20. August, 2025

Unternehmen

Aldi-Technik wird zerschlagen – Medion fällt wieder in deutsche Hände

Nur neun Monate nach der Komplettübernahme durch Lenovo spaltet der chinesische Konzern die Aldi-Kultmarke Medion auf – mit einem überraschenden Comeback ihres Gründers.

Aldi-Technik wird zerschlagen – Medion fällt wieder in deutsche Hände
PC bleibt bei den Chinesen: Lenovo behält die Gaming- und Computerlinien Medion und Erazer – den Rest gibt’s zurück an den Gründer.

Der Medion-Deal war gerade erst abgeschlossen, da kehrt der Gründer zurück. Nur wenige Monate nachdem der chinesische Tech-Riese Lenovo die Medion AG vollständig übernommen und von der Börse genommen hatte, folgt nun der radikale Schnitt: Lenovo gibt den Großteil der traditionsreichen deutschen Elektronikmarke wieder ab.

Die neue Medion GmbH wird unabhängig – und gehört wieder Gerd Brachmann, dem Mann, der das Unternehmen einst groß gemacht hat.

Zerschlagung mit Ansage

Der Schnitt kommt schneller als erwartet – und tiefer: Künftig wird Lenovo nur noch die PC-Sparte weiterführen. Computer, Notebooks und Gaming-Geräte der Marken Medion und Erazer bleiben unter der Kontrolle des Konzerns. Alles andere, also das breite Sortiment an Haushaltsgeräten, TVs, Audioprodukten, Fitness-Trackern, Smartwatches und Co., wandert in eine neu gegründete Gesellschaft.

Diese ist laut Lenovo komplett unabhängig – aber mit einem sehr bekannten Namen an der Spitze. Gerd Brachmann, der sich seit Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, übernimmt die Reste seines früheren Imperiums. Der Essener Unternehmer gründete Medion bereits 1983 und machte es in den 90ern und frühen 2000ern zur Synonymmarke für günstige Technik im Aldi-Regal.

Lenovo zieht sich zurück: Nur neun Monate nach dem vollständigen Squeeze-out der Medion-Aktionäre beginnt der Konzern mit der Zerschlagung des Traditionsunternehmens.

Heimkehr eines Mannes, der nie ganz weg war

Dass Brachmann zurückkehrt, überrascht – aber nur auf den ersten Blick. Der stille Lenker im Hintergrund war auch nach dem Verkauf 2011 nie ganz aus dem Medion-Kosmos verschwunden. Mit seinem Aktienpaket, das Lenovo damals für 13 Euro pro Anteil übernahm, legte er den Grundstein für den Einstieg der Chinesen. 2024 dann der Squeeze-out – Lenovo zahlte 14,28 Euro je Aktie, die Medion AG verschwand von der Börse.

Was Lenovo für das Nicht-PC-Geschäft von Brachmann nun erhält oder ob es sich um eine Rückgabe im Sinne eines strategischen Rückzugs handelt, bleibt unklar. Die Parteien schweigen – und halten auch die Mitarbeiter im Ungewissen. Bekannt ist nur: Der Großteil der rund 950 Beschäftigten wechselt zur neuen GmbH, ein kleiner Teil bleibt bei Lenovo.

Ein alter Name mit neuer Mission?

Ob es sich um ein echtes Comeback oder eine Übergangslösung handelt, wird sich zeigen. Klar ist: Der Markt für günstige Elektronik ist härter denn je. Medion steht nun ohne globales Rückgrat da – in einem Markt, in dem Marken wie Xiaomi, TCL oder Realme auch in Europa angreifen. Gleichzeitig lebt die Strahlkraft des Aldi-Kults weiter, auch wenn die Glanzzeiten lange vorbei sind.

Lenovo dagegen zieht sich in bekanntes Terrain zurück: Hardware mit Fokus auf Performance und Gaming. Damit lässt sich mehr Marge erwirtschaften – und es passt zur globalen Strategie. Die Masseware aus dem Non-PC-Segment war da wohl eher Ballast.

Rückzug oder Rettung?

Für Lenovo ist der Schritt rational. Für Brachmann womöglich emotional. Vielleicht will er seinem Lebenswerk noch einmal eine neue Chance geben – oder zumindest dafür sorgen, dass es nicht sang- und klanglos verschwindet. Für den deutschen Elektronikhandel ist es auf jeden Fall ein Novum: Ein Gründer übernimmt sein Unternehmen zurück, nachdem es ein Jahrzehnt in ausländischer Hand war.

Und für Aldi? Die Discounter dürften sich freuen – denn Medion bleibt Medion. Zumindest für den Kunden.

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