26. Juni, 2025

Immobilien

McMakler rettet sich in letzte Finanzierungsrunde – und muss jetzt liefern

Nach monatelangem Streit ist der Machtkampf unter den Investoren beigelegt. Das Berliner Immobilien-Start-up erhält frisches Kapital – doch die Erwartungen sind hoch und die Geduld gering.

McMakler rettet sich in letzte Finanzierungsrunde – und muss jetzt liefern
Trotz monatelanger Investorenstreitigkeiten konnte McMakler frisches Kapital einsammeln. Der israelische Großinvestor IGP setzte sich mit seiner Forderung nach einem Schuldenschnitt nicht durch.

Kein Schuldenschnitt, kein Chefwechsel mehr, keine weiteren Entlassungen – dafür endlich frisches Geld. Nach zähem Ringen ist beim kriselnden Digitalmakler McMakler der Knoten geplatzt.

Eine neue Finanzierungsrunde im niedrigen zweistelligen Millionenbereich steht – sie soll dem Berliner Unternehmen den Neustart ermöglichen, den es nach Entlassungen, Kapitalabschreibungen und einem schleichenden Reputationsverlust dringend braucht. Doch der Preis für diese Einigung ist nicht nur finanzieller Natur.

Ein Machtkampf hinter verschlossenen Türen

Was nach einer nüchternen Finanzierungsrunde klingt, war hinter den Kulissen ein offener Schlagabtausch unter Alt-Investoren. Der israelische Fonds IGP, Kreos Capital (ein Ableger des Investmentriesen Blackrock) und der Berliner VC Target Global stritten monatelang um die Bedingungen.

Vor allem IGP hatte einen Schuldenschnitt gefordert – ein Eingeständnis wirtschaftlicher Schieflage. Durchsetzen konnte sich die Idee nicht. Stattdessen wurden Zahlungsmodalitäten angepasst, ohne Schulden zu streichen. Eine Kompromisslösung – und ein Gesichtsverlust für IGP.

Dass die Einigung nun überhaupt zustande kam, war keineswegs selbstverständlich. Die ursprünglich für Mai geplante Runde war gescheitert. Hinter vorgehaltener Hand hieß es, die Geduld vieler Investoren sei am Limit.

Ein zweistelliger Millionenbetrag – mit Einschränkungen

Offiziell spricht McMakler nicht über das Volumen, aus Finanzkreisen ist jedoch von etwa 15 Millionen Euro die Rede – ein Betrag, der für ein Unternehmen mit ambitionierter Tech-Vision zwar Luft zum Atmen bietet, aber keine große Expansion erlaubt.

McMakler will mit zusätzlichem Personal bestehende Standorte stärken. Doch bei rückläufigen Transaktionen und stagnierender Nachfrage bleibt fraglich, wie das wirtschaftlich funktionieren soll.

Entsprechend defensiv fällt auch die neue Strategie aus: Kein Markteintritt in neue Länder, sondern Konsolidierung der bestehenden Standorte. Mehr Makler, mehr Plattformausbau – aber keine neuen Risiken.

„Wir wollen in die Tiefe wachsen, nicht in die Breite“, sagt CEO Benedikt Manigold.

Er war erst im vergangenen Jahr Nachfolger des Gründers Felix Jahn geworden, der nach neun Jahren und zunehmendem Druck ausstieg.

Rückblick auf einen tiefen Fall

Lange galt McMakler als Aushängeschild der deutschen PropTech-Szene. Viel Risikokapital, viel PR, viel Ambition. Doch das Geschäftsmodell – die Kombination aus klassischer Maklerleistung und digitaler Plattform – bekam in der Zinswende massive Risse. Mit dem Ende der ultraniedrigen Bauzinsen brach die Nachfrage auf dem Wohnimmobilienmarkt ein, Käufer verschwanden, Transaktionen stagnierten.

Die Folge: hohe Verluste, mehrere Entlassungsrunden, schwindendes Vertrauen. Besonders schmerzhaft: Der angesehene Fondsanbieter Baillie Gifford – zwischenzeitlich einer der wichtigsten Investoren – schrieb seinen Anteil im Dezember 2024 komplett ab. Ein Vorgang, der selbst in der Venture-Capital-Welt selten vorkommt.


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Jetzt heißt es: liefern

Manigold betont, dass McMakler inzwischen operativ positiven Cashflow erwirtschafte – ein wichtiger Schritt, aber noch kein Gewinn auf Jahresbasis. Und auch kein Beweis, dass das Geschäftsmodell nun endgültig tragfähig ist.

Die neue Finanzierung ist ein Aufschub, kein Freifahrtschein. Die Investoren haben ihre Geduld strapaziert, die Branche schaut genau hin – und die Konkurrenz schläft nicht.

Denn während McMakler intern mit sich selbst rang, haben sich andere Plattformen leise nach vorne geschoben. Insbesondere hybride Anbieter mit klarer Kostenstruktur und aggressivem Onlinevertrieb haben an Boden gewonnen.

McMakler sieht sich weiter als Tech-Firma

Trotz der Rückschläge betont das Unternehmen weiter seinen Technologie-Fokus. Die Plattform sei das Herzstück, nicht das klassische Maklergeschäft. Doch genau hier bleibt die Kritik: Die Preise für die Kunden unterscheiden sich kaum von denen herkömmlicher Makler.

Die versprochene Effizienz schlägt sich nicht im Preis nieder – eine Sollbruchstelle, die das Geschäftsmodell angreifbar macht.

Kein Stellenabbau mehr – wirklich?

Manigold kündigt an, dass es keinen weiteren Personalabbau geben werde. Eine Ankündigung, die nach mehreren Runden mit Dutzenden Betroffenen mehr wie eine Beruhigungspille klingt als ein Versprechen. Branchenkenner sehen darin eher ein taktisches Signal an das eigene Team – und an den Markt.

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