Wenn Jeff Bezos ein Problem erkannt hat, dauert es meist nicht lange, bis Amazon eine Lösung liefert. In diesem Fall heißt das Problem: NVIDIA. Der Grafikkartenriese ist für die KI-Revolution das, was Intel für den PC-Boom der Neunziger war.
Doch diese Vormachtstellung beginnt zu bröckeln. Denn die Abhängigkeit von einem einzelnen Zulieferer ist für Tech-Giganten wie Amazon ein strategisches Risiko. Die Antwort: ein milliardenschwerer Befreiungsschlag – mit weitreichenden Folgen für die Branche.
Milliarden gegen die Abhängigkeit
Amazon zählt zu den größten Kunden von NVIDIA. Noch. Denn allein im ersten Quartal 2025 investierte der Konzern 13,89 Millionen US-Dollar in Aktien des Halbleiterherstellers Marvell.
Gleichzeitig stieg Amazon mit über 822.000 Aktien groß bei AMD ein. Der Kauf macht AMD zur drittgrößten Beteiligung im Amazon-Portfolio nach Rivian und Air Transport Services.
Dass ausgerechnet AMD nun ins Zentrum der Amazon-Strategie rückt, ist kein Zufall: Der Konzern hat sich in den letzten Quartalen zum ernstzunehmenden Herausforderer im KI-Geschäft entwickelt.
AMD rückt NVIDIA auf die Pelle
Mit einem Quartalsumsatz von 7,44 Milliarden US-Dollar und einem Wachstum von 36 Prozent zeigt AMD, dass der Aufstieg keine Momentaufnahme ist. Im Rechenzentrumsgeschäft betrug das Plus sogar 57 Prozent.
Analysten wie Timothy Arcuri von der UBS rechnen AMD gute Chancen im Rennen um die KI-Vorherrschaft aus. Auch Hedgefonds-Legende Ken Griffin sieht das Potenzial: Er halbierte seine NVIDIA-Beteiligung und verdreifachte zeitgleich die Position bei AMD.
Amazon baut eigene Chips – und investiert in Start-ups
Parallel zur Beteiligung an NVIDIA-Konkurrenten arbeitet Amazon mit Hochdruck an der Entwicklung eigener KI-Prozessoren. In Kooperation mit Marvell entstehen bereits spezialisierte Chips für KI-Training.
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In der Partnerschaft mit dem KI-Start-up Anthropic kommen diese Chips bereits zum Einsatz. Amazon ist hier mit Milliarden engagiert und will langfristig weg vom reinen Zulieferermodell hin zu einer vertikal integrierten Lösung – Hardware inklusive.
Die Großen folgen dem gleichen Plan
Amazon ist mit dieser Strategie nicht allein. Google entwickelt mit Axion eigene Prozessoren für Rechenzentren. Meta setzt auf MTIA-Chips. Microsoft bastelt ebenfalls an Inhouse-Alternativen.
Gemeinsam wollen die Konzerne ihre Abhängigkeit vom bisherigen Platzhirsch reduzieren. Denn so überlegen NVIDIAs Chips noch sind, so unangenehm ist die Machtkonzentration in den Händen eines Unternehmens.
NVIDIA unter Druck, aber noch nicht entthront
Trotzdem ist NVIDIA keineswegs geschlagen. Das Unternehmen bleibt technologisch führend, seine Chips sind nach wie vor leistungsstärker als die der Konkurrenz. Die Nachfrage ist ungebrochen hoch, das KI-Wachstum weltweit stützt die Auftragslage.
Noch hat NVIDIA Spielraum, doch die Dynamik verschiebt sich. Amazon und Co. senden ein klares Signal: Die Zeit der Monopole in der KI-Infrastruktur könnte sich dem Ende zuneigen.
Ein leiser Bruch mit lauten Folgen
Was Amazon hier betreibt, ist nichts Geringeres als ein strategischer Systemwechsel. Raus aus der Abhängigkeit, rein in die Kontrolle. Wer die Chips besitzt, hat die Macht über die KI-Infrastruktur. Das weiß auch NVIDIA. Doch der Druck wächst. Und diesmal kommt er nicht aus dem Labor, sondern aus den Chefetagen der wertvollsten Konzerne der Welt.