäre, sondern weil er Unabhängigkeit symbolisiert. Ein Jet, der Europas Verteidigungsindustrie am Leben hält.
Ein Signal der Selbstbehauptung
Für die Bundeswehr ist der Eurofighter längst mehr als ein Waffensystem. Er ist ein politisches Statement – und ein Signal an Moskau, Washington und Brüssel zugleich.
„Russland soll sehen: Wir sind da“, heißt es aus Kreisen der Luftwaffe. Gleichzeitig zeigt das Projekt, dass Europa bereit ist, in seine eigene Sicherheit zu investieren – und dafür auch industrielle Strukturen zu stärken.
Europas Comeback im Himmel
Die Geschichte des Eurofighters ist die Geschichte eines Comebacks. Ein Projekt, das totgesagt war und nun wieder als Hoffnungsträger gilt.
Er ist kein Tarnkappenwunder, kein Zukunftsjet aus Science-Fiction-Filmen. Aber er ist da – zuverlässig, modernisiert, bereit. Und vielleicht ist das heute wichtiger als jede neue Technologie: ein Stück europäisches Selbstvertrauen, das nach Jahrzehnten der Abhängigkeit zurückkehrt.
