Erst belächelt, jetzt gefragt: DEUTZ im Aufwind
Was lange Zeit wie ein Randthema wirkte, entwickelt sich für DEUTZ zur realen Chance: der Einstieg in die Rüstungsbranche.
Die Aktie des traditionsreichen Maschinenbauers aus Köln hat am Montag erneut deutlich zugelegt – plus 5 Prozent auf 7,25 Euro. Seit dem Tief Anfang April summiert sich das Kursplus damit auf satte 45 Prozent.
In einem insgesamt freundlichen Börsenumfeld übertrifft DEUTZ derzeit nicht nur den SDAX, sondern auch viele Branchenkollegen. Der Kursaufschwung ist jedoch kein Zufallsprodukt. Er ist das Ergebnis einer strategischen Neuausrichtung – und einer politisch hochsensiblen Entwicklung.
Rüstungshaushalt als Kurstreiber
Auslöser für die jüngste Kursrally: politische Signale aus den USA. Im Haushaltsentwurf der Regierung Biden für 2026 ist zwar von umfassenden Einsparungen die Rede – doch ausgerechnet das Verteidigungsbudget soll weiter steigen.
Die Märkte haben reagiert. Die Aktien vieler Rüstungs- und Zulieferunternehmen wurden nach oben gezogen. Und DEUTZ profitiert mit.
Denn der Kölner Konzern will sich in genau diesem Segment breiter aufstellen. Im März hatte DEUTZ angekündigt, das bisher kleine Geschäft mit militärischen Anwendungen auszuweiten.
Die Motoren von DEUTZ – robust, kompakt, vielseitig – gelten als geeignet für Spezialfahrzeuge, mobile Anlagen und nicht zuletzt: militärische Nutzung.
Was früher ein Nebenschauplatz war, könnte nun zum Wachstumsfeld werden.
Von der Nische zur Strategie
„Wir sehen hier langfristiges Potenzial“, ließ ein DEUTZ-Sprecher im März verlauten. Übersetzt heißt das: Man will dabei sein, wenn neue Beschaffungswellen anrollen – ob aus Berlin, Brüssel oder Washington.
In einem Umfeld, in dem europäische Staaten ihre Verteidigungsausgaben deutlich erhöhen und NATO-Partner aufrüsten, steigt die Nachfrage nach Ausrüstung und Komponenten. Gerade mittelständische Zulieferer wie DEUTZ, die schnell liefern und anpassen können, sind gefragt.
Dabei geht es nicht nur um Panzer. Auch Transportlogistik, mobile Generatoren, unbemannte Plattformen und Infrastrukturprojekte benötigen Antriebstechnik – genau das, was DEUTZ liefert.
Analysten loben – und bleiben optimistisch
Positive Einschätzungen aus dem Analystenlager verstärken die Bewegung. Jorge Gonzalez Sadornil von Hauck Aufhäuser Investment Banking bestätigte kürzlich sein „Buy“-Rating für DEUTZ.
Sein Kursziel liegt bei 10,30 Euro – also rund 42 % über dem aktuellen Niveau. Die Begründung: Der Konzern mache bei der Effizienz spürbare Fortschritte, insbesondere beim Thema Kostensenkung.
Auch andere Beobachter loben die „neue Ernsthaftigkeit“ im Management. Nach Jahren, in denen DEUTZ mit wechselnden Strategien, durchwachsenem Umsatzwachstum und einem schwierigen Asien-Geschäft kämpfte, sei nun wieder eine klare Linie erkennbar.
Doch das neue Geschäftsfeld hat seinen Preis
So stark der Markt auf die Rüstungsperspektive reagiert – sie ist nicht frei von Risiken.
Die politische Debatte über Waffenexporte, ethische Fragen der Aufrüstung und die Volatilität staatlicher Aufträge gehören zur Realität des Geschäfts. Rüstung ist kein Wachstumsmarkt wie Konsumelektronik – sondern ein hochregulierter, zyklischer Sektor.
Zudem müssen Unternehmen wie DEUTZ aufpassen, nicht zwischen die Fronten geopolitischer Interessen zu geraten. Die USA, Europa, China – wer mit allen redet, riskiert, von allen beobachtet zu werden.
Ein Traditionskonzern erfindet sich neu – mit Konsequenzen
Die Aktie von DEUTZ ist auf Erholungskurs – getrieben von einer klaren Botschaft: Der Konzern will mehr als nur Nischenanbieter für Industriemotoren sein. Der Einstieg ins Rüstungsgeschäft ist strategisch nachvollziehbar, finanziell vielversprechend – aber gesellschaftlich nicht unumstritten.
Für die Börse zählen derzeit vor allem die Aussichten: ein wachsender Markt, stabile Aufträge, ein profitables Zusatzgeschäft. Für DEUTZ selbst beginnt jedoch eine neue Phase – in der man zeigen muss, dass man nicht nur liefern kann, sondern auch bereit ist, Verantwortung zu tragen.
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