Zurück im Maschinenraum: Sergey Brin macht wieder ernst
Kein symbolischer Beisitzer, kein Ehrenpräsident auf Weltreise – Sergey Brin ist wieder mitten im Betrieb. Seit 2023 arbeitet der Google-Mitgründer „so gut wie jeden Tag“ an den fortgeschrittensten KI-Systemen, wie er jetzt auf der Google I/O betonte.
Ziel: Gemini zur ersten echten Artificial General Intelligence (AGI) machen – einer Maschine, die Denken und Handeln wie ein Mensch kann.
Brins Aufruf an die Branche: Wer was kann, soll zurückkommen. „Ehrlich gesagt sollte derzeit kein Informatiker im Ruhestand sein“, so Brin auf der Bühne – neben Demis Hassabis, CEO von Google DeepMind. Es sei ein „einmaliger Moment in der Geschichte“.
Der KI-Wettlauf ist längst keine Forschungsfrage mehr
Brins Comeback steht sinnbildlich für die Wende bei Google. Die Zeiten gemächlicher Produktpflege sind vorbei – jetzt geht es um die Grundsatzfrage: Wer bringt als erster eine Superintelligenz auf die Welt?
Seit OpenAIs Durchbruch mit ChatGPT im Jahr 2022 ist der Wettstreit in vollem Gange. Microsoft, Meta, Amazon, Anthropic, xAI – jeder baut an eigenen Large Language Models.
Brin will, dass Gemini zuerst die Grenze zur AGI durchbricht – das, was Künstliche Intelligenz vom cleveren Chatbot zur denkenden Entität macht.
Was Brin antreibt – und warum er nicht einfach Investor bleibt
Nach seinem offiziellen Rückzug aus dem Alphabet-Vorstand 2019 hatte Brin lange kaum öffentliche Auftritte. Stattdessen beschäftigte er sich mit LTA Research (einem Luftschiff-Startup), investierte in Parkinson-Forschung und kaufte Immobilien. Doch die Entwicklung bei OpenAI veränderte alles.

Plötzlich war ein neues Spielfeld da – größer als alles bisher Dagewesene.
„Ich war bei Web 1.0 dabei. Das hier“, sagt Brin, „ist noch viel aufregender.“
Die Dimensionen, die KI heute annehme, seien „die größte Gelegenheit und Herausforderung zugleich, die wir je gesehen haben.“
Zwischen Google X und Gemini: Eine zweite Mission
Brin kennt sich mit Zukunftstechnologien aus – von der Mondbasis über Google Glass bis zur autonomen Mobilität. Vieles davon war ambitioniert, manches überambitioniert. Doch in Gemini sieht er mehr: keine Spielerei, sondern eine Weltveränderung.
Dass er sich nicht mit einer Aufsichtsratsrolle begnügt, sondern wieder operativ eingreift, spricht Bände. Wer ihn kennt, weiß: Wenn Brin sich ein Ziel setzt, wird er nicht zum Zuschauer.
Gemini vs. der Rest der Welt
Gemini ist Googles Antwort auf ChatGPT – und soll noch mehr können. Sprachverständnis, Bilderkennung, logisches Denken, sogar Programmierung und Planung: All das soll in einer Plattform vereint werden, die intuitiv versteht, was Menschen brauchen – und wie sie es sagen.
Aber die Konkurrenz schläft nicht. OpenAI trainiert bereits GPT-5. Meta baut an „LLaMA 3“, xAI von Elon Musk verspricht ein „wahrheitstreues“ System. Und die Unterschiede schrumpfen. Wer zu spät kommt, verliert – nicht nur Marktanteile, sondern womöglich die Gestaltungsrechte an der digitalen Zukunft.
Ein Aufruf – und ein Warnsignal
Brins Appell ist mehr als Nostalgie. Es ist ein strategischer Weckruf. Google kann sich keine Passivität leisten – zu groß ist der Druck. Wenn die Zukunft der Intelligenz nicht in Mountain View entsteht, dann woanders.
Und Brin weiß: Nur weil man Mitgründer ist, heißt das nicht, dass man sich auf der Vergangenheit ausruhen kann. Die neue Google-Generation wird im Maschinenraum entschieden – nicht auf dem Golfplatz.
Die Super-KI kommt – aber wer liefert sie zuerst?
Sergey Brin ist zurück. Nicht als Legende – sondern als Entwickler. Nicht für PR – sondern für das nächste große Ding.
Seine Mission ist klar: Gemini soll mehr werden als ein KI-System. Es soll das System sein, das uns über uns hinauswachsen lässt. Ob es gelingt, ist offen. Aber eins ist sicher: Brin hat keine Zeit mehr für Ruhestand. Und glaubt, wir auch nicht.
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