02. Oktober, 2025

Börse

Ottobock stürmt aufs Parkett: Milliardenschulden, Milliardengier – und ein heißer IPO

Der Börsengang des Prothesen-Weltmarktführers ist bereits überzeichnet. Doch hinter der Euphorie stehen hohe Schulden der Eigentümerfamilie und die Frage, ob Investoren Geduld mitbringen.

Ottobock stürmt aufs Parkett: Milliardenschulden, Milliardengier – und ein heißer IPO
IPO-Euphorie mit Beigeschmack: Obwohl der Börsengang überzeichnet ist, dient der Großteil der Einnahmen der Tilgung von Familienschulden – nicht dem Unternehmen selbst.

Schon eine Stunde nach Beginn der Zeichnungsfrist meldeten die begleitenden Banken Vollzug: Der Börsengang von Ottobock ist überzeichnet. Für alle 12,35 Millionen angebotenen Aktien liegen Kaufaufträge vor – quer durch die Preisspanne von 62 bis 66 Euro. Anleger reißen sich also um den weltweit führenden Prothesenhersteller.

Doch so glänzend die Schlagzeilen, so drängend die Fragen: Reicht eine einfache Überzeichnung, um den IPO nachhaltig erfolgreich zu machen? Erfahrungsgemäß braucht es das Doppelte, damit Banken Investoren nach Langfristigkeit selektieren können – und nicht bloß Spekulanten zum Zuge kommen.

Ankeraktionäre als Vertrauenssignal

Ein Drittel des Emissionsvolumens ist ohnehin fest gebucht: Milliardär Klaus-Michael Kühne und die US-amerikanische Capital Group fungieren als Ankeraktionäre. Sie verleihen dem IPO Glaubwürdigkeit – und sorgen dafür, dass ein Teil der Aktien langfristig gesichert scheint.

Bei einer Bewertung von bis zu 4,2 Milliarden Euro will Ottobock zwischen 766 und 808 Millionen Euro einsammeln. Nur ein Bruchteil davon, 100 Millionen Euro, fließt in das Unternehmen selbst. Der Rest dient einem einzigen Zweck: der Schuldenreduktion der Eigentümerfamilie Näder.

Die Schuldenlast der Familie Näder

Die Zahlen sind eindeutig: Noch nach dem Börsengang bleibt die Familie auf einem Kredit von gut 1,02 Milliarden Euro sitzen, der bis 2030 zurückgezahlt werden muss. Hintergrund ist ein riskanter Schritt: Um Anteile vom Finanzinvestor EQT zurückzukaufen, nahm die Familie Milliarden auf – und muss nun Kapital freischaufeln.

Ein halbes Jahr lang darf sie ihre restlichen Aktien nicht veräußern, danach könnten weitere Platzierungen folgen. Investoren müssen sich also darauf einstellen, dass in absehbarer Zeit erneuter Verkaufsdruck auf die Aktie kommen könnte.

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Prothesen, Innovation und Marktstellung

Abseits der Eigentümerstruktur bleibt Ottobock ein Schwergewicht der Medizintechnik. Das Unternehmen beliefert Patienten weltweit mit hochentwickelten Prothesen, von bionischen Kniegelenken bis zu hochfunktionalen Armprothesen. Gerade in alternden Gesellschaften ist die Nachfrage stabil, während technologische Innovationen – etwa durch Sensorik und KI-gestützte Steuerung – weiteres Wachstum versprechen.

Doch die Branche ist kapitalintensiv, und Ottobock muss seine Position nicht nur durch Forschung sichern, sondern auch gegen steigende Konkurrenz aus Asien verteidigen.

Anleger zwischen Euphorie und Vorsicht

Der erste Ansturm auf die Aktien zeigt das enorme Vertrauen in die Marke. Aber die doppelte Überzeichnung, die als Gradmesser für nachhaltigen IPO-Erfolg gilt, steht noch aus. Zudem bleibt die Abhängigkeit von der finanziellen Situation der Familie Näder ein Risiko, das Anleger einkalkulieren müssen.

Die Frage lautet also: Kaufen Investoren hier Wachstum und Medizintechnik-Zukunft – oder finanzieren sie in erster Linie die Schulden einer Unternehmerfamilie?

Fest steht: Der Ottobock-Börsengang ist schon jetzt einer der spannendsten Kapitalmarktgeschichten des Jahres.

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