02. August, 2025

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Wie Big Tech Mitarbeiter feuert und gleichzeitig Millionen-Gehälter zahlt

Google, Meta, Microsoft & Co. entlassen Tausende, stellen dann Tausende wieder ein. Wer dazugehört und wer gehen muss, entscheidet oft nur noch ein Buzzword: KI. Eine Analyse über eine Branche zwischen Kahlschlag, Goldrausch und Doppelmoral.

Wie Big Tech Mitarbeiter feuert und gleichzeitig Millionen-Gehälter zahlt
Entlassen, um zu investieren: Meta reduzierte seine Belegschaft 2023 auf 67.000 – heute liegt der Personalstand fast wieder beim Ausgangswert. Der Grund: Umverteilung zugunsten von KI-Eliten.

Wer in den letzten Monaten bei Meta, Google oder Microsoft gearbeitet hat, brauchte vor allem eines: starke Nerven. Denn zwischen Zoom-Entlassung und Blitz-Beförderung verschwimmen bei den größten Tech-Konzernen der Welt gerade die Grenzen von Erfolg und Ersetzbarkeit. Heute entlassen, morgen ersetzt. Und das bei gleichbleibender Mitarbeiterzahl.

Entlassen, einstellen, entlassen, einstellen...

Die Zahlen wirken paradox: Meta entließ 2023 zehntausende Mitarbeiter. Ein Jahr später ist die Belegschaft mit knapp 77.000 nahezu wieder auf Vor-Kahlschlag-Niveau.

Google zeigt ein ähnliches Bild: Nach Massenentlassungen ist die Zahl der Angestellten inzwischen höher als zuvor. Und Microsoft? Der Konzern spricht von einem „Erfolgs-Paradoxon“, während CEO Satya Nadella erklärt, man entlasse Tausende, obwohl das Geschäft brummt.

Die KI-Diktatur der Personaler

Hinter dem scheinbaren Chaos steckt ein Kalkül: Die Konzerne schmeißen ganze Teams raus, um Platz für neue KI-Talente zu schaffen. Wer sich mit generativer KI, neuronalen Netzen oder Transformer-Modellen auskennt, bekommt plötzlich Angebote, die selbst die Gagen von CEOs in den Schatten stellen.

Meta soll für einen einzigen KI-Topmanager Milliarden ausgegeben haben. Was nicht nützt, fliegt raus. Was Zukunft verspricht, wird mit Gold aufgewogen.

Wall Street will Showeffekte

Der wirtschaftliche Hintergrund ist ebenso simpel wie brutal: Mit großen Entlassungswellen demonstrieren die Konzerne Ökonomiedisziplin gegenüber Investoren.

Gleichzeitig pumpen sie Milliarden in KI, um nicht den Anschluss an das nächste große Ding zu verlieren. Das ergibt eine fatale Doppelmoral: Einem Teil der Belegschaft signalisiert man, sie seien unbezahlbar. Dem Rest: völlig verzichtbar.

Erfolg ohne Menschen?

Die Botschaft an die eigenen Leute ist verstörend: Wert hat nur noch, wer KI-Relevanz besitzt. Kommunikation, HR, klassische Softwareentwicklung? Verliert rapide an Gewicht.

Das Ergebnis ist eine Art von High-Tech-Darwinismus, in dem selbst erfolgreiche Mitarbeiter über Nacht aus dem System fallen können – weil ihre Abteilung nicht als zukunftsfähig gilt.

Die große Frage

Wie viel Innovation verträgt ein Unternehmen, bevor es seine Seele verliert? Die Bilanzzahlen klettern, die Kurse steigen. Aber was bleibt von einem Konzern, der Talente nur noch wie Risikokapital behandelt?

Big Tech lebt. Aber menschlicher wirkt es dadurch nicht.

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