Ein mutiger Schritt aus dem Mittelstand
Während andere Unternehmen ihren Börsengang verschieben, zieht Pfisterer durch – und punktet.
Mit einem Emissionspreis von 27 Euro und einem Handelsstart bei 30 Euro gelingt dem Familienunternehmen aus Winterbach bei Stuttgart ein solider Auftakt auf dem Parkett. Ein seltener Erfolg in einem Segment, in dem deutsche Mittelständler zuletzt eher zurückhaltend waren.
Rund 95 Millionen Euro nimmt Pfisterer mit dem IPO ein, der im Scale-Segment der Deutschen Börse platziert wurde. Die Bewertung: über 500 Millionen Euro. Ein Signal, das über das Unternehmen hinausstrahlt – denn es zeigt, dass Investoren auch in konjunkturell unsicheren Zeiten bereit sind, auf industrielle Substanz und Zukunftstechnologie zu setzen.

Strom statt Story – Investoren setzen auf reale Nachfrage
Pfisterer stellt keine Visionen her, sondern konkrete Produkte: Stromverbindungen, Hochspannungskabelkomponenten und Infrastrukturtechnik für Energienetze. CEO Johannes Linden bringt es schlicht auf den Punkt:
„Unsere Technologie bringt Strom von A nach B.“
Gerade das macht das Geschäftsmodell in der aktuellen Phase so attraktiv. Der weltweite Bedarf an leistungsfähiger Strominfrastruktur wächst rapide – nicht nur wegen der Energiewende, sondern auch wegen alternder Netze und neuer Verbräuche durch Digitalisierung, Wärmepumpen und E-Mobilität. In den USA etwa ist das Stromnetz laut Experten im Schnitt über 40 Jahre alt.
Ein Geschäft im Takt des Investitionszyklus
Pfisterer profitiert von einem strukturellen Trend: Die Welt elektrifiziert sich. Bis 2050 wollen die meisten Industrieländer klimaneutral sein – ohne massive Investitionen in Netze, Umspannwerke und Kabelverbindungen ist das kaum machbar.
Der Kapitalbedarf dafür ist enorm. Allein in Europa schätzt die EU-Kommission die nötigen Investitionen in Energieinfrastruktur auf mehrere Hundert Milliarden Euro – jährlich. Unternehmen wie Pfisterer stehen deshalb vor einem Jahrzehnt voller Chancen, wenn sie liefern können.

Familienkontrolle bleibt – Liquidität bleibt begrenzt
Trotz Börsengang bleibt das Unternehmen mehrheitlich in der Hand der Gründerfamilie. Der Free Float liegt nach der Emission bei knapp 38,5 %.
Für Investoren bringt das neben der familiären Stabilität auch eine Einschränkung: Die handelbaren Volumina sind überschaubar, institutionelle Anleger könnten Schwierigkeiten bekommen, größere Positionen aufzubauen.
Gerade im Scale-Segment ist das kein Einzelfall – aber es begrenzt das internationale Interesse. Pfisterer wird sich also vor allem über langfristig orientierte Investoren definieren müssen, nicht über das schnelle Geld.
Richtiger Zeitpunkt? Für Pfisterer schon
Der Schritt an die Börse ist mutig – gerade in einem Umfeld, das durch geopolitische Unsicherheiten, volatile Märkte und restriktive Notenbanken geprägt ist.
Doch Linden widerspricht der verbreiteten Zurückhaltung: „Für uns gab es keinen Grund, mit dem Börsengang zu warten.“ Der Markt sei da, die Produkte gefragt, das Wachstum real.
Diese Haltung dürfte nicht nur an den ersten erfolgreichen Handelstagen belohnt werden, sondern auch bei Analysten und Branchenbeobachtern gut ankommen. Denn statt auf Spekulation setzt Pfisterer auf ein greifbares Geschäftsmodell mit globalem Nachfrageüberhang.
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