Vom Deutschlandchef zum US-Boss
Srini Gopalan ist in Bonn kein Unbekannter. Als Chef des Deutschlandgeschäfts hatte er den Telekom-Konzern operativ modernisiert, bevor er im März dieses Jahres in die operative Spitze der US-Tochter wechselte.
Nun rückt er an die vorderste Front: Ab dem 1. November wird er CEO von T-Mobile US, dem mit Abstand wichtigsten Geschäftsbereich der Telekom.
Ein harter Akt zu folgen
Sein Vorgänger Mike Sievert tritt nicht etwa ab, weil er gescheitert ist – im Gegenteil. Unter seiner Führung wurde T-Mobile US zum aggressivsten Herausforderer im amerikanischen Mobilfunkmarkt.
Die Übernahme von Sprint und der unnachgiebige Preiskampf gegen AT&T und Verizon haben die Kundenzahlen nach oben katapultiert. Sievert selbst war bereits rechte Hand von John Legere, dem legendären Vorgänger mit Lederjacke und Twitter-Kanone.
Als Architekt des Wachstumskurses tritt er nun in den Verwaltungsrat ein – ein Signal, dass er Einfluss behalten dürfte.

Risiken für die Telekom
Mit dem Führungswechsel wächst der Druck auf Gopalan. Der US-Markt ist gesättigt, die Margen stehen unter Druck, und 5G-Investitionen verschlingen Milliarden.
Die Telekom ist zudem in Europa kaum noch wachstumsfähig – die Entwicklung der US-Tochter entscheidet daher maßgeblich über den Börsenwert des Gesamtkonzerns. Anleger wissen das: Die Aktie der Muttergesellschaft reagierte im europäischen Handel mit einem Minus von fast zwei Prozent, während die US-Papiere leicht zulegten.

Signal für den Kapitalmarkt
Dass die Telekom das US-Geschäft einem ihrer erfahrensten Manager anvertraut, ist ein klares Signal an Investoren: Bonn will die Erfolgsgeschichte fortschreiben und keinen Bruch riskieren.
Dennoch bleibt die Frage, ob Gopalan den Spagat schafft – zwischen aggressivem Wachstum in den USA und stabiler Dividende in Europa.
Ein Wechsel unter Hochspannung
Der Zeitpunkt des Wechsels ist bemerkenswert. Seit Juni kursierten Gerüchte, dass Sievert abgeben wolle. Nun vollzieht die Telekom den Schritt in einem Umfeld, das von geopolitischen Unsicherheiten, hohen Zinsen und wachsender Konkurrenz im Mobilfunk geprägt ist. Gopalan wird zeigen müssen, ob er nur Verwalter des Erbes oder Gestalter einer neuen Wachstumsphase sein kann.
