20. Mai, 2025

Banking

onvista wird abgewickelt – Millionen Kunden müssen jetzt ihr Depot retten

Die Commerzbank zieht den Stecker: Ende 2025 ist Schluss mit der onvista bank. Ein automatischer Depotwechsel findet nicht statt – Kunden müssen selbst aktiv werden. Was jetzt zu beachten ist – und warum sich Vergleichen lohnen kann.

onvista wird abgewickelt – Millionen Kunden müssen jetzt ihr Depot retten
Bei nicht rechtzeitigem Übertrag riskieren Kunden Zwangsverkäufe, steuerlich ungünstige Realisationen von Gewinnen und den Verlust von Verlustverrechnungstöpfen.

Eine Entscheidung mit Folgen

Die Meldung klingt nüchtern, hat es aber in sich: Die onvista bank wird geschlossen – endgültig. Die Entscheidung fiel bereits im Hintergrund, kommuniziert wurde sie schrittweise.

Nun ist klar: Bis Ende 2025 müssen alle Kunden ihr Wertpapierdepot übertragen. Wer das vergisst oder aufschiebt, riskiert mehr als nur organisatorischen Aufwand – denn ein automatischer Wechsel zu einem anderen Anbieter findet nicht statt.

Während bei anderen Banken interne Überträge möglich sind, bietet die Commerzbank ihren onvista-Kunden nur eine freiwillige Offerte zur comdirect – kein Zwang, kein Automatismus. Für viele eine Chance. Für andere: ein Problem.

Was jetzt konkret passiert

Alle Kunden der onvista bank erhalten in den nächsten Monaten eine formelle Kündigung. Parallel geht ein Wechselangebot der comdirect ein – inklusive Wechselprämie, Sonderkonditionen und dreijährigem Gebührenvorteil. Klingt gut – doch der Teufel steckt im Detail.

Denn: Wer den Wechsel nicht aktiv bestätigt und selbst einen Depotübertrag veranlasst, bleibt am Ende mit einem abgewickelten Depot zurück. Die Commerzbank überträgt keine Daten automatisch.

Auch Wertpapierpositionen werden nicht ohne Auftrag übertragen. Wer also untätig bleibt, riskiert, dass das Depot formal geschlossen wird – inklusive möglicher Verkaufszwänge.

Sonderkonditionen mit Verfallsdatum

Die comdirect wirbt mit einem Paket, das zunächst attraktiv wirkt: 100 Euro Wechselprämie, keine Depotgebühr für drei Jahre, 3,90 Euro pro Trade. Doch nach Ablauf dieser Phase gelten Standardkonditionen – und die sind spürbar teurer: 4,90 Euro Grundgebühr plus 0,25 % vom Ordervolumen pro Trade.

onvista-Kunden müssen selbst aktiv werden – andernfalls droht die Auflösung ihrer Depots. Die Commerzbank bietet keine automatische Depotmigration an, auch nicht innerhalb des eigenen Konzerns.

Bei einem Kauf über 12.000 Euro summiert sich das auf rund 35 Euro. Zusätzlich droht eine Depotgebühr – sofern nicht mindestens zwei Trades pro Quartal erfolgen, ein comdirect-Girokonto besteht oder ein aktiver Sparplan läuft.

Die Wechselkonditionen sind also nur für Kunden mit überschaubarem Handelsvolumen oder aktiver Depotnutzung attraktiv. Wer auf langfristige Gebührenvorteile setzt, sollte Alternativen prüfen.

Was passiert, wenn man gar nichts tut?

Klar ist: Wer nicht handelt, wird zur Zielscheibe der Bürokratie. Ohne aktiven Übertrag oder Kündigung wird das Depot formell beendet. Dabei können Gebühren für Sonderverwahrung entstehen. In Einzelfällen droht der Verkauf von Restbeständen, wenn keine Verwahrmöglichkeit mehr besteht.

Auch steuerliche Nachteile sind denkbar: Bei einem forcierten Verkauf können Gewinne realisiert und sofort versteuert werden – ohne strategische Abstimmung. Zudem sind Verlustverrechnungstöpfe und Altverluste nicht automatisch übertragbar. Wer klug agiert, plant daher frühzeitig.

Brokerwechsel – jetzt oder nie

Ein erzwungener Depotwechsel ist unbequem – aber auch eine gute Gelegenheit, sich von alten Strukturen zu lösen. Der Markt hat sich verändert: Neo-Broker wie Trade Republic, Scalable Capital oder justTRADE bieten teils null Euro Gebühren, moderne Apps und einfache Bedienung. Andere Anbieter setzen auf Full-Service inklusive Beratung, Girokonto und Wertpapiersparplänen.

Wer dauerhaft günstig handeln will, sollte jetzt vergleichen – nicht blind dem comdirect-Angebot folgen. Denn was heute wie ein Bonus aussieht, kann in drei Jahren teuer werden.

Ein Weckruf für passive Anleger

Die onvista-Schließung betrifft hunderttausende Kunden, viele davon mit langen Haltezeiträumen und wenig Handelsaktivität. Genau sie laufen Gefahr, von der Umstellung überrascht zu werden – und zu spät zu reagieren.

Dabei ist der Aufwand überschaubar: Ein Depotübertrag lässt sich mit wenigen Formularen erledigen, Kosten entstehen dafür in der Regel nicht. Wer jetzt aktiv wird, kann nicht nur Geld sparen – sondern behält auch die volle Kontrolle über seine Anlagestrategie.