06. Juni, 2025

Börse

Rendite aus dem Osten? Warum der Asien-ETF von iShares jetzt wieder im Fokus steht

Schwellenländer wie China, Indien und Indonesien erleben eine neue Wachstumsdynamik. Der ETF von iShares will genau dieses Potenzial abbilden. Doch lohnt sich das wirklich?

Rendite aus dem Osten? Warum der Asien-ETF von iShares jetzt wieder im Fokus steht
Dominanz weniger Länder: China, Indien und Taiwan machen rund 80 Prozent des ETF aus – von breiter Diversifikation kann kaum die Rede sein.

Rückenwind durch Reformen, Risiken durch Zölle

5,2 Prozent Wachstum in China, 6,5 Prozent in Indien – die Wirtschaftsprognosen für Asien lesen sich ambitioniert.

Doch was steckt wirklich dahinter? Eine neue Reformwelle in den Schwellenländern Asiens beflügelt Investorenfantasien. Gleichzeitig lassen erste Signale aus Washington hoffen: Teile der US-Zölle auf chinesische Produkte wurden aufgehoben, auch Peking zeigt sich dialogbereit. Es könnte der Beginn einer vorsichtigen Entspannung sein.

Der iShares MSCI EM Asia ETF (ISIN: IE00B5L8K969) bildet seit 2010 die wirtschaftliche Entwicklung von acht asiatischen Schwellenländern ab – darunter Schwergewichte wie China, Indien, Taiwan und Südkorea.

Mit rund 1.000 Einzeltiteln deckt der ETF knapp 85 Prozent der Streubesitz-Marktkapitalisierung der Region ab. Rund 30 Prozent entfallen dabei auf Technologietitel wie TSMC oder Tencent.

Investorengeschichten aus der Region

„Ich habe seit Jahren auf China gesetzt, wurde aber enttäuscht. Jetzt baue ich mein Asien-Exposure über Indien und Taiwan langsam wieder auf“, sagt Sandra Lehmann, eine Privatanlegerin aus Frankfurt.

Sie war 2021 mit einem größeren Betrag in asiatische ETFs eingestiegen – mitten in die regulatorische Brechstange der KP in Peking. Heute glaubt sie wieder an ein Comeback, allerdings mit angezogener Handbremse.

So wie Lehmann geht es vielen. Nach enttäuschenden Jahren – unter anderem durch den harten Lockdown-Kurs Chinas und Tech-Repressionen – entdecken viele Investoren die Region neu.

Boom mit Bremsspuren: Trotz hoher Wachstumsprognosen liegt die 5-Jahres-Performance des Asien-ETFs deutlich hinter westlichen Märkten.

Die Bewertungen sind niedrig: Mit einem durchschnittlichen KGV von unter 13 wirkt der ETF auf den ersten Blick attraktiv. Auch die Gewinnwachstumsprognosen von etwa 10 Prozent sprechen für sich.

Tech, KI und lokale Märkte treiben Wachstum

Besonders der Technologiesektor ist Hoffnungsträger. Taiwan Semiconductors und Tencent führen die Gewichtung im ETF an. Auch der Markteintritt von Deepseek AI, einer chinesischen KI-Alternative zu ChatGPT, gibt der Region Schwung.

Binnen weniger Wochen wurde die Anwendung zur meistgeladenen kostenlosen KI-App in den USA – entwickelt eigentlich nur für China.

Ein schwächerer US-Dollar stützt zusätzlich. Historisch gesehen performten Schwellenmärkte besser, wenn der Greenback unter Druck gerät. Und auch die Binnenmärkte in Indien, Indonesien und Malaysia wachsen – unabhängig von geopolitischen Querelen. Die Diversifikation innerhalb des Fonds ist ein Argument für robuste Erträge auch in volatilen Phasen.

Aber: Asien bleibt kein Selbstläufer

So aussichtsreich das Investment erscheint, so groß sind die Fallstricke. Eine erneute Eskalation im Handelskonflikt mit den USA, eine überraschende Kehrtwende der chinesischen Wirtschaftspolitik oder politische Instabilität in einzelnen Ländern – all das könnte Investoren erneut auf dem falschen Fuß erwischen. Hinzu kommt: Viele asiatische Aktienmärkte sind nur begrenzt transparent und teils politisch stark beeinflusst.

Der ETF selbst versucht, dem mit einer breiten Streuung zu begegnen. Die größten Positionen sind TSMC (11 %), Tencent (6 %) und Samsung Electronics (4 %). Aber auch kleinere Player wie Reliance Industries, Infosys oder Sea Group aus Singapur finden sich im Portfolio. Die Gesamtkostenquote liegt bei lediglich 0,20 Prozent pro Jahr – ein Argument für Langfristinvestoren.

Fazit – das IW-Rating

Der iShares MSCI EM Asia ETF ist kein Produkt für Zocker. Aber er könnte für langfristig orientierte Anleger mit einem Faible für unterbewertete Chancen eine sinnvolle Beimischung sein. Wer an das Comeback Asiens glaubt – technologisch, ökonomisch und strategisch – findet hier ein breit gestreutes und günstiges Vehikel.

Doch: Die Risiken sind real. Wer investiert, sollte nicht nur auf Charts schauen, sondern auch geopolitische Entwicklungen im Blick behalten.

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