07. August, 2025

Märkte

Unser Öl-Report im August: Was der schwankende Preis für Anleger bedeutet

Ölpreis, Zölle, Förderquoten: Die Märkte zittern – doch nicht alle Ölkonzerne leiden gleichermaßen. Die InvestmentWeek hat für Sie die Strategien, Zahlen und Hintergründe der Big Player analysiert.

Unser Öl-Report im August: Was der schwankende Preis für Anleger bedeutet
Trump eskaliert Handelsstreit mit Indien – Ölmarkt reagiert nervös. Neue 25 %-Zölle auf indische Ölimporte aus Russland könnten das globale Angebot verknappen – oder die Märkte endgültig destabilisieren.

Ölpreis im Zickzack: Was wirklich dahintersteckt

Der Ölpreis schwankt – mal nach unten, mal nach oben. Während Brent zuletzt wieder zulegte, liegt der aktuelle Kurs mit rund 68 US-Dollar pro Barrel deutlich unter dem Niveau des Vorjahres.

Die Gründe: geopolitische Spannungen, eine mögliche Zolleskalation zwischen den USA und Indien, aber auch eine überraschende Förderausweitung der OPEC+.

Die US-Regierung droht Indien mit massiven Sekundärzöllen von bis zu 50 Prozent – eine Reaktion auf Indiens anhaltende Ölgeschäfte mit Russland. Die Strafmaßnahme soll binnen drei Wochen greifen und könnte das globale Angebot empfindlich treffen.

Gleichzeitig will die OPEC+ ab September eine halbe Million Barrel zusätzlich pro Tag fördern. Die Signale widersprechen sich – und genau das sorgt für Chaos an den Märkten.

Mehr Öl, weniger Gewinn: Opec+ bringt mit Förderausweitung Preisdruck. Die angekündigte Erhöhung um 500.000 Barrel pro Tag bringt Brent unter 70 Dollar – das niedrigste Niveau seit Ende 2021.

Investoren im Nebel – Aktien der Ölriesen reagieren uneinheitlich
Die Lage an der Börse ist unübersichtlich. Während der Brent-Preis an einem Tag fällt, steigen Ölaktien am nächsten. Analysten sprechen von einem „Preis ohne Richtung“ – einem Markt im Wartemodus. Doch in den Quartalszahlen der großen Ölkonzerne zeigt sich, wer in der Krise eine gute Figur macht – und wer nicht.

BP: Fündig in Brasilien – und doch unter Druck
Der britische Ölkonzern BP überrascht doppelt: Erst die Entdeckung eines riesigen Öl- und Gasvorkommens im brasilianischen Santos-Becken, dann besser als erwartete Quartalszahlen. Dennoch bleibt der Gewinn rückläufig – insbesondere in der klassischen Ölförderung.

Quelle: Eulerpool

Besser lief es im Konsumenten- und Produktsegment, das mit Aral-Tankstellen und Castrol-Schmierstoffen fast 30 Prozent zulegen konnte. Aktionäre dürfen sich über eine vierprozentige Dividendenerhöhung und laufende Aktienrückkäufe freuen. Und trotzdem: Aktivist Elliott verlangt Milliarden an zusätzlichen Einsparungen. Die Aktie hinkt der Konkurrenz hinterher.

Chevron: Mehr Öl durch Zukäufe – aber wenig Fantasie
Chevron kontert den Ölpreisverfall mit einer simplen Formel: mehr Produktion. Im Permian Basin erreicht der Konzern die Marke von einer Million Barrel pro Tag. Die Übernahme von Hess soll weiteres Wachstum bringen. Doch trotz leicht besserer Zahlen bleiben Anleger skeptisch. Die Aktie tritt auf der Stelle.

ExxonMobil: „Drill, baby, drill“ – aber ohne Glanz
Exxon setzt wie Chevron auf Masse. Mit 1,6 Millionen Barrel täglich im Permian Basin wurde die Produktion erneut hochgefahren. Dennoch: Der Gewinn ist rückläufig, und der Aktienkurs dümpelt unter dem Branchenschnitt. Zwar konnten die Erwartungen leicht übertroffen werden, aber Euphorie sieht anders aus. Auch die angekündigte Dividende von 0,99 Dollar je Aktie ist eher Pflicht als Kür.

Shell und Total: Europa fährt vorsichtiger
Shell übertraf die Erwartungen – trotz rückläufigem Gewinn. TotalEnergies dagegen enttäuschte mit schwächeren Zahlen als prognostiziert. Beide Konzerne verfolgen eine andere Strategie: Weniger Förderung, mehr Fokus auf Margen und das Bestandsgeschäft. Ob dieser konservativere Ansatz am Ende erfolgreicher ist, bleibt offen.

Der Anlegerblick: Welche Strategie überzeugt?

Die einen setzen auf mehr Bohrlöcher, die anderen auf Kostendisziplin – und wieder andere auf Tankstellen und Motoröl. Für Anleger stellt sich die Frage: Wer geht als Gewinner aus dieser Phase hervor? In Europa laufen die Aktien bisher besser – nicht zuletzt wegen Übernahmegerüchten um BP und Shell.

Doch der Markt ist nervös. Neue Zölle, geopolitische Unwägbarkeiten und saisonale Effekte wie die Driving Season in den USA machen Vorhersagen schwer. Für Langfristanleger könnte sich ein nüchterner Blick auf Dividendenstärke, Rückkaufprogramme und Geschäftsmodell lohnen – statt auf Ölpreiswetten zu setzen.

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