08. Oktober, 2025

Börse

Ottobock wagt den Sprung: Börsengang zum Spitzenpreis von 66 Euro

Der Prothesenhersteller Ottobock startet an der Frankfurter Börse – und zwar mit maximalem Selbstbewusstsein. Der Ausgabepreis liegt am oberen Ende der Spanne. Das Traditionsunternehmen setzt damit ein Signal: Wachstum trotz Rezessionssorgen.

Ottobock wagt den Sprung: Börsengang zum Spitzenpreis von 66 Euro
Börsendebüt mit Haltung: Ottobock startet bei 66 Euro – und testet den Appetit der Anleger auf deutsche Industrie.

Ein Börsendebüt mit Ansage

Wenn am Mittwochmorgen die Glocke an der Frankfurter Börse läutet, steht eines der traditionsreichsten Medizintechnik-Unternehmen Deutschlands im Rampenlicht. Ottobock, Weltmarktführer für Prothetik, hat seinen Börsengang zum Spitzenpreis von 66 Euro je Aktie festgesetzt – das obere Ende der zuvor kommunizierten Spanne.

Damit wird das niedersächsische Familienunternehmen mit rund 4,2 Milliarden Euro bewertet. Insgesamt platzieren die Eigentümer um die Näder Holding rund 10,7 Millionen Aktien aus dem eigenen Bestand, ergänzt um 1,5 Millionen neue Papiere aus einer Kapitalerhöhung. Das Platzierungsvolumen summiert sich auf knapp 810 Millionen Euro – einer der größten deutschen IPOs des Jahres.

Ein starkes Signal in schwachem Umfeld

Dass Ottobock in einem von geopolitischen Spannungen und Kapitalmarktzurückhaltung geprägten Jahr den Börsengang zu Höchstbewertung durchsetzt, gilt als bemerkenswert. Die Nachfrage institutioneller Investoren war offenbar robust – ein Zeichen, dass der Markt Medizintechnik weiterhin als stabile Wachstumsbranche sieht.

Ottobock profitiert von einer wachsenden Zahl orthopädischer Eingriffe, dem demografischen Wandel und einer zunehmenden Technologisierung der Prothetik. Insbesondere smarte, sensorbasierte Systeme haben den Konzern zuletzt in die Gewinnzone geführt.

Familienmacht bleibt bestehen: Die Näder Holding hält auch nach dem IPO mehr als 80 Prozent der Stimmrechte.

Familienunternehmen mit globalem Anspruch

Das 1919 gegründete Unternehmen hat sich in über 100 Jahren von einer Werkstatt für Kriegsversehrte zum globalen Innovationsführer in der Medizintechnik entwickelt. Ottobock erwirtschaftete zuletzt rund 1,4 Milliarden Euro Umsatz und beschäftigt weltweit mehr als 9000 Mitarbeiter.

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Mit dem IPO öffnet sich das Unternehmen zwar dem Kapitalmarkt, bleibt aber unter Kontrolle der Eigentümerfamilie Näder. Der Streubesitz liegt zum Börsenstart bei etwa 19 Prozent – genug für Liquidität, aber zu wenig für Machtverschiebungen.

Was Anleger erwarten dürfen

Analysten bewerten den Schritt positiv, warnen aber vor überzogenen Erwartungen. Die Bewertung von über 20-fachem erwarteten Gewinn spiegele bereits viel Zukunft ein. Entscheidend wird sein, ob Ottobock seine ehrgeizigen Wachstumsziele – insbesondere in den USA und Asien – einlösen kann.

Zudem dürfte die Aktie zu Beginn unter Beobachtung stehen: Der Markt für Neuemissionen hat sich 2025 noch nicht vollständig erholt, erfolgreiche IPOs sind rar. Ottobock könnte zum Testfall werden, ob Investoren wieder Vertrauen in deutsche Börsengänge fassen.

Ein stiller Triumph für deutsche Industrie-Ikonen

Ottobock betritt den Kapitalmarkt nicht als Startup, sondern als Symbol einer wiederentdeckten Industrievernunft: solide Bilanzen, reale Produkte, internationale Stärke. In einer Zeit, in der viele deutsche Traditionsfirmen mit Transformation kämpfen, wirkt dieser Börsengang fast altmodisch – im besten Sinne.

Wenn der Kurs am ersten Handelstag über 66 Euro notiert, wäre das nicht nur ein Erfolg für Ottobock, sondern ein seltenes Signal des Optimismus: dass Qualität, Beständigkeit und Technologie „Made in Germany“ auch am Kapitalmarkt noch etwas zählen.

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