30. Dezember, 2025

Wirtschaft

Österreich beendet Rekordrezession – Wachstum kehrt zurück

Nach zwei Jahren Rezession melden die Institute eine Trendwende. Doch der Aufschwung hat einen Preis: sinkende Reallöhne und eine Inflation, die der Staat selbst antreibt.

Österreich beendet Rekordrezession – Wachstum kehrt zurück
Nach zwei Jahren Rezession wächst Österreichs Wirtschaft wieder. Doch Inflation, Defizit und sinkende Reallöhne belasten den Aufschwung.

Österreich lässt die längste Rezession seiner Nachkriegsgeschichte hinter sich. Zwei Jahre Schrumpfung haben tiefe Spuren hinterlassen, doch nun drehen die Prognosen. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute sehen erstmals wieder belastbares Wachstum – klein, aber real.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut und das Institut für Höhere Studien erwarten für 2025 ein Plus von 0,5 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt. Die Österreichische Nationalbank ist mit 0,6 Prozent sogar leicht optimistischer. Für ein Land, das zeitweise das konjunkturelle Schlusslicht der EU war, ist das eine spürbare Verschiebung.

Die Rezession endet, aber der Aufschwung bleibt fragil

„Licht am Ende des Tunnels“ nennt Wifo-Chef Gabriel Felbermayr die Entwicklung. Die Stimmung habe sich zuletzt deutlich aufgehellt. Für 2026 und 2027 rechnen die Institute jeweils mit rund einem Prozent Wachstum. Damit läge Österreich wieder leicht über dem Durchschnitt des Euroraums – ein bemerkenswerter Befund nach zwei Jahren Stillstand.

Der Weg dorthin ist schmal. Während die erste Jahreshälfte noch von Stagnation geprägt war, zog die Konjunktur zuletzt an. Unternehmen investierten mehr als erwartet, die Industrie stabilisierte sich langsam, und auch der private Konsum zeigte erste Lebenszeichen. Es ist eine Erholung ohne Euphorie, getragen von mehreren kleinen Faktoren statt von einem kräftigen Impuls.

Der Staat stützt die Konjunktur – und belastet sie zugleich

Ein zentraler Treiber bleibt der Staat. Die öffentlichen Ausgaben liegen 2025 bei mehr als 55 Prozent des BIP. Seit 2019 ist der Staatskonsum um über 16 Prozent gestiegen, während das reale BIP im selben Zeitraum nur um 3,5 Prozent zulegte. Diese Schere erklärt, warum das Wachstum nicht aus eigener Kraft entsteht.

Der Preis ist ein hohes Defizit. Für 2025 rechnen die Institute mit einem Budgetloch von 4,6 Prozent des BIP. Österreich steckt damit seit dem Sommer in einem EU-Defizitverfahren. Eine schnelle Entlastung ist nicht in Sicht: Auch für die kommenden Jahre liegen die Prognosen klar über den Maastricht-Grenzen – trotz des angekündigten Sanierungspfads.

Die Regierung setzt auf Ruhe, nicht auf Reformen

Bundeskanzler Christian Stocker führt seit März ein Dreierbündnis aus ÖVP, SPÖ und Neos. Sein nüchterner Stil brachte ihm zunächst Anerkennung. Doch das Koalitionsabkommen blieb bei strukturellen Reformen vage. Themen wie das Pensionssystem oder der Subventionsdschungel werden von Ökonomen regelmäßig angemahnt, politisch aber vertagt.

Im Sommer formulierte Stocker das sogenannte „2-1-0“-Ziel: Inflation unter zwei Prozent, Wachstum von einem Prozent, null Toleranz gegenüber Extremismus. Kritiker hielten das für ambitionslos – insbesondere beim Wachstum, das angesichts der schwachen Ausgangslage ohnehin als wahrscheinlich galt. Die neuen Prognosen bestätigen diese Einschätzung.

Ausgerechnet bei der Inflation verfehlt die Regierung ihr Ziel

Für die Bevölkerung zählt weniger das BIP als die Teuerung. Und hier bleibt Österreich problematisch. Die Inflation liegt 2025 bei 3,5 Prozent – einer der höchsten Werte in der EU. Hauptgrund ist das Auslaufen der Strompreisbremse Ende 2024, das die Preise spürbar nach oben getrieben hat.

Zwar sinkt die Teuerung 2026 rechnerisch, weil sie mit den hohen Raten des Vorjahres verglichen wird. Doch laut ÖNB dürfte sie selbst bis 2028 über der Zwei-Prozent-Marke bleiben. Das „2-1-0“-Ziel ist damit ausgerechnet beim sensibelsten Punkt außer Reichweite.

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Sinkende Reallöhne werden zur politischen Belastung

Ein strukturelles Problem liegt im Lohnsystem. Die in Österreich weitgehend automatische Anpassung der Löhne an die Inflation ließ die Arbeitskosten stark steigen. In Kombination mit hohen Energiepreisen hat das die Wettbewerbsfähigkeit geschwächt und Dienstleistungen im Inland verteuert.

Die Regierung reagierte im Herbst mit einem ungewöhnlichen Schritt: Der bereits vereinbarte zweijährige Lohnabschluss für Beamte wurde neu verhandelt. Das Ergebnis liegt teilweise unter der Inflationsrate. Auch in der Metallindustrie und anderen Branchen mussten Beschäftigte reale Einkommenseinbußen akzeptieren.

Mittelfristig dämpft das die Inflation. Kurzfristig aber sinken die Reallöhne – und damit die Kaufkraft. Der private Konsum trägt deshalb nur begrenzt zur Erholung bei.

Der Staat wird selbst zum Inflationstreiber

Felbermayr weist auf einen weiteren Effekt hin: Bund, Länder und Gemeinden haben in den vergangenen Monaten Gebühren und Abgaben teils kräftig erhöht. Allein das erkläre 0,7 bis 0,8 Prozentpunkte der aktuellen Inflation. „Der Staat selbst heizt die Teuerung an“, lautet sein Befund.

Österreich verlässt die Rezession, aber nicht die wirtschaftlichen Spannungen. Wachstum kehrt zurück, doch es wird von Sparzwängen, hoher Inflation und sinkenden Reallöhnen begleitet. Der Aufschwung ist da – er fühlt sich nur für viele noch nicht so an.

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