Von der Fassade zum Faktor: Der Einsatz chinesischer Kampfjets durch Pakistan markiert einen sicherheitspolitischen Wendepunkt – mit weitreichenden Folgen für den globalen Rüstungsmarkt und westliche Militärdoktrinen.
Im jüngsten Grenzkonflikt mit Indien wurden erstmals chinesische J-10C-Maschinen im echten Kampfeinsatz erprobt – mit offenbar beträchtlicher Wirkung.
Ein Konflikt, viele Botschaften
Die J-10C ist kein neues Flugzeug – sie ist ein Upgrade eines bereits seit 2006 eingesetzten Typs. Doch was bisher als modernisierte Kopie sowjetischer Bauweise galt, entfaltete nun eine neue, politische Sprengkraft.
Nach Angaben aus Islamabad schoss Pakistan mehrere indische Jets ab – darunter auch Maschinen des Typs Rafale aus französischer Produktion. Unabhängige Bestätigungen fehlen. Doch die Bilder der Trümmer gingen viral – und die Signalwirkung ist längst entfaltet.
China reklamiert damit still, aber deutlich: Unsere Technik wirkt.
In Peking war die Reaktion unmissverständlich. Der Aktienkurs des J-10C-Herstellers Chengdu Aircraft stieg binnen weniger Tage um mehr als 20 %. Auf Chinas Plattformen wird bereits von einem „Durchbruchmoment“ gesprochen – ähnlich jenem, als die chinesische KI-Firma DeepSeek erstmals auf Augenhöhe mit GPT-4 konkurrierte.
Technologischer Aufstieg – und ein Testfeld
Militärexperten sehen den Vorfall als Reifeprüfung. Die Maschine fliegt mit chinesischer Avionik, chinesischer Steuerungselektronik – und mit chinesischen Triebwerken. Die PL-15-Luft-Luft-Rakete, die sie trägt, gilt mit über 200 Kilometern Reichweite als bedrohlichster Gegner für westliche Jets. Anders als bei F-16 oder Rafale kann sie außerhalb der Sichtweite zuschlagen.
Insbesondere für Taiwan stellt diese Entwicklung eine neue Eskalationsstufe dar. Die Inselrepublik vertraut weiterhin auf amerikanische F-16 und hat technologisch nur bedingt Aufholpotenzial.

Sollte China angreifen, wäre der Luftkampf entscheidend – und mit Jets wie der J-10C womöglich zu Chinas Gunsten verschoben.
Der Zeitpunkt ist nicht zufällig. Nur wenige Tage vor dem pakistanischen Einsatz veröffentlichte der chinesische Staatsrat ein neues Weißbuch zur nationalen Sicherheit. Die Message: China setzt nicht mehr nur auf wirtschaftliche Stärke, sondern auch auf militärische Selbstbehauptung – samt Exportfähigkeit.
Eine neue militärische Logik
Bisher war chinesische Rüstung zwar günstig, aber wenig gefragt. Viele Länder, die chinesische Jets bestellten – etwa Myanmar, Bangladesch oder Nigeria – meldeten massive technische Probleme. Maschinen wurden gegroundet, Lieferungen verzögert. Auch Pakistan selbst hatte in der Vergangenheit Probleme mit chinesischen Schiffssystemen.
Doch diesmal scheint etwas anders: Die J-10C funktioniert. Nicht perfekt, aber einsatzbereit, stabil – und für Pakistan entscheidend. Ein Zufallserfolg? Oder der Beginn einer neuen Ära?
Timothy Heath von der RAND Corporation glaubt Letzteres. Gegenüber der InvestmentWeek erklärt der Analyst: „Chinas Kampfjets scheinen nun einsatzfähig, exportfähig und strategisch nutzbar – das ist ein Gamechanger.“
Auch westliche Rüstungsunternehmen dürften aufhorchen. Bisher galt: Wer NATO-Qualität wollte, musste teuer einkaufen. Nun liefert China ein funktionierendes Produkt – zu niedrigeren Kosten und ohne politische Bedingungen westlicher Demokratien. Für viele Schwellenländer ist das attraktiv.
Indien im Dilemma, China mit Strategie
Indien wirft China inzwischen vor, sich aktiv in den Konflikt eingemischt zu haben – über Radarhilfe, Satellitendaten und elektronische Kriegsführung. Beweise dafür gibt es bisher nicht. Aber Peking schweigt auffällig. Der Dankesbesuch des pakistanischen Außenministers in Peking war jedenfalls kein Missverständnis.
China hat demonstriert, dass es seine militärischen Werkzeuge nicht nur verkauft, sondern auch einsetzt – indirekt, diskret, aber effektiv. Der nächste Einsatz könnte näher liegen, als dem Westen lieb ist.
Und der Westen?
Noch belächeln viele Militärexperten Chinas Ambitionen. Doch die Realität holt die Theorie ein. Während sich Europa über Panzerlieferungen streitet und in den USA der Verteidigungshaushalt stagniert, rüstet China. Mit einem Ziel: strategische Unabhängigkeit, technologische Parität – und eine militärische Präsenz, die ernst genommen wird.
Die J-10C war dabei nur ein erstes Warnsignal.
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