09. Mai, 2025

Military

Wie die Bundeswehr Millionen für stillstehende 3D-Drucker versenkt

Statt Innovation liefert das Projekt „3D-Druck bei der Truppe“ vor allem eins: Kosten ohne Wirkung. Der Bundesrechnungshof kritisiert fehlende Strategie, unklare Zuständigkeiten und einen Gerätepark, der kaum genutzt wird – bei Millionenausgaben jährlich.

Wie die Bundeswehr Millionen für stillstehende 3D-Drucker versenkt
3,4 Millionen Euro hat das Verteidigungsministerium seit 2021 in 3D-Drucktechnik investiert – doch viele Geräte stehen ungenutzt in Containern. Ein geplanter Nutzen ist kaum erkennbar.

Kampfjetteile aus dem Container?

Auf dem Papier klingt es wie ein Befreiungsschlag: Ersatzteile für Helme, Gewehre oder Flugzeuge direkt im Feld drucken – schnell, unabhängig, bedarfsgenau.

In der Realität der Bundeswehr bedeutet das derzeit: teure Technik, wenig Einsatz, keine klaren Prozesse. Ein aktueller Bericht des Bundesrechnungshofs kommt zu einem eindeutigen Urteil: Die Bundeswehr setzt ihre ambitionierten 3D-Druck-Pläne bisher ineffizient, planlos und teuer um.

Millionen für Maschinen, die kaum laufen

Allein der Betrieb der mobilen 3D-Druckeinheiten kostet das Verteidigungsministerium rund eine Million Euro pro Jahr – dabei stehen viele der Geräte größtenteils still.

In den letzten drei Jahren wurden 3,4 Millionen Euro für Drucker ausgegeben, bis 2028 sollen noch einmal 15 Millionen Euro folgen. Doch der Nutzen bleibt bislang marginal.

Die Zahl der tatsächlich gedruckten Ersatzteile liegt weit unter dem täglichen Bedarf der Bundeswehr. Messbare Effekte auf die Einsatzfähigkeit? Fehlanzeige.

Fehlende Standards, keine Roadmap

Ein zentrales Problem ist das Fehlen klarer Vorgaben. Zwar wurde das Projekt 2021 politisch beschlossen, doch seitdem blieb es weitgehend ziel- und planlos. Weder existiert ein belastbarer Zeitplan, noch klare Verantwortlichkeiten oder definierte Kennzahlen.

Rund 1 Million Euro Betriebskosten jährlich – bei kaum messbarer Einsatzsteigerung. Laut Rechnungshof ist der tatsächliche Output für den Bedarf der Truppe „unbedeutend“.

Auch die Frage, wer wann was drucken darf, ist nicht geklärt – ebenso wenig wie der Umgang mit sensiblen Konstruktionsdaten und Lizenzen. Dabei hatte das Ministerium selbst festgelegt, dass vorrangig die Industrie drucken soll – doch dieser Ansatz wird kaum verfolgt.

Der Bundeswehr fehlt der Zugang zur digitalen Fertigung

Was den wirtschaftlichen Schaden besonders deutlich macht: Die Truppe besitzt in vielen Fällen nicht einmal die nötigen Konstruktionsdaten oder Nutzungsrechte, um Ersatzteile überhaupt sinnvoll selbst herzustellen.

Dennoch wird weiterhin in eigene Drucktechnik investiert – ohne dass klar wäre, welche Systeme später eingebunden werden sollen. Im Klartext: Man kauft Werkzeuge, ohne zu wissen, wofür oder wie man sie einsetzen kann.

Einblicke ja, Einsicht nein:

Das Verteidigungsministerium reagiert auf die Kritik mit – Geduld. Man könne den Erfolg des Projekts „jetzt noch nicht bewerten“, da die Integration bis 2030 dauern werde. Erste Erfolge seien bereits sichtbar, heißt es: Hier ein Kunststoffteil für die Marine, dort ein Ersatz für die Luftwaffe.

Für den Rechnungshof jedoch zu wenig: Die Anwendungsfälle seien bislang zu selten, zu kleinteilig, zu ineffizient. Auch der geplante Systemnutzen – mehr Autarkie, kürzere Lieferzeiten, schnellere Einsatzfähigkeit – sei „bisher nicht belegbar“.

Ein Innovationsthema droht zur Etatverschwendung zu verkommen

Die Grundidee hinter dem 3D-Druck ist nicht das Problem. Im Gegenteil: Additive Fertigung hat das Potenzial, militärische Logistik radikal zu vereinfachen – wie es internationale Partner bereits zeigen. In Israel, den USA oder Südkorea ist der 3D-Druck längst Teil der militärischen Materialstrategie.

Was fehlt, ist nicht Technologie, sondern Organisation. Während andere Armeen Standards, Datenplattformen und Rollouts definieren, verheddert sich die Bundeswehr in Zuständigkeiten, Ressortdenken und Projektfloskeln. Das Ergebnis: Die Technik ist da, aber niemand weiß, wie man sie sinnvoll nutzt.

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