08. Dezember, 2025

Fintech

Alphabet zieht an Microsoft vorbei – und verschiebt die Machtachse im KI-Rennen

Mit rasantem Wachstum, neuen Modellen und klarer Produktstrategie schließt Google zu OpenAI auf. An der Börse hat Alphabet den Rivalen Microsoft bereits überholt.

Alphabet zieht an Microsoft vorbei – und verschiebt die Machtachse im KI-Rennen
Alphabet zieht bei der Marktkapitalisierung an Microsoft vorbei. Neue KI-Produkte geben den Ausschlag.

Ein Börsenmoment, der mehr ist als Symbolik

Zum ersten Mal seit 2018 ist Alphabet wieder mehr wert als Microsoft. 3,86 Billionen Dollar Marktkapitalisierung stehen 3,55 Billionen Dollar des Windows-Konzerns gegenüber. Der Vorsprung mag noch schmal sein, doch er markiert einen Stimmungsumschwung: Die Anleger trauen Alphabet wieder mehr zu – technologisch und kommerziell.

Während die Microsoft-Aktie im laufenden Jahr nur um rund 14 Prozent gestiegen ist, legte Alphabet um mehr als 67 Prozent zu. Kein anderes Mitglied der viel beachteten „Magnificent Seven“ hat 2025 eine stärkere Performance hingelegt.

Alphabet punktet, weil das Unternehmen schneller liefert als erwartet

Der technologische Katalysator ist eindeutig: Gemini. Mit Gemini 3, dem Launch der Unternehmensplattform Gemini Enterprise und dem Bildgenerator Nano Banana Pro zeigt Alphabet eine Produkt- und Veröffentlichungsfrequenz, die viele Investoren nach der Dominanz von OpenAI nicht mehr erwartet hatten.

Der Konzern baut zudem ein geschlossenes Ökosystem auf – von Modellarchitektur über Cloud-Infrastruktur bis hin zu Produktintegration. Genau diese Verbindung aus KI-Modellen und Plattformen hatte Google lange gefehlt. Jetzt zeigt Alphabet, dass es seine zweite Chance ernst nimmt.

Microsoft bleibt stark – aber KI verschiebt die Kapitallogik

Microsoft verfügt weiterhin über die tiefste Integration mit OpenAI und besitzt 27 Prozent des Unternehmens. Gleichzeitig schafft Redmond mit Investitionen in Nvidia und Anthropic ein zweites Standbein. Azure profitiert massiv vom KI-Boom – allerdings zu einem hohen Preis.

Analysten warnen inzwischen vor einer Schere zwischen Umsatz und Kapitaleinsatz. Während KI-Workloads die Cloud-Nachfrage beschleunigen, sind die Margen unter Druck, weil die Infrastrukturkosten explodieren. Einige Beobachter gehen sogar davon aus, dass die Integration von KI-Funktionen wie Copilot langfristig einen „Wertverlust“ im Office-Geschäft erzeugen könnte: höhere Nutzung, höhere Kosten, aber keine proportional steigenden Einnahmen.

Die Anleger feiern Alphabet – und bleiben Microsoft treu

Interessant ist, dass der Umschwung in der Marktkapitalisierung nicht zu einer Abkehr von Microsoft führt. 33 von 35 Analysten empfehlen die Aktie weiterhin zum Kauf, das durchschnittliche Kursziel liegt bei knapp 630 Dollar. Das entspräche rund 31 Prozent Potenzial.

Auch bei Alphabet bleibt die Stimmung freundlich – aber mit deutlich geringerer Euphorie. Von 15 Analysten raten 14 zum Kauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 313 Dollar und damit leicht unter dem aktuellen Kurs. Anleger haben vieles bereits vorweggenommen.

Der eigentliche Wettbewerb findet nicht an der Börse statt

Alphabet und Microsoft liefern sich nicht nur ein Rennen um die Marktkapitalisierung. Entscheidend ist der technologische Vorsprung im KI-Stack – Modellqualität, Training, Rechenkapazität, Enterprise-Integration.

Alphabet gewinnt gerade an Tempo, weil seine KI-Produkte sichtbarer werden und der Abstand zu OpenAI schrumpft. Microsoft dagegen muss beweisen, dass seine KI-Strategie nachhaltig monetarisierbar ist und nicht in einem Subventionskreislauf zwischen Azure und Modellbetreibern endet.

2026 wird damit zum Jahr, in dem die Branche entscheiden muss, ob Kapital oder Technologie gewinnt – und wer beides gleichzeitig beherrscht.

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