21. August, 2025

Unternehmen

BASF mit Rückenwind – Warum die Chemie-Aktie plötzlich glänzt

Der Kurs des Chemieriesen zieht an, das Branchenklima hellt sich auf, und der DAX-Titel schließt alte Kurslücken. Was steckt hinter dem Aufschwung – und wie nachhaltig ist er wirklich?

BASF mit Rückenwind – Warum die Chemie-Aktie plötzlich glänzt
Der Chemieriese unter Druck: Steigende Energiekosten und schwache Nachfrage belasten BASF stärker als erwartet.

Raus aus dem Tal

Die Aktie des weltgrößten Chemiekonzerns scheint aus ihrer Lethargie erwacht zu sein. Nach Jahren der Belastung durch Energiepreise, Konjunkturflaute und geopolitische Risiken notiert das Papier der BASF SE (WKN: BASF11) so fest wie lange nicht mehr – und das in einem Marktumfeld, das bislang eher durch Unsicherheit als durch Euphorie geprägt war.

Quelle: Eulerpool

Der jüngste Kursanstieg kommt nicht aus dem Nichts. Schon in der Vorwoche war die Aktie charttechnisch ausgebrochen – jetzt bestätigt sich der Trend. Mit einem satten Plus von über zwei Prozent allein am Montag nimmt BASF Kurs auf die psychologisch wichtige Marke von 50 Euro.

Sollte die positive Marktstimmung anhalten, rücken sogar die Jahreshochs von über 55 Euro in greifbare Nähe. Doch was hat den Aufschwung ausgelöst – und wie belastbar ist er?

Ein Sektor schöpft Hoffnung

Auffällig: Nicht nur BASF zieht an. Auch andere gebeutelte Chemiewerte wie Lanxess oder Covestro zeigen ein kräftiges Lebenszeichen – obwohl fundamentale Nachrichten weiterhin dünn gesät sind. Lanxess etwa hat zuletzt sogar eine Gewinnwarnung veröffentlicht – und trotzdem ist der Kurs gestiegen.

Quelle: Eulerpool

Der Grund? Die Erwartungen an die gesamte Branche sind auf einem historischen Tiefpunkt angekommen. Nach einer beispiellosen Schwächephase – getrieben von hohen Rohstoffkosten, schwacher Industrienachfrage und politischer Unsicherheit – scheint nun selbst Stillstand als Fortschritt zu gelten. Die Börse preist offensichtlich ein, dass es kaum noch schlimmer werden kann.

Schwäche als Chance

BASF hat in den vergangenen Jahren massive Herausforderungen bewältigen müssen. Besonders die explodierenden Energiepreise infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und die schleppende Erholung in China trafen das Ludwigshafener Unternehmen hart.

Der 2022 eingeleitete Stellenabbau – insbesondere in der Heimatregion – war ein deutliches Signal: Man musste abspecken, um handlungsfähig zu bleiben.

Nun jedoch mehren sich die Anzeichen, dass die Talsohle durchschritten sein könnte. Der globale Einkaufsmanagerindex für die Industrie zieht wieder leicht an. Auch Chinas Wirtschaft zeigt erste Anzeichen einer Stabilisierung. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, hätte BASF – mit seiner breiten internationalen Aufstellung und robusten Bilanz – tatsächlich die Chance auf ein Comeback.

Charttechnik hilft – aber reicht das?

Aktuell schließt die BASF-Aktie wichtige Kurslücken im Bereich um die 47 Euro. Das nächste Ziel liegt bei rund 49,30 Euro – auch dort klafft ein altes „Gap“, das aus den Abverkäufen nach Trumps Zoll-Drohungen im Frühjahr stammt. Technische Trader sehen solche Marken als Wegweiser. Doch die entscheidende Frage bleibt: Gibt es bald auch fundamentale Gründe für die Rallye?

Quelle: Eulerpool

Bisher ist die Aufwärtsbewegung vor allem technisch getrieben. Der letzte Quartalsbericht lieferte keine großen Überraschungen – weder nach oben noch nach unten.

Das macht den Kursanstieg umso bemerkenswerter, aber auch fragiler. Ein Rücksetzer an den Märkten, etwa durch steigende Zinsen in den USA oder geopolitische Schocks, könnte die Erholung schnell ins Wanken bringen.

Langfristig günstig, kurzfristig wacklig

Trotz aller Unsicherheiten bleibt eines bestehen: die günstige Bewertung. Mit einem KGV von deutlich unter 10 und einer Dividendenrendite, die zeitweise über 7 % lag, gehört BASF zu den attraktivsten Werten im DAX – zumindest auf dem Papier. Wer langfristig investiert und an eine Trendwende im globalen Industriezyklus glaubt, dürfte mit dem Papier wenig falsch machen.

Quelle: Eulerpool

Doch kurzfristig sind Nerven gefragt. Noch fehlen die Impulse aus der Realwirtschaft, um den aktuellen Aufwärtstrend dauerhaft zu rechtfertigen. Für Anleger bedeutet das: dabei bleiben, aber mit Blick auf mögliche Rückschläge. Der Stoppkurs bei 31 Euro bleibt vorerst sinnvoll gesetzt.

Ein Strohfeuer oder Beginn einer neuen Ära?

Noch ist es zu früh für große Euphorie. Die Chemiebranche steht weiterhin unter Druck, von grüner Regulierung über China-Abhängigkeit bis hin zu strukturellen Überkapazitäten. Und auch BASF selbst hat noch einen weiten Weg zurück zur alten Stärke.

Aber vielleicht, ganz vielleicht, markiert dieser Sommer das Ende der langen Durststrecke – und den Anfang einer neuen Wachstumsphase für Europas Industriegiganten.

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