Die Attacke auf das Quartal
Donald Trump hat ein neues Ziel: die Pflicht zur Quartalsberichterstattung. Über seine Plattform Truth Social erklärte der ehemalige Präsident, Unternehmen sollten ihre Zahlen künftig nur noch zweimal im Jahr veröffentlichen.
Die Argumentation klingt simpel: Weniger Bürokratie, geringere Kosten, mehr Raum für langfristiges Denken. Trump konterte gar mit einem Vergleich: China plane in Zeiträumen von 50 bis 100 Jahren, die USA dagegen „in Quartalen – nicht gut!“.
Prominente Fürsprecher – aber nur bedingt
Ganz abwegig ist die Idee nicht. Schon 2018 forderten JPMorgan-Chef Jamie Dimon und Warren Buffett, den Fokus auf kurzfristige Gewinnprognosen zu beenden, weil dieser den öffentlichen Kapitalmarkt unattraktiv mache.
Ihr Vorschlag beschränkte sich allerdings auf die Abschaffung der Quartalsprognosen, nicht der Berichte selbst. Trumps Vorstoß geht deutlich weiter – und wirft die Frage auf, ob weniger Transparenz tatsächlich zu besserem Unternehmertum führt.
Weniger Druck, weniger Volatilität?
Unter Marktprofis gibt es durchaus Zustimmung. Dominic Pappalardo von Morningstar Wealth sieht Vorteile:
„Wenn Manager nicht alle drei Monate liefern müssen, könnten sie strategischer planen und weniger kurzfristig taktieren.“
Auch Paul Hickey von Bespoke Investment Group betont, dass Firmen enorme Ressourcen in ihre Quartalsberichte stecken – Geld und Zeit, die produktiver eingesetzt werden könnten.
Er zieht einen politischen Vergleich: Während Abgeordnete im Repräsentantenhaus mit ihren zweijährigen Amtszeiten ständig im Wahlkampfmodus seien, könnten Senatoren mit sechs Jahren im Amt langfristiger denken.
Die Angst der Kleinanleger
Ganz anders sehen es Privatanleger. Für sie sind Quartalszahlen oft die wichtigste Informationsquelle. Analystenhäuser und Fonds verfügen über Datenströme, Research-Abos und direkten Zugang zum Management – der Kleinanleger nicht. In einschlägigen Foren wie Reddit überwiegt deshalb die Skepsis:
„Weniger Transparenz und weniger Rechenschaft – klingt großartig!“, spottete ein Nutzer in einem Thread mit Tausenden Reaktionen.
Der Vorwurf: Trumps Vorschlag begünstigt institutionelle Großanleger und schwächt die Marktposition von Einzelinvestoren.
Ein halber Schritt, der nichts ändert?
Auch unter professionellen Investoren herrscht keine Euphorie. Kristin Hull, Gründerin von Nia Impact Capital, sieht im Vorschlag kaum Potenzial für echte Reform: „Wenn das Ziel wirklich langfristiges
Denken ist, dann wird ein Wechsel von drei auf sechs Monate daran nichts ändern.“ Die Quartalsfixierung sei tief im System verankert – von Analystenerwartungen über Boni-Strukturen bis hin zu medialer Aufmerksamkeit.
Worum es wirklich geht
Trumps Idee reiht sich ein in seine wiederholten Angriffe auf regulatorische Standards, die er als Belastung für die US-Wirtschaft darstellt. Ob daraus tatsächlich ein Gesetz wird, hängt von der US-Börsenaufsicht SEC ab. Klar ist schon jetzt: Die Diskussion um Berichtspflichten ist mehr als nur eine technische Frage der Frequenz. Sie berührt den Kern dessen, wie Kapitalmärkte funktionieren – zwischen Transparenz, Effizienz und Vertrauen.
Das könnte Sie auch interessieren:
