30. Oktober, 2025

Finanzen

Drei ETFs für harte Börsenphasen – wie Sie Seitwärtsmärkte und Dellen für sich arbeiten lassen

Bewertungen auf Rekordniveau, Nerven blank: Wer jetzt nicht aussteigen will, braucht Instrumente, die auch ohne neue Höchststände funktionieren. Drei ETF-Bausteine können genau das leisten – mit klaren Regeln, harten Grenzen und bekannten Fallstricken.

Drei ETFs für harte Börsenphasen – wie Sie Seitwärtsmärkte und Dellen für sich arbeiten lassen
Hoch bewertet, nervös gehandelt: Der MSCI World notiert 2025 nahe Allzeithoch – viele Anleger fürchten, dass die Rally auf tönernen Füßen steht.

1) Covered-Call-ETFs: Prämien kassieren, Spitzen kappen

Die Idee ist schlicht: Der Fonds hält Aktien (oder einen Index) und verkauft parallel Kaufoptionen darauf. Die eingenommenen Optionsprämien fließen als laufender Ertrag an die Anleger – in ruhigen oder leicht steigenden Märkten ein verlässlicher Renditebeitrag.

So wirkt’s im Depot

  • Ertragsmotor: Optionsprämien lassen die Ausschüttungen spürbar anschwellen; in der Praxis lagen sie je nach Produkt häufig im hohen einstelligen Bereich pro Jahr.
  • Risikorahmen: Da der Fonds die zugrunde liegenden Aktien besitzt („covered“), entsteht kein nacktes Derivate-Risiko.
  • Preis dafür: Steigt der Markt dynamisch, wird der Gewinn gedeckelt – die verkauften Calls „geben“ die Spitze nach oben ab. Im Boom läuft der schlichte Index-ETF davon.

Wann sinnvoll?

  • Seitwärts bis leicht positiv: Genau hier glänzt die Strategie. Die Prämien fangen Flauten auf, ohne dass man auf Aktienexposure verzichten muss.
  • Einkommensorientierung: Für Investoren, die planbare Ausschüttungen suchen, sind Premium-Income-/Covered-Call-ETFs ein Werkzeug – nicht die gesamte Lösung.

Kosten und Kniffe

  • Gebühren: Meist 0,35–0,45 % p. a. – höher als beim Standard-ETF, aber deutlich günstiger als aktiv gemanagte Optionsfonds.
  • Marktabdeckung: Der Schwerpunkt liegt auf US-Benchmarks (S&P 500, Nasdaq 100), globale Varianten existieren, reine Europa-Fonds sind selten.
  • Steuern (DE): Ausschüttungen unterliegen der Abgeltungsteuer; die Teilfreistellung (z. B. 30 % bei Aktienfonds) hängt von der tatsächlichen Aktienquote und Produktstruktur ab – Prospekt lesen.

Die größten Fehler

  • „Immer besser“-Irrtum: Covered Calls sind kein Crashschutz. Fallen Kurse deutlich, reichen Prämien nicht aus, um Verluste zu neutralisieren.
  • Falsche Erwartung: Wer das Maximum in Haussen will, wird enttäuscht – Spitzengewinne gehören dem Käufer der Option.

2) Buffer-ETFs: 15 % Puffer – mit eingebauter Decke

Diese Produkte „kaufen“ via Optionsportfolio einen Abschlag nach unten (typisch: 15 %) und finanzieren das teilweise durch einen Deckel nach oben. Der Schutz gilt immer für einen fixen Zeitraum – meist drei oder zwölf Monate – und rolliert.

So wirkt’s im Depot

  • Sanftere Fahrt: Moderate Rückgänge innerhalb des Puffers treffen Sie nicht.
  • Preis dafür: Über dem Cap nehmen Sie nicht mehr voll am Aufschwung teil – die Rendite wird abgeschnitten.
  • Zeitfenster zählt: Wer mitten im Lauf einsteigt, übernimmt den aktuellen Restpuffer und die Restdecke – die sind nicht identisch mit den „Prospektwerten“ zum Start.

Wann sinnvoll?

  • Nervöse Phasen ohne Crash: In holprigen Seitwärtsmärkten glätten Buffer-ETFs die Kurve.
  • Ruhestandsnähe: Für Anleger kurz vor oder in der Rente kann der Puffer psychologisch wie finanziell helfen, Planbarkeit zu erhöhen.

Kosten und Kniffe

  • Gebühren: Typisch 0,50–0,85 % p. a. – teuer für ETF-Maßstäbe, aber günstiger als strukturierte Zertifikate auf Einzeltitelrisiko.
  • Abdeckung: In Europa dominiert der US-Markt als Underlying; Pufferhöhe (oft 15 %) und Laufzeit (3/12 Monate) sind standardisiert.
  • Liquidität: Die Vehikel sind kleiner; Anleger sollten mit etwas breiteren Spreads rechnen.

