18. Juni, 2025

Unternehmen

Milliardenauftrag aus Riad: Airbus punktet auf der Paris Air Show

Der saudische Flugzeugfinanzierer Avilease beschert Airbus zum Auftakt der weltgrößten Luftfahrtmesse einen Großauftrag. Mitten in geopolitischer Unsicherheit wird der europäische Konzern zum Profiteur der weltweiten Flottenmodernisierung.

Milliardenauftrag aus Riad: Airbus punktet auf der Paris Air Show
Saudi-Arabiens Luftfahrt-Offensive als geopolitisches Signal: Mit Milliardenaufträgen an Airbus diversifiziert das Königreich gezielt seine internationalen Industriepartnerschaften.

Als am Montagmorgen die ersten Besucher durch die Hallen von Le Bourget schlenderten, ließ Airbus nicht lange auf das erste Ausrufezeichen warten: 40 neue Maschinen ordert der saudische Finanzierer Avilease bei den Europäern.

Zehn Großraumfrachter des Typs A350F und 30 Schmalrumpfjets der A320neo-Familie sollen künftig die Flotten von Airlines weltweit ergänzen. Eine Option auf insgesamt bis zu 77 Maschinen rundet den Deal ab.

Ein Signal aus Riad

Der Auftrag aus Saudi-Arabien ist weit mehr als eine bloße Bestellung neuer Flugzeuge. Er zeigt, wie die ambitionierte Luftfahrtstrategie des Königreichs zunehmend konkrete Formen annimmt.

Mit Milliardeninvestitionen baut die saudische Regierung derzeit die nationale Airline Riyadh Air auf, positioniert Saudi Arabian Airlines (Saudia) neu und entwickelt mit Avilease ein global aktives Flugzeug-Leasinghaus. Airbus wird dabei zum zentralen Partner der ambitionierten Pläne.

Boeing unter Beobachtung, Airbus liefert

Während Airbus auf der Paris Air Show früh mit Erfolgen glänzt, schleppt sich Konkurrent Boeing weiter durch die Krise.

Nach dem monatelangen Debakel rund um Produktionsfehler und Qualitätsprobleme bei den Modellen 737 MAX und 787 Dreamliner beobachten Airline-Manager und Leasingfirmen weltweit die Stabilität des US-Konzerns mit wachsender Skepsis.

Die saudische Entscheidung für Airbus dürfte in Renton und Seattle aufmerksam registriert werden.

Milliardenauftrag aus Riad: Während Boeing mit Qualitätsproblemen kämpft, setzt Saudi-Arabien beim Aufbau seiner Luftfahrtstrategie gezielt auf Airbus.

A350F: Kampfansage an Boeing und Frachtgiganten

Insbesondere die Bestellung des A350F ist für Airbus strategisch hochbedeutend. Mit dem Frachtableger des erfolgreichen Langstreckenjets wollen die Europäer Boeing erstmals im lukrativen Luftfrachtgeschäft direkt Konkurrenz machen.

Bisher dominiert dort der US-Hersteller mit seinem Klassiker 777F und den ausgemusterten, aber heiß begehrten 747-Frachtern. Airbus schickt sich an, ein Stück dieses Marktes zu erobern – nicht zuletzt, weil viele Airlines angesichts alternder Frachterflotten vor milliardenschweren Erneuerungen stehen.

Aktienkurs reagiert gelassen – noch

Die Anleger quittierten den Auftrag am Montag zunächst nur mit moderater Freude. Zeitweise legte die Airbus-Aktie im XETRA-Handel um 0,37 Prozent auf 162,16 Euro zu.

Kein Sprung, aber ein weiteres Signal für die robuste Marktposition des Konzerns. Analysten verweisen auf die ohnehin prall gefüllten Auftragsbücher und die langfristig stabile Nachfrage nach modernen, spritsparenden Jets – gerade im wachstumsstarken Mittleren Osten und Asien.

Wachstumspläne mit politischer Dimension

Saudi-Arabien will mit Investitionen wie diesem seine Wirtschaft weiter diversifizieren und weniger abhängig von Öl- und Gaseinnahmen werden. Die ambitionierte Luftfahrtstrategie gehört dabei zum Kern der Vision 2030 des Königreichs.

Airbus profitiert von den Milliardenplänen – und verschafft sich zugleich Rückendeckung in einer zunehmend fragmentierten Weltwirtschaft, in der politische Allianzen ebenso über Großaufträge entscheiden wie technische Qualität.

Der Wettlauf um Produktionskapazitäten

Trotz voller Auftragsbücher bleibt eine Herausforderung bestehen: die Produktion. Sowohl Airbus als auch Boeing kämpfen seit Jahren mit Lieferengpässen bei Zulieferern, Fachkräftemangel und Problemen in den globalen Lieferketten.

Ob Airbus die neuen Bestellungen zügig abarbeiten kann, hängt maßgeblich von der Stabilität der eigenen Lieferkette ab – und dürfte in Le Bourget hinter den Kulissen Thema vieler Gespräche sein.

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