21. August, 2025

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Trumps Zölle machen Bosch zum Joker im US-Chipkrieg

Mitten in der Debatte um Strafzölle sichert sich Bosch einen Vorsprung: Das neue Werk in Kalifornien könnte zum geopolitischen Glücksgriff werden – doch noch fehlt die finale Zusage aus Washington.

Trumps Zölle machen Bosch zum Joker im US-Chipkrieg
Trump kündigt Strafzölle von bis zu 300 % auf Chipimporte an – Bosch könnte durch US-Produktion glimpflich davonkommen.

Ein Werk, das zur richtigen Zeit am richtigen Ort steht

Während Donald Trump neue Strafzölle auf Chipimporte ankündigt – zunächst 100 %, nun sogar bis zu 300 % – steht Bosch bereits auf der sicheren Seite.

Der schwäbische Technologiekonzern hatte 2023 das Chipwerk des US-Konzerns TSI Semiconductors in Roseville, Kalifornien, übernommen. Ab 2026 sollen dort moderne SiC-Chips vom Band laufen – pünktlich zur Eskalation im globalen Handelskonflikt.

Die Entscheidung, in den USA zu produzieren, fiel also lange vor Trumps neuer Zollpolitik. Doch jetzt könnte sie sich als strategischer Glücksgriff erweisen. Denn Anbieter, die vor Ort fertigen, sollen von den Strafzöllen ausgenommen werden – ein explizites Versprechen des Weißen Hauses.

Steigende Nachfrage nach SiC-Chips: Bosch plant US-Chipfertiger TSI Semiconductors zu übernehmen
Milliarden-Investition in strategisch wichtiges Halbleitergeschäft für die Elektromobilität geplant

Subventionen in der Schwebe

Ob das volle Subventionspaket der Biden-Regierung für Bosch bestehen bleibt, ist indes unklar. Ursprünglich zugesagt waren 225 Millionen Dollar an direkten Zuschüssen und 350 Millionen Dollar als Kredit – finanziert aus dem „CHIPS and Science Act“, einem Prestigeprojekt der Demokraten. Doch Trump hat angekündigt, sämtliche Förderzusagen der Vorgängerregierung zu überprüfen.

Seit Ende Juli läuft die interne Prüfung im Handelsministerium. Der neue Programmchef Bill Frauenhofer, ein Ex-Investmentbanker, soll „bessere Deals für die Steuerzahler“ durchsetzen. Im Raum steht sogar, ob der US-Staat im Gegenzug Aktienanteile an geförderten Unternehmen fordert.

Bei börsennotierten Konzernen wie Micron oder TSMC denkbar – bei der gemeinnützigen Stiftung Bosch allerdings kaum umsetzbar.

Konkurrenz ohne US-Fertigung steht im Regen

Während Bosch sich also im Windschatten der Handelswende neu positioniert, stehen Wettbewerber wie Infineon und STMicroelectronics vor einem Problem. Beide fertigen fast ausschließlich in Europa und Asien – und könnten damit direkt in das Visier der US-Zollpolitik geraten.

Das Chipwerk in Kalifornien soll ab 2026 SiC-Halbleiter produzieren – eine Investition von über 1,9 Milliarden US-Dollar.

Infineon hat explizit erklärt, keine Fabriken in den USA zu planen. Der weltgrößte Autochip-Hersteller setzt lieber auf den Ausbau seiner Standorte in Malaysia und Österreich.

Sollte Trump seine angekündigten Importzölle tatsächlich durchsetzen, drohen deren Chips auf dem US-Markt drastisch teurer zu werden – ein Wettbewerbsnachteil, den Bosch mit seiner Präsenz in Kalifornien umgeht.

SiC-Chips: Nische mit Milliardenpotenzial

Das Werk in Roseville soll vor allem Siliziumkarbid-Chips (SiC) produzieren – ein Bereich mit enormem Wachstumspotenzial. SiC-Bauelemente ermöglichen energieeffizientere Elektroantriebe und kleinere Batterien.

Laut dem Analysehaus Yole wird der Markt bis 2030 auf über 10 Milliarden Dollar wachsen – mit jährlichen Zuwachsraten von rund 20 %.

Bosch will seine SiC-Produktion mehr als verzehnfachen. Schon jetzt steckt der Konzern über 1,9 Milliarden Dollar in den Standortumbau. Die Nachfrage kommt vor allem aus der E-Mobilität, in der US-Hersteller wie Tesla oder Rivian verstärkt auf lokal gefertigte Hightech-Komponenten setzen.

Vorsprung mit politischer Sprengkraft

Bosch-Chef Stefan Hartung betont, dass die Entscheidung für den US-Standort langfristig geplant war – nicht als Reaktion auf Trumps Wirtschaftspolitik. Doch dass sich der frühzeitige Einstieg nun als strategischer Vorsprung herausstellt, dürfte in der Konzernzentrale niemanden stören.

Mit einem US-Anteil von bislang nur einem Sechstel am Gesamtumsatz hatte Bosch in Nordamerika Nachholbedarf. Jetzt aber besitzt der Konzern einen Hebel, den selbst langjährige US-Anbieter nicht haben: lokale Fertigung in einem geopolitisch sensiblen Sektor – genau zur rechten Zeit.

Made in USA – made for tariffs

Die US-Chipstrategie steht vor einem Wendepunkt: Trumps protektionistische Ansätze treffen auf Bidens Subventionsmodell. Bosch hat sich zwischen beiden Fronten einen seltenen Vorteil erarbeitet – durch Investitionen, die unabhängig von der Tagespolitik strategisch sinnvoll erscheinen.

Ob die staatlichen Fördermittel tatsächlich fließen, bleibt offen. Doch selbst ohne Subventionen ist Bosch jetzt besser aufgestellt als viele seiner globalen Konkurrenten. In einem zunehmend nationalistischen Marktumfeld könnte genau das den entscheidenden Unterschied machen.

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