Die größten Fehler

  • Puffer-Fetisch: Fällt der Markt über den Puffer hinaus, tragen Sie jeden weiteren Prozentpunkt Verlust voll mit.
  • Kalendereffekt ignoriert: Wer die Laufzeitmechanik nicht versteht, kann ungewollt zu wenig Puffer und zu enge Caps kaufen.

3) Short-ETFs: Reine Gegenbewegung – auf Tagesbasis

Inverse ETFs bilden die Tagesrendite eines Index spiegelbildlich ab (−1x; mit oder ohne Hebel). Das ist ein kurzfristiges Werkzeug – nicht die Versicherung fürs Jahresdepot.

So wirkt’s im Depot

  • Tageslogik: +10 % im Index heute bedeutet −10 % im Short-ETF heute. Über mehrere Tage entsteht Pfadabhängigkeit: Nach Volatilität kann der Short-ETF trotz unverändertem Index im Minus liegen.
  • Taktischer Einsatz: In klaren, anhaltend fallenden Phasen liefern inverse ETFs – punktgenaues Timing vorausgesetzt.

Wann sinnvoll?

  • Kurzläufer-Absicherung: Ereignisrisiken (Zinsentscheid, Gewinnwarnung, geopolitische Schocks) über wenige Tage.
  • Momentum-Trades: Für erfahrene Anleger mit striktem Risikomanagement.

Kosten und Kniffe

  • Gebühren: Grob 0,3–0,7 % p. a.; bei Haltedauern von Tagen/Wochen nebensächlich – der Timingfehler ist teurer.
  • Angebot: Breite Auswahl auf DAX, Euro Stoxx 50, CAC 40, S&P 500; einfache inverse (-1x) und gehebelte Varianten (-2x).
  • Steuern: Gewinne/Verluste sind steuerpflichtig; Hebel erhöht das Risiko, nicht die Intelligenz des Trades.

Die größten Fehler

  • Buy-and-hold im Short: Historisch steigen Aktienmärkte – dauerhaft inverse Positionen verlieren strukturell.
  • Volatilitätsfalle: Hohe Schwankung frisst durch Pfadabhängigkeit Performance – auch wenn der Index „nur“ hin und her pendelt.

Praxis: Wie man die drei Bausteine intelligent kombiniert

Zielsetzung zuerst. Diese ETFs sind Werkzeuge – nicht die Strategie. Drei Szenarien für anspruchsvolle Marktphasen:

  1. Seitwärts, leicht positiv (Basisfall 2025/26):
    • Kern: breiter Aktien-ETF.
    • Beimischung: Covered-Call-ETF (10–25 %) für laufende Prämien.
    • Rolle: Ausschüttungen glätten die Rendite, mentale „Dividende“ reduziert Verkaufsdruck.
  2. Holprig, aber kein Crash:
    • Kern: Aktienquote beibehalten.
    • Beimischung: Buffer-ETF (10–20 %) auf den Leitindex zur Dämpfung.
    • Rolle: Verluste bis 15 % im Zeitraum werden gekappt, nach oben akzeptiert man eine gedeckelte Rendite.
  3. Kurzfristige Korrektur/Absicherung um Events:
    • Taktischer Block: Short-ETF (−1x) in kleinen Dosen (z. B. 3–5 % des Depots) mit hartem Stopp und klarem Zeithorizont.
    • Rolle: Temporärer Gegengewicht-Impuls – nach dem Ereignis konsequent schließen.

Risikoregeln, die Geld sparen

  • Positionsgrößen: Kein Baustein >25 % des Gesamtdepots.
  • Zeithorizont festschreiben: Buffer: über die Laufzeit denken; Short: tages-/wochenweise; Covered Call: quartals-/jahresweise.
  • Kosten disziplinieren: ETFs regelmäßig gegen günstigere, liquide Alternativen prüfen; Spreads beachten.
  • Steuer prüfen: Teilfreistellungen, Ausschüttungsrhythmus, Vorabpauschale – Prospekt + KIID lesen statt raten.

Was diese drei ETFs nicht können

Sie ersetzen weder Diversifikation über Assetklassen (Kurzläufer-Anleihen, Cash, inflationsgeschützte Bausteine) noch die strategische Allokation. Sie sind Feinwerkzeuge für Marktphasen, in denen Geduld allein nicht reicht – aber Aktionismus teuer wäre.

Der Punkt am Ende

Wer in späten Zyklen investiert bleibt, braucht Instrumente, die ohne Kursrekorde liefern. Covered-Call sichert Einkommen, Buffer bügelt Dellen aus, Short deckt gezielte Risiken ab. Der Rest ist Handwerk: richtige Größe, klare Laufzeit, eiserne Disziplin. Nicht spektakulär – aber genau das macht den Unterschied zwischen überstehen und überreagieren.

Indien zieht davon – und Deutschland schaut zu
Während Japaner und Koreaner den Subkontinent erobern, wachen VW, BMW und Mercedes zu spät auf. Die einstigen Exportweltmeister verlieren ausgerechnet dort, wo das nächste große Automarkt-Wunder beginnt.