11. September, 2025

Asylklagen überrollen deutsche Gerichte

Trotz sinkender Asylanträge explodiert die Zahl der Klagen. Nordrhein-Westfalen, Bayern und Niedersachsen sind am stärksten betroffen – und die Justiz ächzt unter immer längeren Verfahren.

Asylklagen überrollen deutsche Gerichte
Aktenberge statt Entlastung: Mit bereits 76.646 Asylklagen bis Mitte 2025 haben die Verwaltungsgerichte das Vorjahresniveau fast erreicht – die Justiz droht am Verfahrenstau zu kollabieren.

Die Verwaltungsgerichte in Deutschland stehen vor einer Belastungsprobe, die sich schon jetzt als historisch bezeichnen lässt. Bis Ende Juni 2025 gingen bundesweit 76.646 neue Asylklagen ein – mehr als im gesamten Jahr 2023 und bereits drei Viertel des Niveaus von 2024.

Die Dynamik zeigt: Die Justiz holt nicht etwa Luft, sondern wird immer stärker in die Migrationsdebatte hineingezogen.

Brennpunkte in den Bundesländern

Vor allem drei Länder stechen heraus: Nordrhein-Westfalen meldete im ersten Halbjahr 13.304 Verfahren, Bayern kam auf 11.412 Klagen. Besonders drastisch ist die Entwicklung in Niedersachsen: Dort übertrafen die Verfahren schon Mitte des Jahres die Gesamtbilanz von 2024.

Damit rangiert das Land inzwischen vor Baden-Württemberg und reiht sich unter die Hauptschauplätze juristischer Überlastung ein.

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Schnellere Bescheide, langsamere Urteile

Ironischerweise ist der Grund für den Anstieg nicht mehr Zuwanderung, sondern das Gegenteil: Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) entscheidet Asylanträge inzwischen zügiger.

Doch was die Behörde abarbeitet, landet anschließend auf dem Tisch der Richter. Folge: Während die Anträge zurückgehen, wächst die Zahl der Klagen – und die Verfahrensdauer steigt.

In Rheinland-Pfalz zog sich ein Asylprozess 2023 durchschnittlich 3,9 Monate hin, 2024 waren es 5,4 Monate, im laufenden Jahr sind es schon sechs Monate. Bayern kommt aktuell auf 7,1 Monate, Baden-Württemberg auf 7,6 Monate, Sachsen-Anhalt auf 8,4 Monate.

Am unteren Ende der Skala liegt das Saarland mit 9 Monaten – während elf andere Bundesländer inzwischen zwischen 10 und 19 Monaten benötigen. Negativer Spitzenreiter: Hessen.

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Politische Sprengkraft

Das Phänomen legt die Widersprüche offen, mit denen die Asylpolitik ringt: schnellere Verfahren beim BAMF bedeuten nicht weniger, sondern mehr Arbeit für die Gerichte.

Gleichzeitig wird das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Rechtsstaats auf die Probe gestellt. Wer monatelang oder gar über ein Jahr auf ein Urteil wartet, verliert nicht nur Zeit, sondern oft auch Perspektiven.

Mehr als ein Justizproblem

Für die Politik ist der Anstieg der Asylklagen doppelt brisant. Zum einen drohen die Verwaltungsgerichte zu einem Nadelöhr zu werden, das die gesamte Migrationspolitik ausbremst.

Zum anderen ist die Justiz längst nicht mehr nur juristischer Entscheider, sondern faktisch Mitgestalter der Asylpolitik. Dass die Verfahren in vielen Bundesländern inzwischen über ein Jahr dauern, zeigt, wie eng Migration und institutionelle Belastungsgrenzen inzwischen verwoben sind.

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