22. Oktober, 2025

Politik

US-Shutdown: Politisches Theater, stabile Börsen

Wieder einmal steht Washington still – Behörden sind geschlossen, Beamte unbezahlt, der politische Schlagabtausch läuft auf Hochtouren. Doch die Wall Street reagiert gelassen. Die Geschichte zeigt: Government Shutdowns sorgen für Drama in den Nachrichten, nicht an den Märkten.

US-Shutdown: Politisches Theater, stabile Börsen
Teures Stillstehen: Der aktuelle US-Shutdown verursacht laut Schätzungen wöchentliche Verluste von rund 15 Milliarden Dollar – und doch bleibt die Wirtschaft stabil.

Der Stillstand kostet – aber kaum Rendite

Seit dem 1. Oktober 2025 herrscht in den USA erneut ein Government Shutdown, weil sich Demokraten und Republikaner im Kongress nicht auf ein Übergangsbudget einigen konnten. Zahlreiche Bundesbehörden und Museen bleiben geschlossen, Beamte arbeiten unbezahlt. Die volkswirtschaftlichen Verluste summieren sich laut Schätzungen auf bis zu 15 Milliarden Dollar pro Woche – und dennoch: Die Börse bleibt unbeeindruckt.

Der S&P 500 hat sich seit Beginn des Shutdowns kaum bewegt, Anleger zeigen Nerven aus Stahl. Historisch gesehen kein Zufall: Seit 1976 kam es zu 20 Regierungsstillständen, die durchschnittlich acht Tage dauerten. Im Median veränderte sich der S&P 500 währenddessen um magere +0,1 Prozent.

Warum Anleger ruhig bleiben

Shutdowns sind laut Marktanalysten eher ein politisches als ein ökonomisches Problem. Die Kernwirtschaft läuft weiter: Der Privatsektor produziert, Konsumenten kaufen, Unternehmen investieren. Die Regierung mag pausieren – die Wirtschaft tut es nicht.

Zudem werden viele Zahlungen nachträglich ausgeglichen, sobald ein Budget verabschiedet ist. Für Investoren bedeutet das: kein dauerhafter Nachfrageeinbruch, keine strukturelle Schwächung der US-Konjunktur. „Shutdowns sind Lärm, kein Signal“, kommentierte kürzlich ein Stratege von Carson Investment Research, dessen Daten diese Gelassenheit bestätigen.

Lehren aus der Geschichte

Der bislang längste Shutdown – 34 Tage unter Donald Trump im Jahr 2018 – endete mit Schlagzeilen, aber ohne Crash. Im Gegenteil: Der S&P 500 legte im Folgejahr um satte +23,7 Prozent zu.

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Auch längerfristig gilt: Zwölf Monate nach Ende eines Shutdowns notierte der Index im Durchschnitt 12,7 Prozent höher, in 86 Prozent der Fälle sogar im Plus.

Das Muster wiederholt sich nun 2025. Politische Dauerkrisen sind in den USA fast zur Routine geworden, doch die Finanzmärkte haben gelernt, sie einzuordnen.

Politik spielt Theater – die Märkte schauen weg

In Washington läuft der Shutdown wie ein altbekanntes Drehbuch: Republikaner und Demokraten schieben sich gegenseitig die Schuld zu, während Beamte und Auftragnehmer die Zeche zahlen. Doch für die Anleger zählt etwas anderes: Earnings, Zinsen, Inflation. Solange diese Faktoren stabil bleiben, ignoriert die Wall Street das politische Spektakel.

Analysten sprechen von einer „institutionalisierten Dysfunktion“ – einer politischen Dauerblockade, die zwar die Schlagzeilen füllt, aber keine Panik mehr auslöst.

Chancen im Chaos

Manche Investoren sehen im Shutdown sogar Gelegenheiten. Kurzzeitige Verunsicherung kann Kurse drücken, die sich nach Einigung meist rasch erholen. In den vergangenen Jahrzehnten war jeder Stillstand rückblickend ein Kaufzeitpunkt, nicht der Beginn eines Crashs.

Für langfristige Anleger ist die Devise klar: Ruhe bewahren. Wer in Zeiten politischer Lautstärke rational bleibt, profitiert von der Vergesslichkeit der Märkte.

Der aktuelle Shutdown kostet Milliarden, aber nicht das Vertrauen der Märkte. Während in Washington die Nerven blank liegen, bleibt die Wall Street ruhig – fast gelangweilt. Die Geschichte zeigt: Politische Krisen vergehen, solide Unternehmensgewinne bleiben. Und so liefert der Shutdown 2025 zwar Schlagzeilen – aber kein Börsenbeben.

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