14. Juni, 2025

Unternehmen

500 Milliarden Dollar für Europa – Blackstone bläst zur Großoffensive

Der weltgrößte Manager alternativer Investments will massiv in den europäischen Markt einsteigen. Immobilien, Rechenzentren, Infrastruktur – kaum ein Bereich bleibt verschont. Doch die Strategie birgt auch Risiken.

500 Milliarden Dollar für Europa – Blackstone bläst zur Großoffensive
Daten statt Immobilien? Mit Investitionen in Rechenzentren wie hier in Nordengland setzt Blackstone gezielt auf die wachsende Abhängigkeit Europas von Cloud- und KI-Technologien.

Europa steht vor einem Investmentsturm, wie ihn der Kontinent lange nicht erlebt hat: Blackstone, der US-amerikanische Gigant für alternative Anlagen, plant Investitionen in Höhe von bis zu 500 Milliarden US-Dollar in den kommenden zehn Jahren.

Das kündigte CEO Steve Schwarzman anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Londoner Blackstone-Niederlassung in einem Bloomberg-Interview an. Die Zahl wirkt fast surreal – und könnte das Kräfteverhältnis auf den europäischen Kapitalmärkten nachhaltig verschieben.

Ein Kontinent wird zur Investitionsfläche

Blackstone ist bereits der dominante Akteur bei alternativen Anlagen weltweit, verwaltet mehr als eine Billion Dollar.

Doch mit der angekündigten Offensive macht Schwarzman unmissverständlich klar: Europa wird für den Private-Equity-Riesen zur nächsten großen Spielwiese. Von Immobilien über Rechenzentren bis hin zu Infrastrukturanlagen – die Angriffslust kennt kaum Grenzen.

Dass sich Blackstone gerade jetzt so deutlich positioniert, hat mehrere Gründe. Einerseits lockt Europa mit strukturellen Umbauten in der Fiskal- und Wirtschaftspolitik, die Schwarzman zufolge "höhere Wachstumsraten" ermöglichen könnten.

Gemeint sind unter anderem die massiven staatlichen Investitionsprogramme in Infrastruktur und Digitalisierung, aber auch die grüne Transformation, die Billionen an privatem Kapital erfordert.

1Blackstone-CEO Steve Schwarzman: Mit 500 Milliarden Dollar will der Private-Equity-Riese in Europa expandieren – doch Kritiker warnen vor wachsender Privatisierung öffentlicher Infrastruktur.

Rechenzentren, Daten und die neue Infrastruktur

Ein zentrales Element der europäischen Blackstone-Strategie ist der rasant wachsende Markt für Rechenzentren.

In Nordengland errichtet der Konzern derzeit eines der größten Rechenzentren Europas – ein Symbol für den gigantischen Hunger nach Serverkapazitäten, den künstliche Intelligenz, Streamingdienste und Cloud-Anwendungen erzeugen. Blackstone investiert nicht nur in die Hardware der Digitalisierung, sondern auch in die Grundversorgung der künftigen Datenökonomie.

Parallel dazu positioniert sich der US-Riese verstärkt in klassischen Immobiliensegmenten, aber zunehmend auch im Bereich Infrastruktur: Energieversorgung, Logistikzentren, Gesundheitsimmobilien, Wassernetze – all das gilt längst nicht mehr als langweiliges Anlagefeld, sondern als stabiler Renditeanker in einer volatilen Welt.

Privates Kapital als Lückenfüller staatlicher Investitionen

Blackstones Europa-Offensive ist auch Ausdruck eines globalen Trends: Private Kapitalmärkte füllen zunehmend die Lücke, die staatliche Investitionen nicht mehr schließen können.

Infrastrukturprojekte mit langfristiger Finanzierung werden immer häufiger von institutionellen Investoren, Pensionsfonds und Private-Equity-Giganten übernommen. Dabei profitieren die Großanleger von stabilen Zahlungsströmen, während Staaten und Kommunen sich von hohen Anfangsinvestitionen entlasten.

Diese Entwicklung ist politisch nicht unumstritten. Kritiker warnen, dass zentrale öffentliche Güter wie Energie, Verkehr und Gesundheitsinfrastruktur in die Hände renditegetriebener Investoren geraten, was langfristig zu Preisdruck auf Verbraucher und weniger demokratischer Kontrolle führen könnte.

Blackstone selbst weist solche Bedenken routiniert zurück und verweist auf seine Rolle als "stabiler Partner für nachhaltige Entwicklung".

Europa wird zum Hotspot globaler Private-Equity-Ströme

Auffällig ist, dass Blackstone mit seiner Ankündigung nicht allein steht. Auf der SuperReturn International-Konferenz in Berlin gaben kürzlich auch andere Private-Equity-Giganten wie BC Partners, Permira und Brookfield Asset Management ihre Ambitionen bekannt, den europäischen Markt stärker zu bespielen.

Der Kontinent wird zum strategischen Schachbrett für milliardenschwere Fonds, die angesichts stagnierender US-Märkte und wachsender geopolitischer Unsicherheit neue Wachstumsfelder suchen.

Auch geopolitisch ist die Strategie kein Zufall: Nach Jahren des "America First" unter Trump und wachsender China-Risiken erscheint Europa derzeit als vergleichsweise stabiler, berechenbarer Hafen für langfristige Investitionen.

Zudem versuchen Akteure wie Schwarzman, den Ausbau von Rechenzentren, Digitalisierung und kritischer Infrastruktur eng mit den geopolitischen Interessen der USA zu verknüpfen – Europa als verlängerte Werkbank amerikanischer Tech-Dominanz.

Nicht nur Europa: Auch der Nahe Osten rückt in den Fokus

Neben Europa hat Blackstone parallel auch den Nahen Osten als Zielmarkt ausgerufen. Insbesondere Städte wie Dubai und Riad, die sich rasant zu internationalen Finanz- und Technologiezentren entwickeln, bieten dem Konzern lukrative Einstiegsmöglichkeiten. Schwarzman sieht hier „erhebliche Wachstumschancen“, zumal die Golfstaaten massiv in Diversifizierung und Technologietransfer investieren.

Der Balanceakt: Milliarden-Investitionen zwischen Stabilität und Blase

Doch bei allem Wachstumspotential stellt sich die Frage, wie lange das massive Kapitalangebot noch auf stabile Realwirtschaft trifft. Denn selbst in Europa sind viele Immobilienmärkte nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik heiß gelaufen, die Bewertungen von Infrastrukturfonds klettern in schwindelerregende Höhen.

Das Risiko von Übertreibungen ist real – und Private Equity lebt bekanntlich von hohen Bewertungen beim Einstieg und lukrativen Exits.

Blackstones Strategie ist also auch ein Wagnis. Die enormen Summen müssen nicht nur investiert, sondern am Ende auch verzinst werden. Und das in einem geopolitischen Umfeld, das sich rasch ändern kann. Doch eines bleibt klar: Mit der angekündigten Großoffensive stellt Blackstone endgültig die Weichen, um Europa zu einem seiner wichtigsten Wachstumsmärkte zu machen.

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