Eine Dividende, die kaum noch auffällt
0,15 Euro pro Aktie. Es ist eine Zahl, die Anleger der Deutschen Pfandbriefbank so noch nie gesehen haben – zumindest nicht in dieser Größenordnung. Die Hauptversammlung hat die Ausschüttung für 2024 beschlossen, und sie fällt rekordverdächtig niedrig aus.
Selbst in der pandemiebedingten Dividendenpause 2020 wirkte der Kursverlauf stabiler als heute – jetzt wirkt die Dividende fast wie ein symbolischer Akt.
Die Rendite von 2,7 Prozent beim aktuellen Kurs mag auf dem Papier noch akzeptabel erscheinen, doch im historischen Vergleich ist der Bruch eindeutig.
Seit dem Börsengang 2016 hat die Pfandbriefbank stets eine deutlich höhere Ausschüttungsquote gepflegt. Das einstige Aushängeschild für verlässliche Rendite ist plötzlich leise geworden.
Amerikanische Altlasten belasten weiter
Der Grund für die Mini-Dividende liegt in den bilanziellen Altlasten – und sie haben vor allem eine Adresse: den US-Büroimmobilienmarkt. Nach dem Einbruch der Gewerbeimmobilienpreise in Nordamerika sah sich die Pfandbriefbank gezwungen, massive Rückstellungen für faule Kredite zu bilden.
Das hat tiefe Spuren hinterlassen. Noch heute ist unklar, wie hoch der tatsächliche Wertberichtigungsbedarf im Portfolio ist.
Zwar signalisiert CEO Kay Wolf, dass die Abschreibungen künftig geringer ausfallen dürften. Doch er schließt weitere Wertberichtigungen ausdrücklich nicht aus. Die Aussage: vorsichtig optimistisch – aber ohne echtes Vertrauen zu wecken.
Und die Frage bleibt, ob ein vollständiger Rückzug aus dem US-Markt überhaupt möglich ist, ohne Verluste zu realisieren.
Europa stabilisiert sich – zumindest ein wenig
Während die US-Assets die Bilanz weiter schwächen, mehren sich in Europa die Anzeichen für eine Bodenbildung. Der Transaktionsmarkt im Gewerbeimmobiliensektor ist zwar noch nicht in Bewegung, aber die Zahl der Investoren, die wieder Interesse zeigen, wächst laut Vorstand spürbar.
„Die Mehrheit erwartet eine steigende Investitionstätigkeit“, sagt Wolf. Doch auch das bleibt eine Projektion – belastbare Abschlüsse sind bislang rar.
Positiv hebt sich immerhin ein Projekt hervor: Die Pfandbriefbank plant den ersten Immobilienfinanzierungsfonds für institutionelle Investoren. Ein erstes Closing in der zweiten Jahreshälfte sei realistisch. Das wäre ein strategischer Fortschritt – und ein Zeichen dafür, dass das Geschäftsmodell trotz der Schrammen noch Entwicklungspotenzial hat.
Kostensenkung durch Managementabbau
Ein weiteres Signal an den Kapitalmarkt: Die Personalkosten werden gesenkt. Genauer: Die Zahl der Senior-Manager soll um 15 Prozent reduziert werden.
Ob das allein reicht, um die Kostenbasis nachhaltig zu entlasten, darf bezweifelt werden. Zumal operative Impulse aus dem laufenden Kreditgeschäft bislang kaum erkennbar sind. Die Bank wirkt in vielen Bereichen noch immer im Reaktionsmodus – nicht im Gestaltungsmodus.
Was von der Pfandbriefbank übrig bleibt
Für viele Investoren bleibt die Aktie eine Halteposition. Der Kurs hat sich zwar stabilisiert, doch von echter Erholung kann keine Rede sein. Die Aktie notiert unter 5 Euro, und ohne klare Fortschritte im Neugeschäft oder substanzielle Wertberichtigungen im US-Portfolio bleibt das Risiko hoch. Wer heute investiert, setzt nicht auf Wachstum – sondern auf Stillstand mit Option auf Wendung.
Die niedrige Dividende ist damit mehr als ein Einzelfall: Sie markiert das Ende eines alten Selbstverständnisses. Die Pfandbriefbank war einmal ein Garant für Verlässlichkeit. Heute ist sie ein Sanierungsfall mit Restfantasie.
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