21. August, 2025

Börse

Österreich-ETF mit massivem Plus – steckt da noch mehr drin?

Die Wiener Börse legt seit Jahresbeginn über 30 % zu, der Xtrackers ATX ETF sogar 37 %. Der Index steht kurz vor einem historischen Rekord. Doch was steckt wirklich hinter dem Höhenflug – und lohnt der Einstieg noch?

Österreich-ETF mit massivem Plus – steckt da noch mehr drin?
Mit 37 % Plus seit Jahresbeginn zählt der Xtrackers ATX ETF zu den Top-Performern unter den europäischen Länderfonds.

Rasantes Comeback einer unterschätzten Börse

Über Jahre galt die Wiener Börse als träger Nebenwertemarkt mit zu starker Bankenlast. 2025 zeigt sich ein völlig anderes Bild: Der ATX hat sich seit Januar um über 30 % nach oben geschraubt und nähert sich der 5.000-Punkte-Marke – dem historischen Höchststand von 2007.

Noch schneller steigt der Xtrackers ATX ETF, der die Kursgewinne des Index mit überdurchschnittlichen Dividendenrenditen kombiniert. Mit einem Jahresplus von 37 % zählt er zu den besten Länder-ETFs Europas.

Was steckt hinter diesem Boom – und was spricht dafür, dass der Höhenflug noch weitergeht?

Finanzen, Energie, Industrie – und eine ordentliche Dividende

Die Struktur des österreichischen Leitindex ATX bleibt hochkonzentriert: Zehn Titel machen rund 80 % des Index aus, knapp die Hälfte stammt aus dem Finanzsektor. Erste Group, Raiffeisen Bank und Bawag Group führen das Feld an – Banken, die von steigenden Zinsen, konservativer Bilanzpolitik und wachsenden Margen im Kreditgeschäft profitieren.

Daneben punkten Industrie- und Energiewerte wie OMV, Verbund und Andritz, die von hohen Rohstoffpreisen und internationaler Nachfrage getragen werden. Österreichs Energiekonzerne profitieren dabei nicht nur von staatlichen Beteiligungen, sondern auch von einem soliden Versorgergeschäft mit stabilen Cashflows – ein Argument, das viele Investoren in unsicheren Zeiten schätzen.

Xtrackers ATX ETF: Unterschätzt, aber robust

Der von DWS aufgelegte Xtrackers ATX UCITS ETF (LU0659579063) bildet den Index physisch ab und reinvestiert die Dividenden. Genau das macht den Unterschied: Während der ATX selbst ein reiner Kursindex ist, fließen beim ETF die attraktiven Dividenden (durchschnittlich über 5 %) direkt in die Performance ein.


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Das Ergebnis: +77 % in drei Jahren, +160 % über fünf Jahre – bei einer TER von 0,25 % pro Jahr. Die Volatilität ist mit gut 16 % (3 Jahre) nicht ungewöhnlich hoch, der maximale Drawdown von -28 % zeigt jedoch, dass Schwächephasen nicht ausgeschlossen sind. Wer investiert, braucht also Nerven – wird aber mit einem beachtlichen Rendite-Risiko-Profil belohnt.

Unterbewertet? Von wegen – aber auch nicht überhitzt

Mit einem durchschnittlichen KGV von etwa 10 und einem KBV von rund 1,1 sind viele ATX-Titel fundamental günstig bewertet – zumindest im Vergleich zu den großen US-Indizes oder Tech-Platzhirschen.

Das Gewinnwachstum liegt laut Schätzungen bei über 10 % jährlich. Die Marktbreite mag nicht groß sein, dafür stimmen Momentum, Bewertung und Dividende – eine seltene Kombination auf dem europäischen Aktienparkett.

Auch geopolitisch kommt Österreich eine interessante Rolle zu: Sollte sich die Lage im Osten Europas stabilisieren – Stichwort Friedensgespräche –, dürfte die exportorientierte Industrie in Österreich besonders stark profitieren.

Ein ETF mit Stärken – aber auch Klumpenrisiken

So gut die Zahlen sind – der Xtrackers ATX ETF ist kein Selbstläufer. Die hohe Konzentration auf Finanztitel macht ihn anfällig für Zins- oder Regulierungsrisiken. Auch der stark gewichtete Öl- und Gaskonzern OMV bringt politische Risiken mit, etwa durch seine Aktivitäten in Regionen wie dem Nahen Osten oder Nordafrika.

Die geringe Streuung über Branchen und Regionen hinweg unterscheidet ihn deutlich von breiteren europäischen oder globalen ETFs. Wer investiert, setzt nicht auf Diversifikation, sondern auf gezielte Chancen in einem speziellen Marktumfeld.

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