Ein misslungener Wohnungskauf wird zum Ausgangspunkt eines Fintechs
Jean Meyer wollte lediglich eine Wohnung kaufen. Dass aus diesem Plan ein Start-up entstehen würde, ahnte er nicht. Rund 200.000 Euro hielt er damals in Kryptowährungen – legal erworben, regulär verwahrt, sauber dokumentiert. Doch sobald er die Summe von einer Kryptobörse zu seiner Bank transferieren wollte, begann ein Hindernislauf. Jede größere Auszahlung löste neue Prüfungen aus, jede Prüfung verlangte weitere Nachweise. Die Geldwäschekontrollen wurden zu einer Barriere, die seinen privaten Plan zum Stillstand brachte.
Das Erlebnis markierte den Moment, in dem Meyer sah, was vielen Krypto-Haltern passiert: Ihr Vermögen existiert – aber es zirkuliert nicht. Die Systeme sprechen nicht dieselbe Sprache. Genau dort setzt Deblock an, das Fintech, das Meyer zusammen mit Mitgründern aufgebaut hat und das bereits in der Seed-Phase namhafte Investoren anzog.

Deblock will Krypto-Assets bankfähig machen
Der Ansatz ist radikal pragmatisch: Deblock baut Wallets, die nicht nur digitale Werte speichern, sondern sie anschlussfähig für klassische Finanzprozesse machen sollen. Das Unternehmen positioniert sich als Scharnier – nicht als Bank, nicht als Kryptobörse, sondern als Infrastruktur, die beweisbare Eigentumsverhältnisse, Transaktionshistorien und Compliance-Daten bündelt.
Für Anleger, die größere Summen in Krypto halten, ist das ein zentrales Versprechen. Solange Banken hohe Summen aus Kryptoverkäufen als Risikosignale interpretieren, bleibt die reale Nutzbarkeit digitaler Assets begrenzt. Deblock will das ändern – nicht durch Umgehung der Regeln, sondern durch bessere Datenstrukturen. Die Idee: Wer seine Wallet über Deblock führt, kann seinem Finanzinstitut eine nachvollziehbare, automatisiert aufbereitete Herkunftskette vorlegen. Genau das fehlte Meyer, als sein Wohnungskauf scheiterte.
Die Gründer kultivieren ihren Ruf als Krypto-Puristen
Was Deblock antreibt, ist weniger die Begeisterung für Spekulation als ein Ideal: Private digitale Vermögen sollen ohne institutionelle Übersetzungsleistungen auskommen können. Die Gründer gelten als Puristen, aber nicht im romantischen Sinn der frühen Bitcoin-Jahre. Ihr Purismus ist funktional – er richtet sich gegen das strukturelle Misstrauen, mit dem Banken Krypto-Einkünfte betrachten.
In der Szene verschafft ihnen das Ansehen. Ihre Fundraising-Runden bestätigen es: Bereits in der Anfangsphase flossen hohe Summen von prominenten Tech- und Fintech-Investoren. Viele sehen in Deblock die Infrastruktur, die Kryptovermögen aus der Nische holt und in alltägliche Finanzprozesse einbindet – ohne dabei die Grundprinzipien digitaler Eigentumsrechte zu verwässern.

Beim Deutschlandstart wählen sie den direkten Konflikt
Dass Deblock nun nach Deutschland expandiert, folgt einem klaren Kalkül. Der Markt gilt als anspruchsvoll, reguliert und gleichzeitig wachstumsstark. Wer hier Fuß fasst, kann später skalieren. Doch Deblock will nicht leise eintreten. Schon vor dem offiziellen Launch gerieten die Gründer mit Trade Republic aneinander, einem der Platzhirsche im Retail-Brokerage.
Der Streit entzündete sich an einer Kernfrage der Krypto-Ökonomie: Wem gehört ein digitaler Vermögenswert, wenn er bei einem Intermediär liegt? Deblock kritisiert, dass viele Anbieter – darunter Trade Republic – Krypto-Assets nicht als individuelle On-Chain-Bestände der Nutzer verwahren, sondern als Sammelpositionen. Für Puristen ist das ein Bruch mit der Grundlogik: Ohne direkten Zugriff auf den eigenen Schlüssel bleibt das Eigentum unvollständig.
Mit dieser Position betritt Deblock einen Markt, der sich gerade neu sortiert. Nachdem viele Neobroker Krypto als Zusatzprodukt integriert haben, wächst die Nachfrage nach echten, selbst verwahrten Beständen. Deblock besetzt genau diesen Raum – und nutzt den Konflikt, um das eigene Profil zu schärfen.
Der internationale Druck auf den Finanzzugang digitaler Vermögen wächst
Die Situation, die Meyer einst am Kauf seiner Wohnung scheitern ließ, betrifft heute weit mehr Menschen. In Europa steigt die Zahl der Haushalte, die signifikante digitale Vermögen halten. Gleichzeitig verschärfen Banken ihre Prüfmechanismen, getrieben durch regulatorische Anforderungen und interne Risikoalgorithmen. Die Folge ist eine strukturelle Friktion: Vermögen, das auf dem Papier wächst, aber in der Praxis schwer nutzbar bleibt.
Deblock positioniert sich als Lösung für genau dieses Spannungsfeld. Wer digitale Assets nicht nur handeln, sondern für reale Transaktionen einsetzen will – von Immobilienkauf über Firmengründungen bis hin zu grenzüberschreitenden Transfers –, braucht eine klare Nachweisarchitektur. Der Markt dafür entsteht gerade erst, aber er wächst schnell.
Die Branche bereitet sich auf eine neue Wettbewerbsebene vor
Mit dem Eintritt von Deblock verschiebt sich der Fokus der Krypto-Fintechs: Weg von Handelsfunktionen, hin zu Infrastrukturen, die digitale und traditionelle Finanzwelt verbinden. Für etablierte Anbieter wie Trade Republic bedeutet das einen neuen Druck. Sie müssen klären, wie offen ihre Produkte strukturiert sind – und wie stark sie das Eigentum der Nutzer in technische Abhängigkeiten binden.
Deblock nutzt diese Schwäche als strategische Flanke. Die Gründer inszenieren sich bewusst als Gegenmodell: technisch fokussiert, kompromisslos in der Eigentumsfrage und mit der Mission, Finanzlogik neu zu ordnen. Für die Branche beginnt damit ein Wettbewerb, der weniger über Preise geführt wird als über Prinzipien.
Die Pointe liegt im Ursprung des Unternehmens
Deblock existiert, weil ein digital reiches Individuum im Analogen scheiterte. Die Gründer drehen dieses Scheitern nun in ein Produkt, das dieselbe Lücke schließen soll, an der einst ein Wohnungskauf scheiterte. Der Konflikt mit Trade Republic ist deshalb mehr als ein Marktgeräusch – er ist Ausdruck eines grundlegenden Anspruchs: Krypto soll nicht länger ein Paralleluniversum sein, sondern ein eigenständiger Vermögensraum mit realer Nutzbarkeit.



