14. Mai, 2025

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Putins Angebot, Selenskyjs Bedingung: Ein Friedensvorschlag mit doppeltem Boden

Russland will verhandeln – aber ohne vorherige Waffenruhe. Die Ukraine fordert den Stopp aller Angriffe, bevor sie Gespräche aufnimmt. Die „Koalition der Willigen“ zeigt sich skeptisch.

Putins Angebot, Selenskyjs Bedingung: Ein Friedensvorschlag mit doppeltem Boden
Putins Gesprächsangebot – ohne Waffenruhe: Trotz fortgesetzter Angriffe auf ukrainische Städte bietet der Kreml Friedensgespräche „ohne Vorbedingungen“ an – ein Schritt, den viele Beobachter als taktisches Manöver einstufen.

Ein Gesprächsangebot aus Moskau

Wladimir Putin schlägt direkte Friedensgespräche mit der Ukraine vor – schon am Donnerstag, in Istanbul. Für viele klingt das zunächst wie ein Schritt Richtung Entspannung.

Doch bei genauerem Hinsehen ist klar: Moskau will reden, aber nicht schweigen. Eine Waffenruhe vor den Gesprächen lehnt der Kreml ab. Genau das aber ist für Kiew nicht verhandelbar.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert eine sofortige Feuerpause – als Grundlage für alles Weitere. „Wir erwarten, dass Russland eine vollständige, anhaltende und verlässliche Feuerpause bestätigt“, schrieb er. Einfache Logik: Wer verhandeln will, sollte vorher aufhören zu schießen.

Macron spricht Klartext

Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zeigt sich wenig beeindruckt vom russischen Vorschlag. Auf dem Rückweg von Kiew nannte er Putins Offerte ein Manöver, „um Zeit zu gewinnen“.

Die Ukraine solle parallel zu Bombardierungen Friedensgespräche führen – für Macron ein absurdes Szenario. Er fordert wie Selenskyj eine 30-tägige Waffenruhe. Ohne sie, so Macron, seien Verhandlungen nicht mehr als eine Illusion.

Drohnen über Dnipro – Realität statt Rhetorik

Während in Istanbul angeblich Frieden vorbereitet wird, fliegen in der Ukraine wieder Drohnen. Kiew, Odessa, Charkiw, Dnipropetrowsk – überall Luftalarm. Die Feuerpause zum Weltkriegsgedenken war kaum vorbei, da schlugen die nächsten Raketen ein.

Wolodymyr Selenskyj: Der Diener des Volkes dient weiter
Am 20. Mai endet Selenskyjs fünfjährige Amtszeit. Zunächst bleibt er an der Macht. Die bisherige Bilanz einer ungewöhnlichen Präsidentschaft.

Russland beschuldigt die Ukraine, Angriffe provoziert zu haben. Umgekehrt wirft Kiew Moskau gezielte Täuschung vor: Die Gedenkruhe habe nur dazu gedient, den 9. Mai ohne Störung zu begehen.

Merz auf Staatsbesuch – obwohl kein Staatschef

Mitten in diesen Spannungen reiste Friedrich Merz nach Kiew – gemeinsam mit Macron, dem britischen Premier Keir Starmer und Polens Regierungschef Donald Tusk.

Im ZDF nannte Merz die Mission „die größte diplomatische Initiative der vergangenen Monate“. In der Ukraine wurde der Besuch als starkes Signal gewertet – doch auch als Botschaft an Moskau: Der Westen steht hinter Kiew. Bedingungslos.

Putin will reden – aber nur, wenn der Westen schweigt

Hinter den Kulissen stellt Russland eigene Bedingungen: Keine weiteren Waffenlieferungen aus den USA und der EU. Das forderte Kremlsprecher Dmitri Peskow im Interview mit ABC News.

Die Ukraine nutze jede Waffenruhe, so der Vorwurf, „um sich neu zu formieren“. Das Ziel sei daher nicht Frieden, sondern taktischer Vorteil.

Diese Argumentation ist nicht neu – und lenkt vom Kern ab: Russland will entscheiden, wann geredet wird, wo geredet wird und unter welchen Bedingungen. Die Ukraine und ihre Partner sehen darin keine Grundlage für ernsthafte Gespräche.

Trump kündigt „große Woche“ an – mit sich im Zentrum

Während Europa auf konkrete Schritte pocht, meldet sich auch Donald Trump zu Wort. Auf seiner Plattform Truth Social kündigt er einen „möglicherweise großen Tag“ für Russland und die Ukraine an. Er wolle mit beiden Seiten sprechen – und das Blutvergießen beenden.

Was genau Trump plant, bleibt offen. Klar ist nur: Der ehemalige US-Präsident inszeniert sich als möglicher Friedensstifter – obwohl seine Nähe zu Putin und seine Ablehnung weiterer Ukraine-Hilfen ihn für viele westliche Partner schwer berechenbar machen.

Sanktionen? Russland bleibt gelassen

Auf neue Sanktionen reagiert der Kreml mit demonstrativer Ruhe. „Wir haben uns daran gewöhnt“, sagt Peskow im russischen Staatsfernsehen. Die wirtschaftlichen Probleme in Russland sind real – aber der Rubel fällt nicht in sich zusammen.

Dank Rohstoffverkäufen an China, Indien und andere Abnehmer bleibt der Geldfluss stabil. Die Kriegswirtschaft läuft – trotz aller Strafmaßnahmen.

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