Rückgang unter die Drei-Millionen-Marke
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) meldet einen symbolträchtigen Wert: 2,955 Millionen Arbeitslose im September. Damit ist die Zahl im Monatsvergleich um 70.000 Personen gesunken, die Quote liegt nun bei 6,3 Prozent – 0,1 Punkte weniger als im August.

Doch der Vergleich zum Vorjahr zeichnet ein ernüchterndes Bild. Gegenüber September 2024 gibt es 148.000 mehr Arbeitslose. Die schwache Entwicklung zeigt: Der deutsche Arbeitsmarkt bleibt angeschlagen.
Nur eine milde Herbstbelebung
Üblicherweise sorgt der Herbst für eine merkliche Belebung, wenn Ausbildungs- und Einstellungswellen einsetzen. Dieses Jahr fällt dieser Effekt jedoch deutlich schwächer aus. BA-Chefin Andrea Nahles spricht von einer „schwachen Herbstbelebung“.
Die leichte Verbesserung sei vor allem saisonal bedingt, nicht strukturell. „Dem Arbeitsmarkt fehlen weiterhin die notwendigen Impulse für eine kräftigere Belebung“, so Nahles.
Stabile Beschäftigung – aber kaum Dynamik
Tatsächlich hält sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung trotz konjunktureller Flaute relativ stabil. Viele Unternehmen vermeiden es, Personal abzubauen, setzen aber auch nicht auf Neueinstellungen.
Stattdessen steigt die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung – also Personen in Qualifizierungsmaßnahmen oder mit kurzfristigen Jobs. Das ist ein Hinweis darauf, dass sich der Arbeitsmarkt nicht aus eigener Kraft erholt, sondern eher von Stützungsmaßnahmen lebt.
Fachkräftemangel trifft auf Zurückhaltung
Die paradoxe Situation bleibt bestehen: Einerseits klagen Unternehmen über Fachkräftemangel, andererseits wächst die Zahl der Arbeitslosen. Gründe sind fehlende Qualifikationen, regionale Disparitäten und Unsicherheit bei den Arbeitgebern.
Besonders betroffen sind die Industriebranchen, die unter der schwachen Konjunktur, hohen Energiepreisen und geopolitischen Risiken leiden. Dienstleistungssektoren halten den Arbeitsmarkt zwar stabil, schaffen jedoch kaum zusätzliche Impulse.
Politischer Druck auf die Ampel
Die Zahlen verstärken den Druck auf die Bundesregierung. Wirtschaftsforscher fordern schon länger ein Maßnahmenpaket zur Stärkung des Arbeitsmarktes: gezielte Qualifizierung, steuerliche Entlastungen für Neueinstellungen und mehr Anreize für ältere Arbeitnehmer, länger im Beruf zu bleiben.
Andrea Nahles mahnt zu mehr Tempo: „Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung nehmen allein aus saisonalen Gründen im September ab. Für einen nachhaltigen Aufschwung reicht das nicht.
Unter die Marke von drei Millionen zu fallen, wirkt auf den ersten Blick wie eine Erfolgsmeldung. Doch dahinter steckt kein selbsttragender Aufschwung, sondern reine Saisonlogik. Der deutsche Arbeitsmarkt zeigt sich robust, aber nicht dynamisch – und genau das macht ihn gefährlich anfällig für den nächsten Abschwung.
