Getränkedosen erleben unerwartetes Wachstum
Die Getränkedose, einst durch das Dosenpfand fast aus den Regalen verschwunden, feiert ihr Comeback. In Deutschland wurden zuletzt wieder fast vier Milliarden Getränkedosen pro Jahr verkauft – Tendenz steigend.
Der Boom kommt vor allem aus dem Segment der alkoholfreien Getränke, deren Absatz aus Dosen laut Marktforscher NIQ in den letzten fünf Jahren um 47 % zulegte.
Besonders jüngere Zielgruppen treiben den Trend, befeuert durch Social-Media-Ästhetik, Designaffinität und den Wunsch nach praktischer Verpackung. Die Dosenverpackung ist wieder salonfähig – und das hat Folgen für ganze Industriezweige.
Dosenverpackungen als Wachstumstreiber im Handel
Nicht nur Konsumenten profitieren vom neuen Trend, sondern auch der Lebensmitteleinzelhandel, Tankstellen und Getränkemärkte. Denn die Getränkedose ist leicht stapelbar, gut zu kühlen und optimal für Impulskäufe. Die kleinen Füllmengen erlauben höhere Margen pro Liter.
Hersteller wie Coca-Cola, Paulaner oder Capri-Sun setzen verstärkt auf das Format. Coca-Cola European Partners kündigte sogar Investitionen von 150 Millionen Euro in Dosenabfüllanlagen an – allein 45 Mio. davon fließen in den Standort Halle (Saale).
Aluminiumindustrie profitiert von steigender Dosenproduktion
Die Nachfrage nach Getränkedosen wirkt sich direkt auf die deutsche Aluminiumindustrie aus – insbesondere auf Aluminium-Walzwerke und Recycler. Während andere Branchen wie Automobil und Bau schwächeln, gilt der Verpackungssektor als robust.

Besonders Speira, einer der größten europäischen Anbieter für Aluminium-Walzprodukte, profitiert. Das Unternehmen produziert eine Million Tonnen Aluminiumprodukte jährlich und setzte 2024 rund 3,4 Milliarden Euro um. Sprecher Mauritz Faenger-Montag:
„Die Getränkedose ist unser stabiles Volumensegment – konstant und weniger anfällig für Konjunkturschwankungen.“
Aluminiumrecycling: Fortschritt mit Lücken
Zwar lassen sich Getränkedosen aus Aluminium gut recyceln, doch die Realität ist komplexer. Der „Body“ – also die Hülle der Dose – besteht zu bis zu 99 % aus Recyclingmaterial. Beim Dosendeckel allerdings liegt der Anteil an Primäraluminium noch bei bis zu 25 %, da spezielle Legierungen nötig sind.
Speira arbeitet mit Partnern an neuen Legierungen, die vollständig recycelbar sein sollen. Erste Patente sind angemeldet, 2027 könnte eine komplett recycelbare Getränkedose marktreif sein.
Der CO₂-Fußabdruck bleibt eine Herausforderung
Trotz Recyclingerfolgen ist Aluminium energieintensiv. Für eine Tonne Primäraluminium werden laut Bundeswirtschaftsministerium rund 14.500 Kilowattstunden Strom benötigt – mehr als der Jahresverbrauch eines Vier-Personen-Haushalts.
Zwar beziehen Hersteller wie Speira ihr Primärmetall aus Regionen mit Grünstrom (Skandinavien, Südeuropa), doch global gesehen stammt ein erheblicher Teil weiterhin aus Regionen mit Kohleverstromung – etwa Indien oder China. Das belastet den CO₂-Fußabdruck der Getränkedose deutlich.
Getränkedose als Symbol eines Verpackungstrends
Dass ein scheinbar altmodisches Produkt wie die Getränkedose heute als Verpackung der Generation Z gefeiert wird, zeigt: In der Konsumwelt ist nichts endgültig tot. Die Mischung aus Design, Funktion und Convenience macht die Aludose wieder attraktiv – wirtschaftlich, aber noch nicht ökologisch.
Der Erfolg bringt Milliarden – aber auch Verantwortung. Die Aluminium- und Verpackungsbranche wird beweisen müssen, dass sich steigende Dosenverkäufe, nachhaltige Dosenproduktion und ein niedriger CO₂-Fußabdruck vereinbaren lassen. Der nächste entscheidende Schritt steht bevor.
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