15. August, 2025

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US-Zerstörer im Visier Pekings – Chinas Machtprobe am Scarborough-Riff

China meldet, ein US-Kriegsschiff vom umstrittenen Riff vertrieben zu haben. Washington spricht von legitimer Durchfahrt – und stellt klar: Peking hat kein Vetorecht auf offener See.

US-Zerstörer im Visier Pekings – Chinas Machtprobe am Scarborough-Riff
Die „USS Higgins“ patrouilliert nahe des Scarborough-Riffs, um internationale Schifffahrtsrechte durchzusetzen – ein Gebiet, das Peking seit 2012 de facto kontrolliert.

Ein Funken genügt

Das Südchinesische Meer gilt als einer der gefährlichsten geopolitischen Brennpunkte der Welt. Am Dienstagmorgen zündete es erneut: Laut Pekings Militär drang der US-Zerstörer „USS Higgins“ ohne Genehmigung in Gewässer rund um das Scarborough-Riff ein – und wurde von chinesischen Einheiten „vertrieben“.

Washingtons Version klingt anders: Die Fahrt sei eine routinemäßige Operation zur Wahrung der „Freiheit der Schifffahrt“ gewesen – verankert im Völkerrecht.

Ein strategischer Zankapfel

Das Scarborough-Riff, eine unscheinbare Formation aus flachen Lagunen und Korallen, ist seit Jahren ein Symbol für Chinas Territorialansprüche. Geografisch liegt es klar in der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der Philippinen, doch 2012 setzte Peking Fakten und stationierte Schiffe der Küstenwache.

Ein internationales Schiedsgericht in Den Haag erklärte 2016 Chinas Anspruch für nichtig – Peking ignorierte das Urteil demonstrativ.

Das erste Mal seit Jahren

Die „USS Higgins“ ist nicht irgendein Schiff: Der Lenkwaffenzerstörer gehört zu den modernsten der US-Flotte. Dass er ausgerechnet jetzt nahe des Riffs operierte, ist kein Zufall.

Es ist der erste öffentlich bekannte Einsatz dieser Art am Scarborough seit mindestens sechs Jahren – und fällt in eine Phase erhöhter Spannungen, ausgelöst durch ein gefährliches Manöver der chinesischen Küstenwache gegen ein philippinisches Versorgungsschiff nur Tage zuvor.

Das Scarborough-Riff liegt strategisch zwischen Luzon und der Hauptschifffahrtsroute im Südchinesischen Meer, in einer Region mit milliardenschweren Fisch- und Rohstoffvorkommen.

Chinas Selbstverständnis: Fast das ganze Meer gehört uns

Peking beansprucht rund 90 % des Südchinesischen Meeres – auf Karten markiert durch eine berüchtigte „Neun-Strich-Linie“. Neben den Philippinen erheben auch Vietnam, Malaysia, Brunei und Taiwan Ansprüche.

Für China sind US-Marineoperationen in der Region gezielte Provokationen, für die USA hingegen notwendige Machtdemonstrationen, um den Anspruch auf internationale Gewässer zu verteidigen.

Gefährliche Routine

Solche Fahrten sind offiziell „Freedom of Navigation Operations“ (FONOPS) – sie sollen zeigen, dass kein Staat internationale Seewege einseitig kontrollieren darf. Die USA lassen dabei bewusst heikle Gebiete ansteuern. China reagiert fast immer mit scharfen Protestnoten und dem Hinweis, man werde „in hoher Alarmbereitschaft“ bleiben.

Philippinisches Dilemma

Für Manila ist das Scarborough-Riff ein doppeltes Problem: Es ist nicht nur wirtschaftlich bedeutsam wegen seiner Fischbestände, sondern auch politisch – jeder Zwischenfall dort zwingt die Regierung zum Spagat zwischen dem langjährigen Militärbündnis mit den USA und dem wirtschaftlich übermächtigen China. Die jüngste Eskalation, bei der sogar zwei chinesische Schiffe kollidierten, verstärkt den Druck.

Eine Eskalationsspirale mit globaler Sprengkraft

Die aktuelle Konfrontation zeigt, wie dünn der Grat zwischen Machtdemonstration und militärischem Zusammenstoß geworden ist. Dass beide Seiten ihre Narrative so scharf formulieren, ist mehr als Propaganda – es ist ein Signal an die Welt, dass hier keiner nachgeben will. Im dicht befahrenen Südchinesischen Meer kann das jeder Zeit mehr sein als nur ein diplomatischer Schlagabtausch.

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