Steuerfreiheit für den Zuverdienst
Das Konzept ist simpel: Wer nach dem regulären Rentenalter noch weiterarbeitet, kann künftig 2.000 Euro pro Monat steuerfrei hinzuverdienen. Laut Finanzministerium bedeutet das schon 2026 Mindereinnahmen von rund 900 Millionen Euro für den Staat, ab 2027 dann eine Milliarde.
In Zeiten knapper Kassen ist das ein beachtlicher Schritt – und zugleich eine Wette darauf, dass sich mehr Senioren für ein längeres Arbeitsleben entscheiden.
„Für diejenigen, die es wollen“
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) machte im ZDF-Sommerinterview Tempo. „Wenn alles gut geht, kriegen wir das zum 1. Januar hin“, sagte er. Wichtig sei, dass die Aktivrente freiwillig bleibe:
„Das gilt für diejenigen, die es können und die es wollen.“
Die Botschaft ist doppelt kodiert: Einerseits geht es um Respekt vor der Lebensleistung, andererseits um die nüchterne Notwendigkeit, mehr Arbeitskräfte im Land zu halten.

Koalition ringt um den Haushalt
Union und SPD hatten sich in Würzburg nach einer zweitägigen Klausur auf ein Rentenpaket geeinigt, in dem die Aktivrente als Kernstück enthalten ist. Während die Union Steuererhöhungen ausschließt, denkt Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) laut über höhere Abgaben für Spitzenverdiener nach.
Hintergrund ist ein erwartetes Loch von mehr als 30 Milliarden Euro im Haushalt ab 2027. Merz bleibt jedoch hart: „Dieser Koalitionsvertrag gilt.“
Signal oder Scheinlösung?
Ob die Aktivrente tatsächlich wirkt, ist offen. Für Unternehmen könnte sie helfen, dringend benötigte Fachkräfte zu halten.
Doch die Realität sieht oft anders aus: Viele Ruheständler scheiden aus gesundheitlichen Gründen aus oder wollen schlicht nicht länger arbeiten. Für sie bleibt das Modell ein politisches Symbol, aber keine echte Option.
Der Test beginnt im Januar
Fest steht: Die Regierung greift mit der Aktivrente in eine der heikelsten Fragen der Sozialpolitik ein – das Verhältnis von Arbeit und Ruhestand. Was als großzügige Entlastung verkauft wird, ist zugleich ein Versuch, die Lebensarbeitszeit stillschweigend zu verlängern.
Ob das Experiment gelingt, entscheidet sich nicht im Bundestag, sondern in den Betrieben. Und dort wird sich zeigen, wie viele Rentner wirklich sagen: „Ich will.“
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