Ein Produkt mit Signalwirkung
Was früher das Sparbuch war, soll heute das Kinderdepot werden. Mit der Einführung eigener Junior-Depots betritt Scalable Capital einen Markt, der lange Zeit klassischen Banken vorbehalten war – und inzwischen heiß umkämpft ist. Denn wer die nächste Anlegergeneration früh bindet, sichert sich Marktanteile für Jahrzehnte.
Eltern können zwischen zwei Varianten wählen: dem Scalable Broker, bei dem sie die ETF-Auswahl selbst treffen, und Scalable Wealth, der automatisierten Vermögensverwaltung. Beide Optionen zielen auf langfristigen Vermögensaufbau ab, unterscheiden sich aber in der Philosophie: Kontrolle versus Komfort.
Gebührenfrei bis zur Volljährigkeit
Der größte Köder für Eltern: die Kostenfreiheit. Im Broker-Modell erstattet Scalable die Gesamtkostenquote (TER) bei 200 ETFs – 100 von iShares, 100 von Xtrackers. In der Vermögensverwaltung entfallen die Verwaltungsgebühren bis zur Volljährigkeit komplett. Zum Vergleich: Konkurrent Trade Republic bietet seine ETF-Erstattung bislang nur für drei Fonds an.
Scalable positioniert sich damit klar im Premiumsegment – als Anbieter, der nicht nur mit niedrigen Gebühren wirbt, sondern mit dem Versprechen, Familien den Vermögensaufbau langfristig zu erleichtern.
Kinder als Steuervorteil – ganz legal
Der zweite große Hebel liegt im Steuerrecht. Kinder verfügen über eigene Freibeträge: Sparerpauschbetrag, Grundfreibetrag und Sonderausgaben-Pauschbetrag summieren sich auf über 13.000 Euro steuerfreie Kapitalerträge pro Jahr.
Scalable Wealth nutzt diesen Vorteil automatisch – und passt das Portfolio jährlich an, um die Freibeträge optimal auszuschöpfen. Das geschieht algorithmisch, ohne Zusatzkosten. Bislang mussten Eltern bei Scalable die Depots auf den eigenen Namen führen, was steuerlich unvorteilhaft war. Nun können sie den Ertrag direkt auf die Kinder buchen – ein Schritt, der für vermögensbewusste Familien hochinteressant ist.
Ein Haken bleibt: Kinder benötigen ein eigenes Konto beim Neobroker, was für manche Familien organisatorischen Mehraufwand bedeutet.
Konkurrenzdruck und politische Unsicherheit
Das Timing ist strategisch. Die Bundesregierung arbeitet an der sogenannten Frühstart-Rente, einem Konzept, bei dem Kinder zwischen sechs und 18 Jahren monatlich zehn Euro vom Staat für die private Altersvorsorge erhalten sollen. Noch ist unklar, ob das Projekt wirklich privatwirtschaftlich umgesetzt wird – oder ob das Geld über den staatlichen Kenfo-Fonds laufen soll.
Für Scalable Capital wäre eine privat organisierte Lösung ein massiver Wachstumsschub.
„Die Rentenformel geht mit dem demografischen Wandel nicht mehr auf“, warnt Gründer Erik Podzuweit. „Private Vorsorge ist kein Luxus, sondern notwendig.“
Sollte die Frühstart-Rente tatsächlich mit privaten Partnern realisiert werden, könnte Scalable zu den Hauptprofiteuren gehören. Gelingt das nicht, bleibt der Markt in privater Hand – und der Wettbewerb zwischen Fintechs entscheidet über Reichweite und Vertrauen.
Die nächste Generation Anleger
Dass der Zeitpunkt kein Zufall ist, zeigen auch die Zahlen. Trade Republic verzeichnet laut Branchenschätzungen bereits mehrere Hunderttausend Kinderdepots – ein Markt, den Scalable bislang anderen überlassen hatte. Mit der neuen Lösung will das Münchener Fintech nicht nur aufholen, sondern neue Standards setzen.
Das Konzept ist einfach: Eltern investieren im Namen ihrer Kinder, Scalable kümmert sich um die Abwicklung, Steueroptimierung und Fondsverwaltung. Das Unternehmen spricht damit vor allem Familien an, die langfristig denken – und Kapitalmärkte als Bildungsinstrument begreifen.
Ein Angriff auf zwei Ebenen
Mit den Kinderdepots zielt Scalable Capital gleich doppelt: auf die Eltern von heute und die Anleger von morgen. Wer früh Vertrauen schafft, gewinnt Kunden fürs Leben.
Zugleich sendet das Fintech eine Botschaft an die Politik: Private Altersvorsorge darf nicht ausgebremst werden. Während der Staat über Modelle wie die Frühstart-Rente nachdenkt, schaffen Neobroker längst eigene Lösungen – effizient, digital und ohne Steuergelder.

